Ilvy
Als ich aufwachte war es schon hell. Gally unter mir gab ein hechelndes Schnarchen von sich und ich glaubte nicht, dass er so schnell aufwachen würde. Deswegen stand ich vorsichtig auf und deckte ihm eine Decke über. Letzte Nacht hatten wir uns durch die Körperwärme des anderen warm halten können. Aber so alleine würde es vielleicht etwas kühl werden. Leise schlich ich mich nach oben und klopfte vorsichtig an die Tür meiner Schwester. Als keine Antwort kam öffnete ich sie einen Spalt und schaute herein. Es war niemand da. Das Bett war gemacht und es sah auch nicht so aus, als wäre letzte Nacht jemand in dem Zimmer gewesen. Ich stöhnte. Natürlich. Sie war alt genug, um zu wissen, was das Richtige für sie war aber ich machte mir trotzdem Sorgen. Sie hätte mir wenigstens eine Nachricht schicken können. Aber naja. Newt machte jetzt nicht unbedingt den Eindruck, als wäre er ein Vergewaltiger oder Schlimmeres. Sie würde schon heile nach Hause kommen. Ich schloss die Tür also wieder und ging nach unten, um mir etwas zu Essen zu holen. In der Küche angekommen machte ich mir Müsli in eine Schale und füllte sie mit Milch. Als ich den Kühlschrank schloss, hörte ich etwas knacken, gefolgt von einem leisen Fluchen. Automatisch musste ich grinsen und bemerkte, dass ich noch immer meine Aufwachfrisur hatte. Ich tat das Nötigste, um nicht ganz gerupft auszusehen und ging in den Flur. "Guten Morgen.", sagte ich heiser. Noch nie hatte ich so sehr über die Risiken des Aufstehens nachgedacht. "Morgen, Prinzessin." Ich lachte und bemerkte den Mundgeruch, den ich hatte. "Wo ist euer Badezimmer?", fragte er. "Da hinten am Ende des Flurs.", sagte ich und deutete mit dem Finger in die Richtung. Schnell drehte ich mich um und verschwand in der Küche.
Wie lange würde er brauchen? Fünf Minuten? Vielleicht ein wenig mehr. Ich drehte den Wasserhahn auf und spülte mir den Mund aus, um nicht ganz so übel zu riechen. Dann schaufelte ich möglichst viel Müsli in mich rein. Nichts war peinlicher als Stille, die von Brauchgrummeln unterbrochen wurde. Als ich mein Müsli aufgegessen hatte, stellte ich die Schale in den Geschirrspüler und setzte mich auf einen der drei Küchenstühle. Ich überlegte, ob ich ihm auch was zu Essen machen sollte, wusste aber nicht, was, und ließ es lieber bleiben. Weil er scheinbar ewig brauchte, ging ich in mein Zimmer und suchte mir etwas anderes zum anziehen raus und entschied mich für einen etwas zu großen Pulli und eine bequeme aber relativ eng anliegende Jogginghose.
Als ich wieder in die Küche kam saß er auf dem klapprigsten Stuhl, den wir hatten und sah aus, als hätte er nie etwas anderes getan. Er saß mit dem Rücken zur Tür und konnte nicht sehen, dass ich da war. Ich hustete und er stand auf um mich zu begrüßen. Besagte Begrüßung bestand aus einer innigen Umarmung und einem wenn-ich-Mundgeruch-habe-verzeih-mir Kuss. Ich würde noch ewig brauchen, um mich an seine Küsse zu gewöhnen.
Nachdem auch er gegessen hatte und wir über unwichtige Sachen geredet hatten, die ihm aber scheinbar unglaublich wichtig waren, landeten wir vor dem Fernseher. Es lief gerade ein Film über Teenager, die verliebt waren. Das Mädchen machte dem Jungen eine riesige Szene, weil er nicht mit ihr in der Öffentlichkeit gesehen werden wollte, wie sie Händchen hielten oder sich küssten. Dann warf sie ihm eine Affäre vor und er stritt -natürlich- alles ab. Mehr sahen wir nicht mehr, denn ich schaltete um. Ich spürte Gally auf und ab hoppeln. Als ich ihn ansah, sah ich, dass er sich ein Lachen verkniff. Aus Spaß boxte ich ihm gegen die Schulter und er schummelte einen Kuss auf meine Wange.
"Wie wollen wir das eigentlich machen?", fragte er. "Was machen?" "Naja ich meine, wo wir jetzt zusammen sind-" Ich lachte und unterbrach ihn. "Ach, sind wir das?", ich wollte ernst klingen, konnte das Lächeln aber nicht unterdrücken. "Meine Geliebte Ilvy!", begann er theatralisch. "Ich frage dich hier mit nun offiziell: willst du meine-" "Pass auf, was du sagst", drohte ich ihm. Er räusperte sich gespielt eingebildet. "Willst du meine Freundin sein?" Mittlerweile kniete er vor mir und grinste breit. Jetzt konnte ich das Lachen überhaupt nicht mehr unterdrücken und prustete los. Auch er verlor die Fassung und brach in sich zusammen. "Ja, ich will", sagte ich, so als würden wir Romeo und Julia spielen. Er machte eine Verbeugung und küsste meine Hand. "Ein wahrer Gentleman.", bemerkte ich. "Also jetzt, wo wir zusammen sind, wollen wir das äh öffentlich machen oder verstecken oder nur ein paar Leuten sagen?", setzte er seine frage Fort. "Überrasch mich.", sagte ich. "Bis dahin bleibt es geheim und niemand darf wissen, dass du hier warst. Okay?", sagte ich. Er nickte eifrig und in dem Moment klingelte das Telefon. "Hallo?", fragte ich. Hallo kleine hier ist Mama. "Hey Mama. Was Gibt's?" "Ich bin in ungefähr einer Stunde zu Hause. Kannst du mal die Pizza auftauen? ""Ja Klar mach ich" "Wollen Freunde von euch mit Essen? " "Nein. Mila ist bei... Einer Freundin und Äh... Ich hab grad Besuch hier. Aber der wollte gerade gehen." "Achso in Ordnung. Schreibst du ihr bitte, dass sie langsam kommen soll? " "Mach ich. Bis gleich." "Tschüss."
"Jetzt ist Newt also weiblich?", fragte Gally, als ich aufgelegt hatte. "Ja, nein. Das ist nicht meine Sache also soll sie sich selbst drum kümmern. Und sich überlegen, ob sie was sagen will. Und was dich angeht..." "Ich weiß, ich muss weg. Bin schon aufm Weg." Ich war froh, dass er nicht diskutierte. Er schnappte seine Sachen und marschierte zur Tür. Während er sich anzog, schrieb ich meiner Schwester eine SMS. Mama kommt in einer Stunde (also wahrscheinlich in zwei) und du sollst dich langsam auf den Weg machen. Es gibt Pizza.
"Okay, das wär's.", sagte Gally, als er sich dick eingepackt in meine Richtung drehte. Ich nickte und küsste ihn auf die Wange. Er wurde ein bisschen rot. "Und ich überrasch dich dann am Montag. Man... Einen ganzen Tag ohne dich... Morgen wird ein langweiliger Sonntag." "Ich freu mich und bin gespannt. Aber mach keinen Scheiß." Er grinste breit und ging zur Tür raus.
Ich war verliebt. Eindeutig.
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Ein ganz normales Leben?
SonstigesWas wäre, wenn die Maze Runner ganz normale Schüler wären, die ein noch normaleres Leben führen würden und es den Brand, ANGST und das Labyrinth nie gegeben hätte? Mila und Ilvy kommen neu zu ihnen in die Klasse und haben zuerst ein Problem, sich i...