Kapitel 28

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Ilvy

Nachdem mich auch seine Mutter begrüßt hatte und ich seiner Schwester unbedingt eine Geschichte über Ponys hatte erzählen müssen, (was ich wirklich gerne getan hatte, weil sie wirklich zuckersüß danach gefragt hatte), hatten wir dann unsere Ruhe und ich folgte ihm in sein Zimmer. Er hielt mir die Tür auf und ich sah mich um. Er hatte ein riesiges Bett, in dem Mila gut alle ihre Kissen untergebracht bekommen hätte. Allerdings sah es nicht im entferntesten bequem aus, weshalb ich erst einmal stehen blieb und das Zimmer weiter kritisch betrachtete. Sein Kleiderschrank war nicht wirklich groß aber es sah so aus, als passte alles, was er so brauchte, darein. Dann hatte er noch einen Schreibtisch, auf dem Mappen und Bücher gestapelt waren. Ein Stück daneben stand ein Sofa, das weitaus bequemer aussah, als das Bett, und ihm gegenüber stand ein keiner aber dennoch guter Fernseher, an den irgendeine von diesen Konsolen, mit denen ich nichts anfangen konnte, angeschlossen war. Sein Zimmer war nicht spektakulär aber dennoch hübsch und heimelig. Ich fühlte mich wohl.

Mittlerweile hatte er die Tür geschlossen und stand neben mir. "Warum so kritisch?", fragte er. "Ach nichts. Ich finds schön hier. Aber.. " "Was aber?", er klang ein wenig besorgt. "Du hast mich noch gar nicht richtig begrüßt!", meckerte ich gespielt traurig. Er durchschaute mich zwar, spielte aber mit. "Au weia! Wie konnte ich das nur vergessen? Ich muss eure Majestät doch gebührend empfangen." Dann schlang er seine Arme um meine Taille und zog mich so nah an sich, wie es nur ging. Seine Nasenspitze berührte meine und ich spürte seinen Atem auf meiner Haut. In meinem Bauch herrschte Kirmes, so viele Schmetterlinge flatterten darin herum. Ich war es nicht gewohnt, einem Menschen so nahe zu sein. Als er unsere Lippen dann vereinte, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz explodierte. Indem ich meine Arme um seinen Hals legte und mich auf Zehenspitzen zu ihm hoch zog, vernichtete ich auch das letzte bisschen Abstand zwischen uns.

Ich kann nicht sagen, wie lange wir uns küssten, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Er schaffte es, mich hochzuheben, ohne unsere Lippen zu trennen. Vorsichtig platzierte er uns auf dem Sofa. Halb liegend, halb sitzend und ich auf seinem Schoß. Diese Schmetterlinge wurden nie müde und brauchten keine Pause. Und immer, wenn ich dachte, es könnten nicht mehr mehr werden, belehrten sie mich eines besseren und flatterten noch schneller. Nach einer weiteren Ewigkeit, die aber trotzdem viel zu kurz war, lösten wir uns völlig atemlos voneinander, verringerten den Abstand zwischen unseren Gesichtern aber kaum.

Eine Weile saßen wir so da, bis er mich vorsichtig von seinem Schoß schob und wie ein kleines Kind zurechtrückte. Dann stand er auf und ging zu seinem Schrank. Er beugte sich etwas hinein und verschwand fast komplett, was mich verwunderte, da der Schrank von außen so klein aussah. Mit skeptischem Blick sah er mich an. "Der Schrank geht in die Wand hinein.", erklärte er. Scheinbar konnte man meinen Blick ganz gut deuten. Ich wollte aufstehen und stützte meine Hände auf die Knie aber er hielt mich auf. "Stop. Nicht bewegen! Ganz genau so bleiben." Etwas verwundert verharrte ich in der Bewegung, was sich als etwas umständlich darstellte, da es meinen Handgelenken nicht gefiel, auf diese Weise umgeknickt zu sein. "Augen zu.", kommandierte er. "Und nicht schummeln." Ich zuckte die Schultern und tat, was mir gesagt wurde. Ich wollte schummeln und nur einen kleinen Blick wagen aber mein Gewissen siegte und ich hielt die Augen geschlossen. Ich spürte einen leichten Luftzug und hörte etwas ganz leise klicken und dann klimpern, wie, wenn Metall auf Metall trifft. Dann spürte ich etwas dünnes, kühles an meinem Arm und dann warme Lippen, die über meine Wange zu meinem Ohr Strichen. "Augen auf.", flüsterte er. Ich öffnete die Augen und hob den Arm an. Ein kleines, goldenes Armband, das auf eine Geschickte und wunderschöne weise mit einem dunkel roten Band verflochten war, strahlte mir entgegen. "Das ist ja wunderschön!", rief ich und berührte es vorsichtig mit einem Finger. Die Bewegung brachte es noch mehr zum glänzen. Ich küsste Gally auf die Wange. "Vielen Dank! Aber womit habe ich das verdient?" "Du bist einfach du selbst und das ist perfekt. Und es passt zu deinem Augen." Noch mehr Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch herum als er das sagte und dabei leicht über meinen Arm strich, wo er eine Gänsehaut hinterließ. "Ich liebe dich.", sagte er. Ich war unfähig zu sprechen und nickte nur.

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