Kapitel 44

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Ilvy

Der Urlaub war viel zu schnell zu Ende. Das lag nicht nur daran, das es nur drei Tage gewesen waren. Urlaube waren immer zu kurz. Immer. Wir hatten die anderen Tage nur am Strand gelegen und uns gesonnt und waren Abends, als es kühler wurde, durch die Straßen gezogen und hatten ein paar Sachen gekauft. Das war der Vorteil daran, dass Mama immer arbeitete. Wir hatten viel Geld zur Verfügung und konnten uns auch mal außer der Reihe etwas gönnen.
Ich packte Sonntagabend schon wieder alles in den Koffer, sodass ich Montag vor der Abreise keinen Stress mehr hatte. Montag machten wir noch einen Abstecher an den Strand und holten uns ein Eis, bevor wir dann gegen Mittag am Flughafen eintrudelten. Wir brauchten ewig, weil alles auf Spanisch ausgeschildert war aber schließlich landeten wir dann doch im richtigen Flugzeug. Diesmal durfte Mila sich mit Mamas Flugangst rumärgern aber diesmal schien sie sich schneller zu beruhigen. Wir hatten mal wieder Turbulenzen und ich nutzte sie um mich in den Schlaf schaukeln zu lassen.
Ich wachte auf und bemerkte, dass wir schon im Landeanflug waren. Deswegen weckte ich erst Mila und dann unsere Mutter auf, die sich prompt im Sitz festkrallte. Kurz danach landeten wir auch schon und wir drei waren die ersten, die aus dem Flugzeug stolperten. Wir wollten nur noch den Zug erwischen und dann nichts wie nach Hause.
Nachdem wir unsere Koffer geholt hatten, hielten wir nach Wegweisern Ausschau, während wir durch den Warteraum liefen. Hier waren weinende Leute, die auf ihre Lieben warteten, Eltern, die sich Sorgen machten, wo ihre Kinder blieben, hetzende Stewardessen, Gally, verwirrte alte Leute, die nicht wussten, wo sie hin mussten, Newt, ein Haufen gruppenkuschelnder Verrückter und... Moment... "Gally!", schrie ich, ließ meinen Koffer mittendrin stehen und rannte los. Er breitete die Arme aus und ich sprang ihm auf den Arm. "Was machst du hier?", fragte ich, verwirrt aber überglücklich. "Meine Freundin abholen, sie müsste gleich kommen.", antwortete er und schaute theatralisch an mir vorbei. "Idiot!" "Hatten wir die Diskussion nicht schon mal?", lachte er. Zur Antwort drückte ich meine Lippen sanft auf seine.
Als wir uns lösten sah ich, dass Mila auch schon Newt in den Armen lag. Hinter ihr tauchte Mama auf. Mit zwei Taschen und drei Koffern. "Ach was! Macht euch keine Umstände.", lachte sie und verdrehte die Augen. Ganz Gentleman ging Newt los und nahm Mama Milas Koffer ab. Den freien Arm legte er um Milas Hüfte. Gally tat es ihm gleich, nur mit meinem Koffer. Und natürlich legte er den Arm um mich.
Mama schaute uns erstaunt an und stützte die Hände in die Hüften. Stimmt, wir hatten ihr ja fast gar nichts erzählt. "Also Kinder, das müsst ihr mir erklären.", sagte sie, noch immer geschockt aber glücklich. Dann nahm sie ihren Koffer und folgte uns.

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