Der Wind peitscht gegen meine Haut. Mitten in der Nacht riss ich mein Fenster auf und sprang nach draußen. Ich wollte atmen. Ich wollte aus diesem Gefängnis entfliehen. Es ist dumm nur mit einem Hoodie und einer Shorts nach draußen zu rennen. Es ist kalt und damit meine ich mein inneres. Ich weiß nicht wohin mit mir. Ich weiß nicht wohin ich will.
Ist es dumm zu denken, dass man nichts wert ist? Ich fühle mich, wie ein niemand, einfach wertlos, obwohl ich weiß wie viel zum Beispiel eine Niere auf dem Schwarzmarkt kostet. Also rein theoretisch bin ich etwas wert, aber nur im toten Zustand. Ich hab mein Leben lang mich in viele Videospiele reingestürzt und vieles gelernt. Manche würden das eine Moral nennen und müsste ich für das „Love-Game" eine Moral sagen wäre es: „Die Moral der Geschicht, du bist nichts." Es ist so scheiße, dass es sich nicht mal reimt.
Ich vergrub meine Hände in die Tasche des Pullovers und lief weiter den Weg lang. Ich fühlte, wie die Glasscherbe Druck auf meinen Finger ausübte, bis es ein Schnitt ergab. Ich beobachtete mit trüben Blick wie der Bluttropfen meinen Finger herabfloss, ehe ich ihn ablegte und sich ein metallischer Geschmack in meinen Mund ausbreitete. Wenn es Gott gibt und er alles erschaffen haben soll, wieso hat er Blut nicht nach Kirschsaft schmecken lassen. Okay, ich weiß wieso. Menschen würden andere austrinken.
Ich spürte vor Kälte meine Füße nicht mehr, dennoch lief ich bis zur Brücke, an der ich vor geraumer Zeit mit Kuro stand. Zeiten ändern sich. Ich setzte mich vor den Zaun und ging nochmal alle Begebenheiten durch. Die Scherbe in meiner Tasche, die Leere in mir und die Brücke führen eigentlich zu einem Schluss, aber ich muss noch durchhalten. Noch ein bisschen, denn ich will Shoyo in den Nationalen spielen sehen und dem Hurensohn in die Eier treten, was anderes interessiert mich nicht mehr.
Meine Gedanken fühlen sich wie ein Gefängnis an. Vieles macht kein Spaß mehr. Früher hab ich Volleyball gehasst, doch nun mag ich es, aber meine Energie sagt dazu nein. Das letzte was mir ein Lächeln zaubert ist die Orange aus Miyagi. Zum Glück sehe ich ihn im Trainingscamp wieder. Ich halte es nicht mehr in Tokio aus.
„Wir sind Idioten", sagte eine raue Stimme neben mir. „Du bist aber schlimmer!", schniefend vergrub ich mein Gesicht in meinen Knien und merkte wie ich näher an die Person ran gezogen wurde. „Ich bin schuld und ich weiß es auch. Aber ich war einfach wütend. Ich bin so dämlich, dass ich nicht mal weiß wieso.", gab er niedergeschlagen zu und ich löste mich von seinem Griff und stand unter Tränen auf.
„Bist du vielleicht zurückgeblieben?! Nein okay, du bist zurückgeblieben! Bist du Schwanger oder wieso änderst du jede drei Sekunden deine Laune? Du bist manchmal so unglaublich und dann wieder ein Idiot. Ich ver-..." Mein Gegenüber zog mich in seine Arme und ich fing an in seine Schulter zu heulen. So ein Arschloch! „Ich bin ein Bastard, Hurensohn und ein Arschloch. Ich hab gehört, was passiert ist und ich fühle mich schlecht. Es tut mir leid." Sein Ernst? Wieder löste ich die Nähe und schaute ihn wutentbrannt an. Ich könnte ihm in die Fresse schlagen!
„Verstehst du es echt nicht? Genau deshalb fühle ich so. Du gibst mir in einem Moment, wie jetzt, deine Wärme und deine Aufmerksamkeit, sodass ich mich wie jemand fühle. Doch dann bist du manchmal so abweisend und zerstörst meine Gefühle. Ist das für dich so unwichtig? Du hast vor kurzem gesagt, dass ich dir wichtig bin, aber dieses Gefühl gibst du mir nicht. Weißt du wie schmerzhaft das ist? Wir sind keine kleinen Kinder mehr, die nach einmal 'tut mir leid', wieder beste Freunde sind. Wir sind fast volljährig und du tust so als wäre alles so einfach wie immer. Du kommst mitten in der Nacht her zu mir, nimmst mich in den Arm und hoffst darauf, dass ich wieder in deiner Nähe lache. Ich will das ja, aber ich will nicht wieder fallen! Versteh das, Tetsuro..."
Ich machte mich schon bereit zu flüchten. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich bin rausgegangen um einmal durchzuatmen und wieder normal zu denken, aber dann taucht der Typ wieder auf. Das erste Mal hatte ich seinen Vornamen gesagt. Kuro war der Spitzname dem ich ihm als Mittelschüler gab, aber Dinge ändern sich.
„Bitte geh nicht!" Ich schaute ihn wieder an und das Mondlicht fiel genau in sein Gesicht, wodurch ich seine Tränen sah. Tetsuro weint. „Ich bitte dich. Ja, ich bin scheiße! Ich hab diese Worte verdient, aber ich bin doch auch nur ein Mensch. Ich merke erst, was mir wichtig ist, wenn es nicht mehr da ist. Ich hab Angst dich wieder zu sehen, dich in den Arm zu nehmen und zu wissen, dass es nicht für immer ist. Kenma, ich habe Fehler gemacht. Ich war nicht wütend auf dich, sondern auf mich, weil ich ganz normal weiterlebe, obwohl ich sehe was in dir vorgeht. Es tut mir leid, dass ich wegen einem Mädchen dich vernachlässigt hab. Es ist mir egal, ob du mich beleidigst, schlägst oder mich passiv aggressiv anschaust, solange ich dich in meiner Nähe hab. Es tut mir leid, dass-..." Ich verlor die Kontrolle über mein Körper. Meine Hand schnellte in Richtung seines Gesichts und in einigen Bruchteilen hörte man auch das Klatschen. Ich hab ihm echt eine gescheuert, sonst steckt das Tora immer ein.
„Beschissenes Kleinkind! Hör auf dich zu entschuldigen. Ich verlasse dich nicht, weil du der Mensch bist, weshalb ich noch lebe. Scheiße Tetsuro kämm dir deine Haare aus dem Gesicht, wenn du dadurch nichts siehst! Ich brauch dich, scheiß Bastard! Ja, ich bin wütend auf dich. Ich verstehe deine Logik nicht, dennoch weiß ich, dass ein Leben ohne dich scheiße langweilig wäre. Mir egal wie oft ich noch heulen werde. Zwar will ich es nicht, aber ich hab dir schon längst verziehen. Ich hasse dich einfach du scheiß Bastard." Seine warmen Arme legten sich um mich und ich spürte wie warme Tränen auf mein Ansatz tropften. „Kitten, wann sind wir so anstrengend geworden?" „Bessere Frage, wieso bist du so behindert?", fragte ich ihn grinsend. Der Idiot bringt mich in ernsten Situationen zum Lachen.
„Ich hab das vermisst. Ich hab dich vermisst, Kenma Kozume."
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Love-Game
FanfictionIch bin Kenma oder auch als „Kodzuken" bekannt. In meinem Livestream kam die Frage über meine Oberschulzeit auf und wie ich mich zum ersten Mal verliebt habe. Da ist eine lange Geschichte, aber ich werde sie nun an die Öffentlichkeit bringen. „Das...