Kapitel 33

358 27 19
                                    

(Spoiler: Nationalspiele 2013 Karasuno gegen Nekoma)

„Shoyo sieht glücklich aus", sagte ich mit einem kleinem Lächeln auf den Lippen. Karasuno hat sich echt weiterentwickelt. „Ich hätte nie gedacht, dass die Inarizaki so früh ausscheiden könnte. Die waren bei den letzten Malen echt stark. Na ja, die Krähen haben sich auch krass gesteigert. Aber wir werden gegen sie gewinnen!", lachte Kuro und ich schaute zu ihm auf. Volleyball macht ihn echt glücklich. Jeder in dieser Halle, jeder Spieler, liebt diesen Sport und würde alles für ein Sieg tun, nicht so wie ich. Ich fühle mich fehl am Platz. Ich spiele nur, weil ich kein Grund sehe aufzuhören. „Kenma, bist du aufgeregt?", Tora grinste mich an und ich überlegte kurz. Gleich würde wahrscheinlich das Spiel kommen, worauf wir alle seit Jahren hinarbeiten. Wir alle wollen den Kampf am Müllplatz Realität werden lassen. Ich will endlich mit meinem Team zusammen spielen. Ich muss mir eingestehen, dass mein Team mir unglaublich wichtig ist, aber bald wird sich einiges ändern, denn der Abschluss einiger steht bevor. „Ja, ich freue mich, immerhin werden wir gegen unsere Rivalen spielen", antwortete ich und alle Augenpaare des Teams lagen auf mir. Gott, wie unangenehm. „Hört auf mich anzustarren, als wäre mir ein dritter Arm aus dem Arschloch gekrochen", schnauzte ich sie an und Yaku wischte sich imaginäre Tränen weg. „Unserer Kenma, freut sich endlich auf ein Spiel. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag je kommen würde!" Idiot. Mein Team besteht aus zurückgebliebenen Mutterbefeuchtern. „Jungs, ärgert jetzt nicht euren Zuspieler! Schaut doch, sie haben gewonnen. Ich kenn dieses Team zwar nicht, aber ich weiß, wie viel sie euch bedeuten, deshalb hopp hopp ab zu den Umkleiden! Ihr habt ein Spiel zu gewinnen!", kommandierte uns Yuki und jeder stand von der Tribüne auf. Zusammen liefen wir zu unserer Umkleide. Zusammen werden wir nun gegen die Karasuno antreten. Zum ersten Mal spüre ich Aufregung vor einem Volleyballmatch in mir.

Alles passte eigentlich perfekt. Jeder einzelner Spieler gab seine hundert Prozent auf dem Platz. Jeder wollte von uns nur eins: Den Sieg. Wir alle haben untereinander eine unfassbare Bindung. Jeder Spielzug ist eine Strategie. Jede einzelne Bewegung hat nur eine Absicht: Den nächsten Punkt. Kuro, Kai, Yaku, Tora, Lev und ich. Wir waren eigentlich 'das ultimative Team' und unser Rücken wurde von Inuoka, Teshiro, Fukunaga und Shibayama. Wir haben so viel zusammen erlebt. Wir gehen auf dieselbe Schule, duellieren uns mit der Fukurodani, gingen auf Trainingsspiele und Camps, zusammen nervten wir Nekomata immer bis er ausrastete. Wir erkundeten den Dungeon, namens Tokio. Wir kannten die Schwächen und Stärken des jeweilig anderen. Wir sind ein Team. Wir sind das Nekoma-Volleyballteam und zusammen waren wir immer eins. Vor jedem Spiel erinnerten wir uns zurück, was wir zusammen sind oder wie Kuro vor dem Spiel formulierte: „Wir sind der Blutkreislauf des Körpers. Durch uns wird der Sauerstoff transportiert, damit das Gehirn gut funktionieren kann." Dieser Spruch motivierte uns alle und es machte mich stolz das Gehirn zu sein. Jedoch scheiterte ich, wie immer. Wegen mir verloren wir dieses wichtige Spiel. Wir verloren den Kampf am Müllplatz, aber ich fühle mich gut. Zum ersten Mal hatte ich Spaß.

„Du siehst ausgeglichen aus, Kenma", merkte Kuro an, der sich neben mich hinstellte. „Bist du wütend?", wollte ich darauf nur wissen und bekam auch sofort eine Antwort. Er nahm mich in den Arm und fing an zu schluchzen, keine Sekunde später wurde es zu einer Gruppenumarmung. Tora flennte in mein Ohr, Yaku krallte sich an Kuro, selbst Kai nahm teil, Lev umschloss alle mit seinen Titanenarmen und auch der Rest ließ seine Gefühle freien Lauf. Jeder empfand dasselbe: Wut, Trauer, Freude und auch Glück, denn es war unser letztes Spiel, in dem jeder er selbst war. Jeder weinte, auch Yuki, doch meine Tränen hatten eine andere Bedeutung. Ich fühle mich so anders. Es ist so als wäre nun ein neues Kapitel aufgeschlagen. Ich werde alle so sehr vermissen. Ich werde Yaku und Kai so sehr vermissen. Ich vermisse jetzt schon Tetsuro. Ich hab Angst. Ich hab Angst, dass nun alles ein Ende nimmt. Dieses abenteuerliche Match nahm nun sein Ende und kündigte so die letzten Wochen an. „Vielen Dank für alles!", brüllte Tora und langsam lösten sich alle von mir. Das war gerade leicht beengend. „Kenma, du hast fabelhaft gespielt. Sei nicht so unsicher", Tora wuschelte mir durch die Haare und ein Lächeln machte sich in meinem Gesicht breit. „Danke, Kuro, dass du mir Volleyball gezeigt hast", bedankte ich mich bei ihm und wieder starrten alle mich an. „Unser Kenma überrascht heute alle immer und immer wieder. Kommt wir müssen vom Feld und Nekomata wartet schon auf uns. Ich bin stolz auf jeden einzelnen!" Yaku schien sehr froh, dennoch flossen Tränen. Volleyball ist kein Spiel bei dem man allein ist. Volleyball ist ein Mulitplayer-Game bei dem man jeden einzelnen benötigt, oder? Ein Spiel bei dem man mit anderen kämpft. Ein Spiel bei dem ich verloren habe. Ich, Kenma Kozume, hab bei einem Game verloren. Scheiße! Fuck! Ich bin ein kack Gamer! Ich konnte Nekomatas Rede nicht wahrnehmen. Tränen über Tränen flossen meine Wange runter. Ich hab verloren. Wir haben verloren. Kuro wird die Schule verlassen. Ich will das nicht! Ich brauch ihn! Meine Sicht verschwamm und ich hörte nur noch ein Rauschen. Ich will das alles nicht! Ich will wieder zurück in mein erstes oder vielleicht Anfang des zweiten Jahres, wo alles noch gut war. Ich will nochmal Shoyo kennenlernen. Ich will mich nochmal in Kuro verlieben und nochmal mit ihm zusammen kommen. Ich will alles besser machen. Kriege ich in diesem Drecks Game keine zweite Chance?!

„Psh, alles wird gut", jemand drückte mich an sich. Jemand strich mir behutsam durch die Haare. „Hey, Kenma, wir sind nun Mal dritte. Wir müssen die Schule verlassen und das Spiel heute war das beste aller Zeiten. Wo sind deine dummen Bemerkungen? Wo ist der Kenma, dem jedes Spiel am Arsch vorbei ging? Es ist alles gut. Bitte wein nicht", Tora sprach auf mich ein und langsam kehrte meine Sicht zurück. Yuki drückte meine Hand. Kuro hielt mich im Arm und mein Team stand um mich, auch unsere Trainer. „Danke, ich glaube ich muss kurz aufs Klo. Bis gleich", flüchtend löste ich mich von allen und rannte den Gang gelang. Wie in einem Pokémon-Spiel, wenn man nach langem durchqueren der Höhlen kein Bock auf Zubats hat und einfach genervt, in meinem Fall feige, wegrennt. Das Leben ist unfair! Ich will nicht meine Freunde gehen lassen. Wieso musste ich ein Jahr später gezeugt und rausgepresst worden sein? Hätte ich nicht in Kuros Jahrgang sein können? Ich schaffe mein drittes Jahr alleine nicht...

„Ja, also ich bin wieder gut mit Tetsuro. Wir sehen uns echt oft und ich hab ein gutes Gefühl", mein Körper verharrte in seiner Position. Ich stand unter Schock. Eine Welle der Übelkeit überkam mich und zog mich wieder in die Tiefe. In mir keimte wieder der Sturm auf. Wieder fühle ich mich bedroht. Wieso nun sie? Karma, was hab ich dir bitte angetan? Wieso muss ich ihr nun begegnen? Wieso kann Mikasa nicht einfach aus meinem Leben verschwinden? Oder muss ich einfach aus ihrem verschwinden? Wahrscheinlich, immerhin ist es ihre Story. Sie steht um die Ecke und redet über meinen Freund. „Du hast so Recht, Saya! Als ob er solange mit einem Typen zusammen sein kann. Dazu schau dir den kleinen Mal an. Es ist peinlich, dass Tetsuro sich mit dem abgibt." Nein... Bitte nicht... Ich will das nicht. „Ich gehe bald mit ihm auf dieselbe Uni und das ist abgesprochen. Als der Knirps ihm den Kontakt zu mir verbat, sahen wir uns trotzdem oft, also bezweifle ich, dass die Beziehung läuft. Tja, ich bin halt einfach die bessere Wahl und das sieht er wahrscheinlich ein." Kuro hatte mich angelogen. Alles war eine Lüge.

Game Over. Diese Worte sehe ich vor meinem geistigen Auge. Ich hab nicht nur gegen die Krähen verloren, sondern auch gegen einen Boss. Am Ende bekommt die Kapitänin, das beliebteste Mädchen, alles. Am Ende bin ich nichts. Ich bin so ein Idiot. Ich bin so naiv. 'Love-Game' ist kein Solo-Game. Das ist mir nun klar. Es spielen so viele Leute ein und dasselbe Spiel und das als Team. In kniffligen Quests und Kämpfen passiert es manchmal, dass sich ein Mitglied opfern muss, damit die anderen weiter können. Einer muss sich opfern, damit alle glücklich sind. Kuro hatte über die Monate immer Kontakt mit der Blondine, er konnte sie nicht loslassen, denn sie machte ihn glücklich. Er war glücklich mit diesem Mädchen. Er war mein bester Freund und vielleicht schwebte in der Beziehung mehr Mitleid als Liebe. Vielleicht ist er nur mit mir zusammen, damit er mich nicht verletzt, aber das tat er. Mein Leben hat kein Sinn mehr. Mikasa hat nicht gewonnen, denn sie ist in meinem Team. Kuro und Mikasa müssen glücklich sein. Beide sollen zusammen leben können und ich störe dabei nur. Am Ende störe ich jeden. Ich bin in diesem Game der Spieler, der sich für seine Freunde opfert. Ich bin ein Drecks Freund, Volleyballer, Gamer und Mensch. Mein Dämon kann mich gern umbringen, denn ich bin bereit. Ich bin bereit endlich Tetsuro Kuroo das zu geben, was er verdient hat: eine glückliche Beziehung.

Die Starre löste sich und ich ging an den beiden Mädchen vorbei. Ich fühlte nichts mehr. Es floss nicht mal eine Träne. Mein Kopf hatte es wahrscheinlich schon lange eingesehen, jedoch brauchte mein Herz ein Messerstrich von Karma um die Wahrheit zu sehen. Ich hab ein neues Ziel in diesem Game. Nicht mehr die Liebe und Aufmerksamkeit von Tetsuro Kuroo, sondern das Glück von Tetsuro Kuro und Mikasa Akutami. Hört ihr mich? Kämpft bitte weiter und gewinnt das Spiel des Lebens. Gewinnt für das Team. Gewinnt, denn ich kann es nicht mehr. Meine Rüstung zerbrach und ich hob mein Blick. Ich war nun in der pechschwarzen Unendlichkeit. Mein hoffnungsloser 'Kampf 'gegen meine Verheerung hat begonnen.

Love-Game: Stufe zwei, Kapitel zwei bestanden! Update: Kapitel drei. „Ein Spiel mit Opfern", wird freigeschaltet. Bitte beenden sie während des Ladens nicht das Spiel. Update abgeschlossen. Kapitel drei wird aktiviert.

Love-GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt