Kapitel 31

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„Darf ich eins?", fragte Lev mich nervös und ich biss provokanter Weise ein großes Stück ab. Als ob ich meine Apfeltörtchen teile?! Ich hab voll Hunger, immerhin waren die Spiele gerade abnormal nervenaufreibend. Ich hasse es gegen Fukurodani zu spielen, aber noch schlimmer war Nohebi. Kuro streitet sich immer mit fucking Schlangenbastard. Ich glaube der hieß Suguru. Ich will einfach nach Hause und sein Geburtstag feiern. Ich hab kein Bock hier noch zu hocken, nur weil alle sich unterhalten. Wir haben zwar gegen die Eulen verloren, aber die zurückgebliebenen Schlangen konnten uns nicht besiegen. „Tja, und wie fühlt es sich an, verloren zu haben", stichelte Kuro Suguru weiter an. Das wird wahrscheinlich nie enden. Ich merkte den gierigen Blick von Lev auf meinem Bento und seufzend reichte ich ihm dann doch eins. Solange er mich in Ruhe lässt. Wir saßen alle in der Eingangshalle der Sumida-City-Sporthalle. Einige von meinem Team waren schon weg, wie Fukunaga und Tora, gleich würde auch Lev abhauen, denn seine Schwester ist nun vom Klogang wieder da. „Na dann, es war ein tollen Spiel! Man sieht sich bald wieder. Komm, Levochka." Die silberhaarige winkte uns allen nochmal zu, ehe die beiden Geschwister verschwanden. „Endlich ist der Wolkenkratzer weg. Ich gehe gleich auch", sprach Yaku zu mir und stand schwer atmend auf. Ein Libero zu sein, muss voll auf die Knochen gehen, so mit Muskelkater. Ich spüre jetzt schon meine Glieder nicht. Ich bin ja auch voll auf den Boden geknallt. Ich hasse Schwerkraft. „Ihr kleinen Bastarde hört auf zu streiten! Suguru, sei mal Respektvoller der Typ hat Geburtstag und ihr nervt alle! Also Schnauze! Ich gehe jetzt nach Hause, Bye", schnauzte Yaku beide an und die Kapitäne erstarrten kurz, bis der kleinere weg war. Jeder hat Respekt vor Yaku, außer Lev. Der ich-kriege-meine-Augen-nicht-auf-weshalb-ich-immer-aussehe-wie-eine-Schlange verabschiedete sich nach tausenden Beleidigungen auch mal. Ich würde den Typen so gerne schlagen, er weiß nicht wie gern. Hurensohn.

„Kuro, du scheiß Mittelblocker, alles Gute!", brüllte Bokuto und die beiden fingen an über Suguru abzulästern. Richtige Tratschtanten, wie nervig. Ich hob mein Blick von meinem Handy und sah, wie Akaashi mir eine Hand hinhielt, damit ich aufstand. Ich schmiss meine Sachen, wie mein Bento, in meine Tasche und ergriff seufzend seine Hand. Mit einem Ruck stand ich nun auf den Beinen. „Alles gut, Kenma?", darauf nickte ich nur zur Antwort. „Emofrisur, Eulenkopf kommt jetzt! Deine Schwester muss doch schon warten", sagte Akaashi ruhig und die beiden starrten ihn sprachlos an. Ich mag die Spitznamen, denn es passt. „Aber Akaa-...", Kuro schlug Bokuto gegen den Hinterkopf und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Verdient! „Mako wartet wahrscheinlich echt schon. Kommt wir gehen!" Kuro nahm seine und meine Sporttaschen und wir verließen dieses Gebäude, gefolgt von den Eulen. „Ich hasse es mit Mako Auto zu fahren", gestand ich und Kuro nickte verstört. „Ist es so schlimm?", fragte Bokuto und wir bejahten synchron. Sie ist definitiv die schlechteste Autofahrerin Tokios. Ich frage mich, wie sie ihr Führerschein machen konnte. „Brüderchen, Happy Birthday! Schmeißt eure Sachen einfach in den Kofferraum", rief sie aus dem Fenster der Fahrerseite und wir taten das, was sie uns sagte. Sie hat kein großes Auto, aber es war okay. Ich ließ mich auf der Beifahrerseite nieder, da ich keine Lust hatte eingeengt zu werden. Die anderen drei mussten sich auf die Rückbank quetschen. „Kann Bokuto nicht vorne sitzen? Der ist mir zu breit", quengelte Kuro und ich drehte mich mit einem Grinsen um. „Tja, Happy Birthday." Bevor ich mich wieder normal hinsetzten konnte, raste Mako los. Ich würde ihr gern die Fahrerlaubnis entziehen!

„Gott, Mako-san, hat dir schon jemand gesagt, dass du scheiße fährst? Wenn nicht sollst du es jetzt wissen: Hör auf zu fahren und mach so jedem ein Gefallen", meinte ein kotzgrüner Keiji, als wir bei Kuro zu Hause ankamen. Die schwarzhaarige lachte beschämt und kratzte sich am Nacken. „Das ist doch egal, denn heute geht es um meinen kleinen Bruder!" Sie schiebt nur das Thema auf, wie immer. Bokuto und Kuroo stürmten sofort das Wohnzimmer, hingegen Keiji und ich die Großeltern begrüßten, sowie die Eltern der beiden schwarzhaarigen. Nach all den Jahren hat sich in diesem Haus kaum etwas verändert. Es sind immer noch dieselben alt-japanischen Möbel, somit alles recht schlicht, jedoch hangen viele Bilder an den Wänden, die meisten von Mako, Kuro und mir. Das ganze Haus riecht nach Grünentee und Räucherstäbchen. Aber mit der Zeit kamen auch neue Dinge dazu, beziehungsweise verschwand auch einiges, zum Beispiel wurde Makos Zimmer, welches im Erdgeschoss ist, zum halben Gästezimmer und in der Küche waren viele moderne Geräte, da die Großeltern liebend gerne kochen und backen. Dieses Gebäude hat so viele Erinnerungen in sich und wurde zu meinem zweiten Zuhause. Akaashi setzte sich auf ein Sitzkissen am großen Esstisch, weshalb ich es ihm gleichmachte. Mako setzte sich gegenüber von uns hin und grinste dämlich. Das liegt definitiv in der Familie. Sie sah ihm eigentlich auch ähnlich. Mako hat eine schwarze Bobfrisur und hellbraune Augen. Sie trägt immer ein Lächeln auf den Lippen und ist recht groß mit ein Meter und fünfundsiebzig Zentimeter, damit lag sie über dem japanischen Durchschnitt. Ihre Haut ist gut gebräunt und dazu muss man erwähnen, dass ihr Charakter stark extrovertiert ist, allerdings erinnere ich mich nicht zu hundert Prozent wie sie damals war. „Hast du eigentlich mit Kotaro zusammengelegt", fragte sie Keiji aufs Geschenk bezogen und dieser nickte. Tetsuro war nie jemand der viele Geschenke haben wollte, da er meinte, dass man aus fast allem raus wächst und er dadurch nur etwas will, indem er ein Sinn sieht. Aber über die Gitarre, die meine Eltern ihm heute Morgen schenkten, freute er sich riesig, obwohl er nicht mal spielen kann. Na ja, solange er glücklich ist. Die Eingangstür öffnete sich wieder und nun traten meine Eltern rein, aber diese verfielen schnell in ein Gespräch mit den anderen Erwachsenen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam auch Kuro und Bokuto zurück und jeder setzte sich an den Tisch. Rechts von mir saß natürlich Kuro, somit am Kopf des Tisches, links von mir war Akaashi, hingegen Bokuto neben Mako gegenüber von uns saß. Es fühlte sich dezent wie der Kindertisch an.

„Ach, das Essen war toll. Danke", bedankte sich sein Vater bei seinen Eltern, „Nun denn, Kotaro, du wolltest doch etwas sagen." Der Angesprochene nickte enthusiastisch und stand auf. Oh Nein, Bokutos Rede... Letztes Jahr war es schon ein Grauen. Jedes Jahr dasselbe. Na ja, eigentlich erst seit drei Jahren. „Bro, erstmal alles Gute zum Geburtstag. Heute ist dein Tag, auch wenn du heute gegen mich verloren hast, Aber es ist cool, dass dein Team weiter gekommen ist. Wir kennen uns nun seit unserem ersten Trainingscamp und ich muss es dir sagen: Geh mal zum Frisör. Du bist einfach ein richtig guter Kumpel und nun bist du schon achtzehn Jahre alt! Da ich vor deiner und Kenmas Familie spreche, bleibe ich vernünftig. Bro, du sagst zwar immer du brauchst keine Dekodinger oder sonst was, aber als ich das sah, dachte ich an dich. Bleib so wie du bist, wird aber bitte werde besser beim Blocken, denn meine Bälle zerstörten ohne Probleme deine Mauer", lachte der grauhaarige und Akaashi schüttelte sein Kopf. Dieses Jahr war es noch eine normale Ansprache. Freut mich, sonst würde es wieder peinlich werden. „Aber bevor Akaashi dir das Geschenk gibt, muss ich dir nochmal gratulieren. Glückwunsch, dass du es geschafft hast vor deinem achtzehnten Lebensjahr eine Beziehung zu starten. Ich bin so stolz!" Fuck, hab ich 'vernünftig' gesagt? Seine Großeltern wissen von unserer Beziehung nichts! Jedoch reagierten sie darauf nicht, was mich erleichtert ausatmen ließ. Wir leben noch immer in Japan, ein Land welches 'dezent' konservativ ist. „Happy Birthday", sagte Akaashi und reichte dem Geburtstagskind eine Box, die in Geschenkpapier eingewickelt ist. Mein Herz schlug schneller als ich dieses unglaubliche Lächeln von Tetsuro sah. Seine Augen leuchteten und als das Papier weg war, hellte ein Freudeschrei den Raum auf, wodurch jeder lachte. „Eine Plasmakugel! Wie geil", rief er. Die haben ihm ernsthaft eine Plasmakugel geschenkt?! Wer kommt bitte auf sowas? Er und sein Großvater mussten natürlich sofort es aufbauen und daran rumspielen. Ich hätte nie gedacht, dass man sich so sehr darüber freuen konnte. Ich hoffe ihm gefällt mein Geschenk auch, allerdings kommt es am Ende des Tages, aber jetzt schon hämmert mein Herz gegen meine Brust. Mako und ihre Familie schenkten ihm ein neues Tablet, welches er für die Uni gebrauchen könnte.

Mako schoss sich komplett mit Alkohol weg, aber auch die anderen Erwachsenen, jedoch der Rest blieb komplett nüchtern. In Japan trinkt man erst ab zwanzig Jahren und ich hab so oder so keine Lust auf ein Kater. Gegen einundzwanzig Uhr verabschiedeten sich die Eulen, da sie wieder ins Internat mussten. Nun saß ich wieder mit ihm zusammen auf dem Dach und zusammen schauten wir in den Himmel. Die Stille wurde zerstört, durch sein Handyklingen. Ich bin zwar leicht abhängig von meinem Handy, aber ich hasse sein Klingelton. Er wurde angerufen. Wieder merkte ich seine Anspannung. Ich muss mich überwinden! Es geht nicht darum, ob es mir wehtut, sondern ob Kuro glücklich ist und so wie es jetzt ist, geht es nicht. „Tetsuro, entsann dich und nimm an. Ich vertraue dir und du kannst mit jeglichen Leuten Kontakt haben. Wir sind zusammen und als dein Freund hab ich kein Problem, wenn du mit ihr befreundet bist." Der Mond schien auf uns herab und der nächtliche Wind wehte. Seine Augen leuchteten wieder einmal auf und dann lagen seine Lippen auf meinem. Eine Feuer wurde in mir entflammt und ich spürte wieder diesen angenehmen Schauer. Es tat mir zwar weh, aber ich muss Kuro leben lassen. Keine Minute später rief er Mikasa zurück und als ich ihre Stimme hörte, zog sich mein Herz zusammen.

Nein.
Nein.
Nein!
Ich will kein Game Over!!!

Ich blinzelte schnell die Tränen weg.

„Danke, Mikasa, aber ich hab gerade keine Zeit zum Reden, denn ich will jetzt mal meine Ruhe mit Kenma", mit diesen Worten legte er auf und packte sein Handy weg. Vertrauen ist das wichtigste in einer Beziehung und genau das muss ich ihm schenken. „Wir sitzen jeden Mal hier oben oder auf dem Balkon", stellte Kuro fest und ich genoss seine Wärme. Ich fühle mich bei ihm wohl, aber ich bin müde. Ich bin so müde. Er legte ein Arm um mich und ich seufzte zum hundertsten Mal heute. „Willst du dein Geschenk jetzt haben?" „Wäre schon cool, aber du musst nichts schenken", antwortete er und ich rollte genervt mit den Augen. Wenn jemand das sagt, erwartet man doch erst recht ein gutes Geschenk. „Es ist nur eine Kleinigkeit, aber hoffentlich gefällt es dir." Ich reichte ihm eine Tüte, die er sofort an sich nahm und reinschaute.

„Es ist ein Poster und ein Trikot. Es ist ein Ersatz Trikot, weshalb wir es nehmen konnten, aber eins zu eins das was du jetzt trägst. Jeder aus unserem Team hat unterschrieben und das Bild ist ein Teamposter, aber auf der Rückseite steht von jedem etwas", erklärte ich schmunzelnd und mit jedem Wort wurde sein Lächeln breiter.

„Das ist perfekt! Danke, Kitten. Ich liebe dich!"
„Happy Birthday, Tetsuro."

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