Kapitel 29

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„Endlich überlebt!", keuchte Tora energielos. Alle aus unserer Klasse waren schon bei ihren Clubs, aber Tora und ich mussten noch den gesamten Klassenraum wischen, natürlich als Strafe. Wir haben im Unterricht 'Smash Bros' auf unseren Psp's gespielt und Tora wurde so wütend, dass er mich dann angeschrien hat, damit ich ihn mal gewinnen lasse. Und dann bekamen wir anschiss, wodurch wir die ganze Zeit hier hockten. Natürlich hab ich nichts gemacht und Tora eigentlich auch nicht. Wir saßen einfach die Zeit ab, dennoch war es für meine Nerven anstrengend. Wir hatten den heutigen Schultag endlich überstanden. Eigentlich nicht, denn jetzt kommt das wahre Grauen: Volleyballtraining. Genervt schlug ich mein Kopf gegen meinen Tisch.

Würde alles besser laufen, wenn Kuro und ich nicht zuerst den Status von besten Freunden hätten? Wäre es besser gelaufen, wenn wir nur Freunde wären und dann in eine Beziehung kämen? Denn es ist schwer mit seinem besten Freund zusammen zu sein. Man weiß nicht, wie man sich verhalten soll, denn es gibt keine klare Grenze zwischen 'Beziehung ' und 'Freundschaft'. Ich weiß nicht wie man eine Beziehung führt und Kuro kann sich schlecht zu hundert Prozent an einen binden. Er mag es unter vielen Leuten zu sein, zu flirten und Spaß zu haben. Sowas blocke ich aber ehr ab. Als beste Freunde passte es, denn wir ergänzten uns und nun hindern wir den jeweils anderen daran so zu leben wie man möchte. Als Freunde waren wir glücklich und in einer romantischen Beziehung schränken wir uns ein, immerhin verbat ich ihm mit Mikasa Kontakt zu haben. Je länger wir zusammen sind, desto ehr merke ich, wir können zusammen nicht glücklich sein, obwohl ich das so gern sein würde. Ich würde gern diese Leere in mir füllen. Ich will, dass der Sturm aufhört. Ich hab keine Kraft mehr, auch wenn ich in Sicherheit vom 'Game Over' bin. „Kenma, aufstehen!" Tora schüttelte an mir, jedoch reagierte ich nicht. Konnte ich nicht dieses Game pausieren? Ich habe kein Mana mehr. Ich habe kein Bock mehr! Es wird mir alles zu viel. Meine Ohren dröhnen, mein Blick ist verschwommen. Fängt das wieder an? Mir ist warm. Mein Herz rast. Ich... Ich-...

„Wir haben nicht mal angefangen und Kenma hat jetzt schon keine Kraft mehr." Jetzt war Yaku sogar in meinem Klassenraum. Können die mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich will meine Ruhe. Ich will allein sein. Ich will endlich einmal alles ruhen lassen. Bitte versteht doch, ich kann das nicht mehr. Eine Träne floss meine Wange runter und ich versteckte mich hinter meinen Haaren. Wenn jetzt Lev noch kommt, habe ich noch weniger Lust. Er ist ein ehrlicher Mensch und das macht mir wahrscheinlich auch manchmal Angst, denn er würde es in die Welt posaunen, wenn er sieht, dass ich am Ende bin. „Soll ich ihn Huckepack nehmen?" Fuck, wenn man vom Teufel spricht. „Lev, wenn du mich anfasst, bring ich dich um", krächzte ich. „Es lebt!", hörte ich nun Fukunaga. Ist das hier eine Teamversammlung oder was? Bin ich ein Tier im Zoo oder wieso starren mich alle an? Bin ich so interessant?! „Ich kann Kitten aufsammeln." Kuro war hier. Ich spürte wie er näherkam und er wollte mich hochheben, allerdings stand ich schon auf. Mein Gleichgewicht war zwar am Arsch und ich will nicht wegen der scheiß Schwerkraft fallen, aber ich will standhaft bleiben. Ich will keine behinderte Memme in der Öffentlichkeit sein. Niemanden geht es an, wie ich mich fühle. Ich brauche Abstand. „Ich kann allein laufen", sagte ich kühl und ging aus dem Klassenzimmer. Mit schnellen Schritten eilte ich in Richtung Turnhalle. „Du gibst echt nicht nach!" Tora tauchte neben mir auf und ich lächelte leicht. „Ich gebe mein bestes." Hoffentlich...

Wir alle traten in die Umkleide und ich 'versteckte' mich hinter Tora, der die ganze Zeit laberte, damit Kuro mich nicht anspricht oder abfängt. Ich bin Yamamoto echt dankbar. Klar, es ist dumm Kuro aus dem Weg zu gehen, aber ich konnte gerade nicht mit ihm reden, weil ich weiß, ich würde zusammenbrechen. Ich weiß, ich würde nachgeben, wenn Kuro auf mich zukommt und das will ich nicht. Ich will darüber hinweg wachsen. Das 'Love-Game' sollte mich doch stärker machen und nicht in Richtung Erdkern drücken. Kuro und ich verändern uns, das muss ich eingestehen. Er war immer ehrlich zu mir und redete offen über alles, wodurch mich diese Lüge so mitnahm. Nicht mal als er gegangen war, um uns bei der Spielhalle zu registrieren, hatte er mich angelogen. Es ist einfach nur kacke. Ich will aber nicht nachgeben!  Tora grinste mich noch einmal an, ehe wir in die Halle traten

Viele, die in einem Game nicht weiterwissen, schauen auf Seiten wie 'YouTube' nach Lösungen, wie sie diese Quest lösen können. Aber für das scheiß 'Love-Game' gab es keine Lösung! Man muss selbst durchkommen. Man muss selbst 'das-Spiel-des-Lebens' überleben. Wir werden alleine auf die Welt gesetzt und auf dem Weg bis zum Grab lernt man andere kennen, bis irgendwann das 'Love-Game' startet, ehe man alleine stirbt. Es ist ein Game, indem man alleine kämpft. Ich muss alleine stark bleiben und überleben. Ich will kein Spiel verlieren. Ich will kein 'Game-Over', aber ich muss mir eingestehen, dass ich nicht mehr kann. Mein Geist schreit und mein Körper hat kaum Herzen. Es fühlt sich so an als würde ich eine unglaubliche Rüstung tragen, die mich aber nicht beschütz, sondern schwächt. Ein Fluch. Liebe ist ein Fluch, welches einen verwundbar macht.

„Ha-Hallo, mein Name ist Yuki Sato und ich versuche euch unter die Arme zu greifen! Ähm, mit anderen Worten, ich würde gerne eure Managerin sein. Auf gute Zusammenarbeit!", sagte das kleine Mädchen. Die schwarzhaarige verbeugte sich mit hochrotem Kopf und alle machten es ihr gleich. Es muss doch voll kacke sein, alleine in einen Club voller Typen einzutreten. Die muss ja echt Sozialkompetenz hab. So sieht sie aber nicht aus. Viel ehr wie ein verängstigtes Kind. Nekomata begrüßte die Erstklässlerin und erzählte ihr, was zu tun ist, bevor er uns zum aufwärmen schickte. Wir sollten uns in der Halle warmrennen. Zum Glück ist es draußen kalt. Ich fing an zu joggen. „Kenma!" Kuro rannte nun neben mir und versuchte mich dabei in ein Gespräch zu verwickeln. Ich verstehe nicht, wie einige rennen und reden können, da bekomme ich immer heftige Seitenstechen. Kuro, kannst du nicht sehen, dass ich gerade meine Ruhe will?! „Man redet eigentlich nicht beim Einrennen, Kapitän", provozierte unser Ass und überholte den schwarzhaarigen. Sofort war er auf 180 und rannte ihm schnell hinterher. Okay, ich schulde Yamamoto mehr. Vielleicht mal ein Sieg bei 'Smash Bros'. „Gut, Jungs! Fangt mit den Aufschlägen an und dann drei gegen drei!", rief unser Coach und ich stöhnte schmerzerfüllt auf. Ich will nicht mehr! Volleyball ist ein Drecks Game. Ich hasse das Genre 'Sport'. Ich mag er das Genre 'alleine-im-Zimmer-hocken'.

„Kozume-san!" Das schwarzhaarige Mädchen kam auf mich zu, als ich aus der Turnhalle trat. Die Sonne ging langsam unter und es wehte ein kalter Wind, der ihre Haare zum Schwingen brachte. „Sag bitte Kenma." Yuki nickte nur und fragte mich, ob ich mich kurz zu ihr auf die Bank setzten könnte. Was solls, dann werde ich kurz sozial sein. Sie ist ja neu im Team, da will ich auch mal nett sein. „Geht es dir gut? Es geht mich eigentlich nichts an, immerhin kennen wir uns nicht, aber ich will eine gute Managerin sein und da will ich nicht, dass einer aus dem Team niedergeschlagen ist. Ist etwas zwischen dir und Kuroo vorgefallen. Wir sind zwar keine Freunde, aber ich biete dir ein offenes Ohr an. Du giltst als 'Nekomas-Gehirn' und ich mache es mir nun zur Aufgabe dich zu unterstützen!" Es war nett. Unser Team bräuchte echt jemanden, der sich um die einzelnen kümmert. Diese Rolle hatte Yaku oft übernommen, der aber verlässt auch die Schule. Fukunaga, Yamamoto und ich sind zu unfähig, um diese Rolle zu übernehmen. Es war eine gute Idee, dieses Mädchen ins Team zu lassen. „Danke, Yuki. Du bist eine gute Managerin, aber das ist eine Sache, die ich selbst schaffen muss." Ich will niemanden Sorgen bereiten. Dieses Videospiel ist ein Spiel in dem man nun mal alleine kämpft und das muss ich auch langsam verstehen. Ich erhob mich und ging meinen Weg nach, ohne diese eine abgehobene Hässlichkeit einberechnet zu haben. Mit anderen Worten: Kuro steht vor mir. Hurensohn.

„Kitten, ich muss mit dir reden" Cool, willst du Schluss machen? Möchtest du mich weiter anlügen? Mich verletzten? Los sag schon Kuroo! Gib es zu! Wir wissen doch beide, dass es enden wird. Jede Story hat ein Ende, wie jedes Spiel auch.

„Kenma Kuroo!"
„Was", fauchte ich. Bitte nicht! Meine Mauer hat Risse.
„Willst du mit mir auf ein Date gehen?"

Ich hielt die Luft rasant an. Langsam brach es. Diese Frage sollte mein Herz zum höherschlagen bringen. Es sollte mich glücklich machen und mich nicht bis zu den Tränen treiben. Ich sollte mich doch freuen...
Ich wollte diese Mauer, diese Distanz, aufrechterhalten, aber es war zu spät. Ich gebe schon wieder nach. Ich lasse wieder mit mir spielen. Ich will nicht, aber ich will glücklich sein. Ich will mit Kuro glücklich sein, obwohl ich weiß: es geht nicht. Wir können uns beiden wahrscheinlich nicht sagen, was wir wirklich fühlen. Liebe unter besten Freunden kann klappe, oder auch nicht. Aber weil wir beste Freunde waren, können wir es nicht aussprechen. Ich liebe ihn und das weiß ich auch, aber es gibt stürmische Tage und an denen sehe ich ihn. Ich sehe ihn als meinen besten Freund, den ich am Leben hindere. Ich bin eigentlich doch glücklich, jedoch weiß ich wie es in Kuro aussieht. Er ist einfach ein offenes Buch. Ich weiß so vieles über ihn, was er noch nicht wahrgenommen hat. Vielleicht ist das mein Schicksal. Bestimmt... Am ende ist es nicht meine Story, sondern ihre.

„Von mir aus."

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