Kapitel 51

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Mila

Wir saßen alle versammelt in der Lobby und warteten auf den Rest der Truppe. Janson wurde langsam ungeduldig aber die junge Lehrerin beruhigte ihn ein wenig. Dann kamen auch die Letzten. Erst Ilvy, die direkt auf mich zusteuerte. Automatisch schaute ich zu Winston. Tatsächlich nickten sich die beiden kurz zu, woraufhin er lächelte. Dann kamen Chuck und Thomas durch die Tür. Chuck redete wie immer auf Thomas ein und der versuchte, so nett wie möglich zu sein und so zu tun als ob er zuhörte. Kurz danach kam Gally. Seine Augen waren auf Ilvy gerichtet, die ihm aber keinerlei Beachtung schenkte. Hatten sie sich vielleicht gestritten?
"Da jetzt endlich alle da sind, kann ich den Tagesplan verkünden! Heute könnt ihr euch frei bewegen, so lange ihr bis zum Abendessen um halb sieben alle wieder hier seid!", bevor er noch etwas hinzufügen konnte, sprangen alle freudig auf und rannten los. Einige gingen noch einmal zu den Zimmern zurück, andere gingen direkt in die Stadt. "Ich muss noch meine Kamera holen. Brauchst du noch was?", fragte Teresa neben mir. "Nein danke. Ich warte auf dich." Es war für uns selbstverständlich, dass wir vier zusammen gingen. Brenda unterhielt sich mit Thomas und Ilvy während Chuck auf Alby zu ging, der zu flüchten versuchte, aber versagte. Gally kam auf mich zu und sah alles andere als glücklich aus. Ich ging ihm entgegen. "Mila, hast du mal eine Minute?" Ich nickte und wir gingen in eine ruhigere Ecke, wo Teresa mich aber trotzdem noch sehen konnte, wenn sie wieder kam.

"Was ist passiert, Gally?" Traurig schaute er auf den Boden. "Sie hat Schluss gemacht." Damit hatte ich nicht gerechnet. Vor allem weil sie auch so fertig ausgesehen hatte. "Wenn du die Wahrheit sagst, dann hatte sie sicher einen guten Grund." Sofort dachte ich an Winston. Es musste doch was mit ihm zu tun haben. "Irgendwie hat Winston was mitgekriegt." Da war's schon. Was er damit meinte wusste ich nicht. "Ich meine mit ihrer Vergangenheit und den Narben und sowas. Das hat er ihr vorhin gesteckt und tja.. Jetzt denkt sie, dass ich was gesagt hab." "Bist du bescheuert?! Natürlich warst du das! Es wusste ja niemand anders was davon! Jetzt bist du sowas von unten durch!" Ich stand auf und wollte gehen als er noch etwas sagte. "Ich hab nichts gesagt." Bei diesem Satz explodierte ich. Es war jawohl offensichtlich, dass er sich verplappert hatte. Aber mir jetzt noch so dreist ins Gesicht zu lügen war jawohl die Höhe. Ich holte aus und verpasste ihm eine Backpfeife. Leider hatte sie nicht so viel Schwung wie ich gehofft hatte. Aber es reichte um ihn zu schocken. Den Moment nutzte ich und verschwand. Zum Glück tauchte genau in dem Moment Teresa auf. Ich schnappte mir Ilvy und Teresa, die am Arm noch Brenda mit zog und zu viert verschwanden wir so schnell wie möglich aus der Lobby.

"Sag mal hast du grad Gally eine geknallt?", fragte Brenda überrascht. "Verdient.", sagte Ilvy und lachte traurig. Teresa ging einfach schweigend neben uns her und beobachtete alles. "Erkläre ich euch später.", sagte Ilvy als Antwort auf unsere Blicke. Ich fragte mich, wie sie das hinkriegen wollte, ohne den Mädchen von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Wahrscheinlich würden sie die Narben aber eh innerhalb der Tage hier sehen.
Zuerst gingen wir zum Dom und machten ein paar Fotos. Danach wurden alle Geschäfte die sich finden ließen unsicher gemacht und alle halbwegs akzeptablen Outfits anprobiert. Wir hatten jede Menge Spaß und lachten viel. Sogar Ilvy schien dadurch ein wenig abgelenkt zu werden. Später holten wir uns noch alle ein Eis und machten uns langsam auf den Rückweg zum Hotel. Der Gedanke an Abendessen ließ uns schneller laufen.

Im Hotel angekommen trafen wir überall auf unsere Klassenkameraden. Einige versuchten mit dem kostenlosen W-Lan in der Lobby klarzukommen, andere waren schon auf dem Weg zum Essen oder zu ihren Zimmern. Wir bekamen einen riesen Schock, als plötzlich Thomas und Frypan in unserem Zimmer saßen als wir rein gingen. Sie hatten die Karte von Brenda benutzt, die sie Thomas da gelassen hatte. Teresa fand es nicht so witzig, dass Brenda und Thomas sich sofort in die Arme fielen als hätten sie sich drei Jahre lang nicht gesehen. Wir machten uns dann zusammen mit Ilvy auf den Weg, Chuck zu suchen. Die beiden konnten wirklich eine Ablenkung gebrauchen und eigentlich war er ja doch echt niedlich. Eigentlich gut, dass er eine Klasse übersprungen hatte und noch früher eingeschult worden war. Er war zwar zwei Jahre jünger als wir aber er war auch eine Bereicherung für die Gruppe und er hatte immer gute Laune. Wir fanden ihn auf dem Gang und er war sichtlich dankbar, dass ihn jemand eingesammelt hatte. Er redete über alles, was er mit Jeff und Clint in der Stadt gemacht hatte und schmückte es so aus, dass wir nur die Hälfte glauben konnten. Aber wir bekamen die gewünschte Ablenkung und hatten auch noch ein wenig Spaß dabei.

Beim Essen redeten alle durcheinander. Außer Ilvy, Teresa und mir. Thomas hatte mir immer noch nicht geantwortet und allmählich machte ich mir Sorgen. Brenda versuchte immer wieder vergeblich, uns in Gespräche zu verwickeln. "Wir müssen uns gleich alle mal unterhalten.", verkündete sie nach dem fünften Anlauf. Ich wusste, dass sie das machte, weil sie sich sorgte, aber es nervte mich. Aber meinte es ja nur gut.
Zurück auf den Zimmern gingen wir nach einander duschen und saßen dann alle in bequemen Sachen und mit nassen Haaren auf Ilvys und meinem Bett. Die Tür war zu und niemand außer uns hatte noch eine Karte. Wir hatten also unsere Ruhe. "Also. Wer will anfangen?", eröffnete Brenda die Runde. Wir schauten alle in verschiedene Richtungen bis sich Ilvys und Brenda Blicke trafen. "Ilvy? Möchtest du?" Sie schaute mich mit einem Blick an, der sagte noch nicht. Also erhob ich meine Stimme. "Ich würde gerne." Alle schauten mich überrascht an. Ich hatte auch kein so großes Problem wie die anderen. Mir war es also nicht ganz so peinlich wie ihnen vielleicht.

 

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