Kapitel 9

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Ich flüchte in Videospielwelten. Mein Herz gehört diesen Spielen, sie sind ein Teil meines Lebens. Nein, sie sind der größte Teil meines Lebens. Wenn ich spiele, gehört meine ganze Aufmerksamkeit diesen Games. Viele Leute denken, dass ich ruhig bin, weil ich in meine Gedanken vertieft bin oder dass ich vor der Realität Angst hab, manche sagen, ich hasse Kontakte sehr. Aber ich begebe mich in diese Games, weil sie in mir Freude entfachen. Ich rede nicht viel, da ich meine Umgebung begreifen will, dazu höre ich lieber zu als selbst etwas zu äußern. Ich mag Kommunikation nicht, aber „ich hasse Menschen nicht". Wahrscheinlich hat jeder sein Nutzen im Leben, ich hasse nur Leute, die mir auf den Sack gehen. Und obwohl ich nicht viel über mein Leben nachdenke, kreist alles in mein Kopf um Kuro.

Was ist nur mit ihm los? Wieso nahm er mich einfach so in den Arm und pennt, so als wäre nichts, ein? Es gibt Tage, an dem er mich nicht mal anschaut und dann verhält er sich so anhänglich. Es macht mich unfassbar glücklich, aber ich verstehe es nicht und das hasse ich! Ich will verstehen, was um mich los ist, aber es klappt nicht. Kuro ist wie ein offenes Buch für mich immer gewesen, doch nun verstehe ich sein Inhalt nicht.

Ich reagierte so auf sein Auftreten, weil ich in ihn verliebt bin und in der Schule beachte ich sein Körper nicht. Ich kenne ihn seit Jahren und meine Reaktion ist schon seit längerem so, aber nun hat er es gemerkt und sagt nichts. Ich hasse diese scheiß Stille! Das ist noch nervenaufreibender als ein Kampf gegen ein Endboss. Ich musste seufzen. Das unnötige Nachdenken bereitet mir Kopfschmerzen.

Ich löste mich von seiner Umarmung. Das war nicht sonderlich schwer, da er schlief und mich nicht mehr erwürgte. Die Nähe hab ich sehr genossen, aber es hat mich überfordert, weil ich das nicht erwartet hatte. Ich stand auf und überlegte was ich tun sollte. Es war mitten in der Nacht und ich kann nicht schlafen. Meine Konsolen sind in meinem Zimmer, also eigentlich könnte ich aus dem Fenster klettern und über das Dachfenster in mein Zimmer hüpfen. Aber ich würde wahrscheinlich stürzen, wie ich mich kenne. Scheiß Schwerkraft. Ich wollte mich umdrehen und nach meinem Handy greifen, doch ich blieb wie angewurzelt stehen.

„Du kannst nicht schlafen.", stellte der schwarzhaarige fest und zog mich zu sich. Fuck, hör auf mich zu überfordern! „Kuro, ich-..." Er ließ mich nicht aussprechen, denn er zog mich auf die Beine und reichte mir ein Hoodie. „Komm wir gehen raus." Kann er aufhören mich zu unterbrechen? „Pudding, alles gut? Du siehst noch genervter aus als sonst." Der Typ fing ernsthaft an mich auszulachen? „Kuro, wenn du nicht gleich die Fresse hällst, schmettere ich das nächst beste in deine Fresse. Ach, und unterbrach mich nicht, wenn ich rede!" Hurensohn.

Der zu großgeratene Scheißhaufen lachte weiter und drängte mich nach draußen. Er ist vor kurzem erst aufgestanden und kann schon mit voller Energie lachen. Ich hab Muskelkater am ganzen Körper und würde gern schlafen, aber ein bescheuerter Emo hält mich davon ab. „In Tokio sieht man die Sterne nicht." Mein Blick wanderte zum Himmel und da war nichts. „Tokio ist eine Megametropole die durchgehend leuchtet, das ist also nicht verwunderlich.", sagte ich trocken.

Ich wollte die Sterne schon gern sehen, aber man erblickt sie nur selten, dennoch liebe ich die Nacht. „Oi, Kenma du lächelst!" Mit diesem Kommentar fielen meine Mundwinkel wieder nach unten und ich starte monoton den Großkotz an. Er versuchte meine Mundwinkel nach oben zu sehen und ich musste wahrhaftig lachen, was ihn scheinbar überraschte. „Du lachst!" Natürlich, ich bin ja auch glücklich. Ich lief stumm neben ihm her und er erzählte von paar Ereignissen. Das war eigentlich nicht nötig, da wir immer zusammen waren und ich so ziemlich dasselbe erlebt hatte.

Aber er erzählte auch, wie er Yaku und den Rest kennenlernte und was er alles an unserem Team liebt. Ich könnte ihm stundenlang zu hören, auch wenn ich manchmal dumme Kommentare von mir gab. Er war kurz davor von Misaki zu reden, aber er hörte sofort auf, als er merkte wie ich mich anspannte. Nur ein Wort zu dieser Bitch und ich zünde die Häuser hier an. „Sorry..." Mein Blick wanderte zu meinem besten Freund und ich stöhnte genervt auf. „Für was entschuldigst du dich. Sonst bist du auch nicht so." Wir kamen irgendwann an einer Brücke an und Kuro reichte mir ein Stein. Verwirrt sah ich ihm zu, wie er seinen in den Fluss warf und ich grinste. Wir saßen damals oft am Fluss und haben Volleyball gespielt, geredet oder Steine in den Fluss geworfen. Ich liebe diese Erinnerungen. „Der Fluss sieht faszinierend und wunderschön aus." Du bist aber schöner Kuro. Warte. Was denke ich da?! Ja, ich liebe ihn, aber so ein schnulzigen Gedanken zu haben ist ja widerlich. Ich schmiss den Stein mit voller Kraft die Brücke runter und schrie: „Stirb du scheiß Fluss!"

Ich hab nichts Persönliches gegen den Fluss, aber etwas gegen so ein Gedanken! „Kenma, was hast du gegen den Fluss?", lachte Kuro und ich sah in angepisst an. „Ich hab was gegen dich und du bist der Nächste der fliegt.", knurrte ich, aber er nahm mich nicht ernst. „Kitten, ich hab eine Frage." Meine Wut verschwand und ich sah ihn abwartend an. Er soll einfach reden und keine nervigen Pausen einlegen. Ist schlimmer als die warte Zeit in Games. „Was war eigentlich im Camp los?" Mein Herz setzte aus und ich dachte ich ertrinke. Scheiße!

Was soll ich sagen? Kuro, ich liebe dich und bin eifersüchtig des Todes. Ich würde jede Hure in deiner Nähe abschlachten und sie die Brücke runter kicken. Du hast mein Leben verändert und ich kann nicht ohne dich. Definitiv sage ich das nicht! Wir sind nicht in einem Romance-Manga.

Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Brust. Als mein Gegenüber mich in den Arm nahm und sein Kopf auf meinen abstützte, entspannte sich jede Faser meines Körpers. Wieder war ich ihm unglaublich nahe und sein Geruch ummantelte mich. „Du musst nichts sagen. Ich will dich zu nichts drängen. Du kannst aber mit mir über alles reden, das letzte was ich will sind deine Tränen. Du bist unser Gehirn. Wir sind das Blut, das die Aufgabe hat dich mit Sauerstoff zu versorgen und ich bin ein Teil davon. Ich will nichts tun, was dein Prozess zerstört und dazugehört es dich nicht zu überfordern, Pudding." Er brachte diesen Spruch jedes Mal vor einem Spiel, dennoch breitete sich eine unbeschreibliche Wärme in mir aus. Kuro, du überforderst mich seit Jahren, aber das ist okay, weil ich dich liebe.

„Danke", murmelte ich in sein Pullover, doch der Idiot hörte es. „Was hast du gesagt?", erkundigte er sich neckisch und ich vergrub mein Gesicht in sein Oberkörper. Bastard! „Kitten", säuselte er in mein Ohr, weshalb ich zusammenfuhr und mich von ihm löste. Lachend legte er ein Arm um mich und drängte mich sachte zum Gehen. „Langsam kommt die Sonne auf. Lass uns nach Hause gehen."
Zu Hause, ein Ort, wo man sich wohlfühlt und seine Liebsten um sich hat.

Für mich bist du es, Tetsuro. 

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