Kapitel 52

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(Tetsuros Sicht)

Schweiß brach aus. Meine Lider schlugen auf und ich schreckte aus meinem Traum hervor. Nein, ein Traum kann es nicht sein. Meine Atmung geht zu rasant von statten, wodurch ich zu viel Sauerstoff aufnehme und eine immense Menge Kohlendioxid abgebe. Der Säuregehalt des Blutes steigt an. Ich hyperventiliere aufgrund eines Alptraumes. Obwohl die Realität ist kein Alptraum mehr, sondern die wahrhaftige Hölle. „Wieso hört der Schmerz nicht auf?", krächzte ich. Mein Körper zog sich zusammen. Tränen kehrten in meine Augen zurück. Der Dolch steckt fest in meinem Herzen, wenn dieses noch vorhanden ist.

Lebewohl, Tetsuro.
Lebewohl, Tetsuro.
Lebewohl, Tetsuro.

Bitte, hör auf mich so zu nennen.
Bitte, lass das.

Ich hätte diese drei Worte nie erwidern sollen, immerhin sehe ich in dir nur noch einen Fremden und nicht den Kuro, den ich liebte!

Wir kamen im falschen Zeitpunkt zusammen.

Es soll aufhören sich zu wiederholen! „Ich liebe dich doch!", schluchzte ich. Meine Kehle brannte wie die lodernden Flammen des Untergrundes. Ich konnte gestern nichts erwidern. Kein Wort konnte sich auf meine Lippen legen, denn seine Augen zogen mich in seinen Bann. Deine Pupillen weiteten sich und verengten sich wieder. Manchmal glichst du einer erschrockenen Katze, aber sie behielten immer ihre gold-braune Farbe. Sie erinnerten mich immer an die Warmen Sommertage, welche wir im freien verbrachten. Sie strahlten so eine Ruhe aus, die mein Herz zum erhitzen brachte und mein Blut schnellere durch die Baden schießen ließ. Aber gestern waren sie matt, trüb und dunkel. In ihnen lag nichts, was mein Herz höher schlagen ließ, nur zum Stillstand brachte.

All deine Spielzüge zeigten mir deine vollkommene Hingabe und ich hatte das Gefühl sie galt mir. Ich hatte das Gefühl, wir wären die einzigen in der riesigen Halle. So selbstsicher hast du noch nie gewirkt. Eine Veränderung ist nicht von der Hand zu weisen, genau das hast du bestätigt. „Ich hab dich zerstört", flüsterte ich. Meine rechte Hand wanderte zu meinem Herzen und verkrampfte sich in meinem Schlafoberteil. Ich hab ihn vernachlässigt. Ich hab ihn zerstört.

Ich hab ihn verloren.

Ein kleiner Aufschrei entfuhr meiner Kehle. Du warst doch immer der kleine Kenma. Du hast mir immer dein Lächeln geschenkt und mich zum Lachen gebracht. Du machtest mich zu dem, der ich eigentlich bin. Wir wirkten doch immer so glücklich, oder war es doch nur eine Illusion. „Pudding..." Deine Berührungen lösten immer ein chemisches Gefühlschaos in mir aus. So oft musste ich bei unseren Telefonaten nervös durch den Raum laufen, da meine Sehnsucht nach dir verlangte. Wieso erinnere ich mich immer nur an die schönen Momente? Ich hab nie dich durchblicken können. Selten sah ich dich am Boden und nie hab ich die Ausmaße meiner Handlungen in dir gesehen. Du warst einfach derselbe, ehe du anfingst dich von mir zu lösen.

„Ich hätte nicht umziehen dürfen."

Immer wenn ich anrief, warst du nicht erreichbar. „Ich will dich nicht verlassen!" Tränen liefen meine Wangen hinab, wie gestern auch, als ich benommen ins Wohnheim trat. Du hast dich so verändert. Immer wenn ich deine Nähe suchte, hast du alles abgeblockt. Das Klicken auf Soziale-Medien glich oft einen Magenstoß, denn deine Freunde posteten fleißig Bilder mit dir. Ich war nie Teil davon. Am Ende war ich kein Teil deiner Welt mehr. „Eine Unendlichkeit", sagten wir doch immer, aber es ist nicht wahr! Am Ende waren wir nicht für einander gemacht, wie du es sagtes, Kenma! Ein weiterer Schrei des Schmerzes folgte.

Ich bin so verwirrt.

„Ja, ich hab Fehler gemacht, aber verzeih mir! Ich war mit ihr wegen unserem Bekanntenkreis befreundet! Ich will dich nicht loslassen. Alles hab ich zerstört. Ich hab... ich hab sie nie geküsst", meine Stimme wurde mit jedem Wort immer leiser, bevor sie vollständig versagte.

Ich erinnere mich doch, wie ihre Lippen auf meine gepresst wurden. Es widerte mich so unglaublich an, aber was soll ich machen, wenn selbst ihre Familie anwesend war. Japan akzeptiert mich doch nicht, die Menschen tun es nicht. Durch dumme Fehler hab ich dich verloren.

„Ich liebe dich für immer, versprochen", murmelte ich und betrachtete den Ring. Es tut mir leid, mein süßer Puddingkopf. Ich liebe deine schulterlangen Haare, wie sie bei jedem Spielzug im Volleyball umherfliegen. Es ist ein Schauspiel, wenn der Wind sie tanzen lässt. Es war eine Veränderung, als deine Haare blond waren, doch es machte dich zu dem, der du bist, ein Pudding.

Nichts konnte ich erwidern, obgleich ich dich umarmen wollte. Meine Seele brannte nach dir. Jede Faser meines Körpers wollte dich, doch am Ende hasst du mich, weil ich sie nicht von mir gestoßen hab, weil ich dir nicht das gab, was du brauchtest und du hasst mich, weil ich dir nur Unglück brachte. Ich bin ein scheiß Freund. Nein, nicht mal Freundschaft ist geblieben.

Dein Anblick, deine Worte und jede Erinnerung gravierte sich in mein Körper ein. Ich könnte dich nie vergessen.

'Nur du und ich', mein größter Wunsch, doch ich verlor dich. „Ich will dich zurück, Kenma", wimmerte ich. Gott, ich vermisse dich jetzt schon mehr als alles andere! Ich könnte sie nie lieben. Ich könnte nie jemand anderen lieben, denn mein Herz kennt nur dich. Was hab ich getan, dass du mich ausgeschlossen hast, obwohl ich dir immer geschrieben hab, um mich zu erkundigen. Was spielte sich in dir ab, dass du es nie erkanntest? Mikasa schrieb immer nur mich an, hingegen ich sie loswerden wollte, aber du hast Recht, ich hab mich blenden lassen, weil ich ein Bastard bin, wie du mich oft nanntest. Selbst jede Beleidigung wäre besser.

Kuroken, der Wunsch dich zu heiraten, wird wohl nie in Erfüllung gehen.

„Ich liebe dich doch, Kenma."

Mein Blick glitt zu meiner südlichen Zimmerwand, wo das Teamposter, welches eher mir zum Geburtstag geschenkt hat, hing. Mit wackligen Beinen erhob ich mich und schlürfte dahin. Meine Finger berührten sein Gesicht. Ein Lächeln, in das ich mich verliebte. Ein Lächeln, welches ich nie wiedersehen werde.

„Wieso hast du mich verlassen?! Ich liebe dich doch, das hab ich dir schon so oft gesagt", brüllte ich. Die Trauer vermischte sich mit einer aufkochenden Wut, die nie gegen ihn gerichtet sein sollte. Kummer oder doch pure Verzweiflung.

„Ich liebe, liebe, liebe dich! Und das seit Jahren! Du warst immer der eine und du wirst es immer sein, doch nun suchst du dir jemand neuen, weil ich scheiße bin! Ich will dich nicht loslassen. Du hast mich aber verlassen und bereust du es? Bereust du es mich geliebt zu haben?!" Ich knirschte mit meinen Zähnen. Der Zorn überrannte mein Körper. Meine Finger wanderten zum oberen Rand den Bilder, doch dann riss ich es gewaltsam von der Wand.

Eine Hälfte segelte zu Boden, während die andere in meiner Hand zerknüllt wurde.

Meine Knie gaben nach. Wie ein Sack fiel ich zu Boden. Vernunft kehrte zurück und die Flüssigkeit des Schmerzes kamen wieder auf, weshalb sie auf das Papier tropften.

Erst eins.
Dann noch eins.
Und schließlich eine gesamte Flut.

Das Bild zerriss das Team, sowie uns beide. Auf einer Seite war dein Bild abgelichtet, doch durch meine Kraft zerknüllt und auf der anderen war ich, leicht zerrissen. Meine Hände zitterten und ich drückte das zerstörte Geburtstagsgeschenk an meine Brust. Hoffnung entstand seine Wärme zu spüren, vergeblich.

Nie wieder.

Ich erfasste mit wässrigen Augen Schriften auf der blanken Rückseite, das waren Unterschriften. Jeder wünschte mir etwas und hinterließ deren Name.

Mein Atem stockte.

Seine Worte standen klein in der Ecke, doch ich erkannte diese Schrift unter tausenden.

"Ich liebe dich, Tetsuro. Alles Gute zum Geburtstag!'

Das Leid in mir Zerriss endgültig mein Herz.

„ICH WERDE DICH FÜR IMMER LIEBEN, KOZUME!"

Ich heulte mir wieder die Seele aus dem Leib. Ich liebe dich, bitte, erinnere dich. Bitte, sei das alles eine Illusion. Ich kann nicht ohne dich, Schatz. Es tut mir leid. Ich kann nicht 'Lebewohl' sagen, weil ich Angst hab, dass du ohne mich glücklicher bist.

Ohne dich ist ein Leben wertlos!

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