Kapitel 49

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„Willkommen", ein simples Wort der Begrüßung auf einem Schild am Eingang zur riesigen Halle. Tausende wirre Gespräche ausgeführt von vielen unterschiedlichen Spielern, die hier nur für ein Game sind: Volleyball. Mein Körper wartete auf den bekannten Schauer der Nervosität, jedoch trat er nicht auf, denn ich hab den Wert dieser Veranstaltungen schätzen begonnen. In meine Nase stieg der Geruch vom Linoleumboden auf. Es gibt kein zurück mehr. Ich bin hier für das Turnier mit meinem Team. Eine Hand legte sich auf meine Schulter, wodurch mein Kopf zur Seite schwenkte. „Nervös?", fragte Tora mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Fröhlich und motiviert, wie das Ass sein sollte und er ist eine enorme Halterung für das Team oder wie eine Panzerfolie für ein Handy, der Schutz des Team. „Keines Wegs." Heute war ein anderer Tag als sonst. Es hat sich etwas verändert. Nein, das Update in dem Game hat mich verändert. Früher ließ diese Halle ein Dämon in mir frei, der jede Ecke in meinem Körper verdunkelte und mich auf die Knie zwang, doch nun stehe ich hier mit festem Blick. Nie wieder werde ich mich hinter jemanden verstecken, denn ich bin stolz auf mich, auch wenn es seltsam klingt. Es wird nie wieder eine Angst oder Abneigung entstehen, denn ich bin bereit alles zu ändern. Nichts wirft mich mehr aus der Bahn, denn ich bin nun ein anderer Mensch. Ich bin so wie ich es immer sein wollte und das lernte ich in einem Jahr der Höhen, sowie Tiefen kennen. Ich gab mir Zeit alles sacken zu lassen, doch nun wird es Zeit.

Zeit zu gewinnen!

„Heute mal Selbstbewusstsein zum Frühstück gehabt?", neckte mich der selbstgefällige Erstklässler. Meine Freunde müssen mich auch immer reizen! „Wird der kleine Kenma etwa erwachsen? Was für ein Ding!" Okay, jetzt reichts! Wütend drehte ich mich zu Lev um und schenkte ihm meinen prächtigen Mittelfinger. „Noch ein Kommentar, Lev, und du bist ein Kopf kürzer", zischte ich zu ihm. „Aber dann bin ich noch immer größer als du." Das musste immer Yaku abfangen, jetzt werde ich aufgezogen. Ich wachse zwar aus mir hinaus, jedoch blieb meine Körpergröße unverändert, wie mein Aussehen auch. Obwohl meine Haare sind etwas länger geworden, wodurch ich sie nachhinten band und meine nervigen Augenringe sind nun auch verschwunden. Allgemein finde ich meine Erscheinung gesünder, wenn man es mit meinen schweren Zeiten vergleicht. „Lev, bitte bring ihn nicht aus dem Konzept. Kenma hat nicht oft so ein hoch." Was soll das jetzt heißen, Yuki? Mein Team ist momentan sehr angriffslustig. Na ja, besser so, immerhin haben wir einige Matches vor uns, ehe im November das wichtige Spiel um die Qualifikation sein wird. In den letzten Jahren habe ich mich ein Dreck darum geschert, doch nun ist es anders. „Lasst uns kurz hier niederlassen. Die Fukurodani wollte noch rüberkommen, danach können wir zu den Umkleiden gehen", schlug Shohei vor, womit jeder einverstanden war. Bei den Eulen ist immer ein stacheliger Kauz und somit ist auch er in der Nähe. „Du schaffst das", flüsterte mir unsere Managerin zu. „Ich weiß, denn wir sind zum Siegen hier", war meine selbstsichere Einstellung. Heute ist ein ganz besonderer Tag. Der Sommer endet und die Nächte werden länger, was aber kein Problem mehr ist, denn ich beende das Spiel. Ich entscheide selbst, was ich spielen will.

„Hey, Kenma-san", begrüßte mich eine blauäugige Eule, jedoch war hinter ihm nicht wie erwartet sein Team. „Ich bin früher zu euch gegangen, um dir zu sagen, dass Kuroo-san mit bei uns ist. Sie wollen gleich zu euch stoßen, wenn du willst können wir kurz eine Runde drehen, schließlich beginnt es erst in einer Stunde." Das fühlt sich ja wie eine Flucht an. Nein, ich bereite mich nur auf den letzten Angriff vor. Meine endgültige Quest kann noch warten. Mit einem Nicken symbolisierte ich ihm, dass wir gerne gehen können. „Tokuma, nimm meine Tasche dann bitte mit in die Umkleide", sagte ich zu ihm, ehe ich Akaashi folgte. Der Gedanke so nah bei Kuroo zu sein, fühlt sich merkwürdig an, allerdings ist es okay. Ich spüre keine negativen Gefühle in mir. Das kann ein ultimativer Heiltrank gewesen sein oder doch meine eigene Magie. „Es freut mich, dass du lächeln kannst, war ja eine Zeitlang undenkbar. Was noch surreal ist, ist dein Zopf", wies mich der Kapitän daraufhin. Ja, das stimmt. Ich habe oft versucht meine Haare zusammenzuhalten, doch dann wurde der Zopf immer gelöst, aber nun will ich wirklich alles wahrnehmen. Meine Angst, der Fluch, ist besiegt. Es ist zwar ungewohnt im Augenwinkel andere Menschen zu sehen, doch ich gewöhne mich immer mehr daran. Man muss über sich hinauswachsen. Eine weitere Sache, welche untypisch für mich ist, ist mein beschränkter Handykonsum. Meine ganze Konzentration liegt auf den Tag und meine Priorität ist dieses Videospiel, da kann ich meine Zeit gerade nicht für Handyspiele opfern. „Hast du über alles nachgedacht, was du machen willst?", stellte er mir die Frage, als wir gerade in den nächsten Gang einbogen, wo es ruhiger von statten ging.

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