Kapitel 30

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Ilvy

Nachdem ich meine Sprache wiedergefunden hatte, hatten wir eine Diskussion geführt, was wir mit diesem Sonntag anfangen sollten. Ich entschied, dass es jetzt Zeit für mich war, ihn zu überraschen. Wir zogen uns Schuhe und Jacke an und gingen raus. Zum Glück hatte seine Mutter dafür gesorgt, dass seine Schwester nicht mit wollte. Ich ging voraus und da wir unsere Finger verschränkt hatten, sah es so aus, als wollte ich ihn entführen. Bevor wir hergezogen waren, hatte ich mich etwas über diese Stadt informiert und herausgefunden, dass es hier einen wunderschönen kleinen Park gab, von dem nicht viele Einwohner etwas wussten. Und ich hatte die Vermutung, dass Gally zu dieser Spezies gehörte. Als wir kurz vor dem Park waren, der noch von einem kleinen Hügel vor uns verdeckt wurde, legte ich ihm meine Hände auf die Augen. Das stellte sich als etwas kompliziert dar, weil er viel, viel größer war als ich. Gemeinsam stolperten wir den Hügel hoch, bis wir den Park sehen konnten. Oder eher gesagt bis ich ihn sehen konnte.

Es war wirklich atemberaubend schön hier. Der Rest des Schnees schmückte noch einige Baumwipfel und auch ein paar weiße Flecken waren auf dem Gras zu sehen. "Bereit?", fragte ich.  "Ja schon aber ich kann nichts sehen.", antwortete er. "Das mein ich doch, du Dummkopf." Langsam nahm ich meine Hände von seinen Augen. Er blinzelte gegen die Sonne und sah sich dann mit großen Augen um. "Warum weiß ich nichts von diesem Park?", fragte er. Ich zuckte die Schultern. "Du bist halt unromantisch." Wir fingen an zu lachen und suchten uns dann ein Plätzchen, wo es einigermaßen trocken war. Wir entschieden uns für eine Bank unter einem Apfelbaum.

Eine Weile saßen wir einfach nur so da und redeten über dies und das als plötzlich mein Handy vibrierte. Ich nahm es aus meiner Tasche und sah mir die Nachricht an. Sie war von meiner Mutter und wünschte uns einen schönen Tag. Gerade als ich mein Handy wieder wegstecken wollte, hielt Gally meinen Arm fest. "Nicht so schnell. Gib mal her das Ding." Etwas widerwillig gab ich ihm mein Handy. "Nein, das geht so nicht. Guck dir das mal an." empört hielt er mir mein eingeschaltetes Handy unter die Nase, sodass mein Hintergrund mich angaffte. Er war bunt gestreift aber trotzdem langweilig. Ich hatte ihn mal schön gefunden aber diese Zeiten waren längst vorbei. Allerdings hatte ich keinen schöneren und deswegen war es immer noch das gleiche Bild. "Komm mal her"., sagte er und legte einen Arm um meine Schultern, um mich an ihn zu ziehen. Ganz leicht legte er seine Lippen auf meine Wange und streckte den Arm mit dem Handy aus. Ich grinste verlegen Richtung Kamera und eh ich mich versah hatte er das Bild zugeschnitten und ich hatte einen neuen Hintergrund. Wahrscheinlich würde ich jetzt handysüchtig werden, weil ich immerzu das Bild ansehen musste. Wenig später machten wir dann auch noch ein Foto für seinen Hintergrund und als es nach einiger Zeit etwas zu kalt wurde, fing ich an zu meckern, dass ich nach hause wollte. Allerdings blieben wir noch etwas sitzen. Um mich warm zu halten kuschelte ich mich eng an ihn und tatsächlich funktionierte es. Allerdings kam dann ein eisiger Wind auf und pustete durch meine Jacke, was mich zum zittern brachte. "Ich glaube, wir sollten gehen.", sagte er. Ich nickte und schlang die Arme um meinen Oberkörper als er aufstand. Er streckte sich und reckte die Arme in die Höhe, wobei seine seine  Jacke und der Pulli, den er darunter hatte, nach oben rutschten. Ich wollte nicht hinsehen aber ich konnte nicht widerstehen und riskierte einen kurzen Blick. Fußball- und Basketballtraining hatten Spuren hinterlassen. Er war verdammt durchtrainiert obwohl mal das auf Anhieb nicht sofort sehen konnte. Aber gerade diese Position betonte seine Bauchmuskeln und und ließ mich dahin schmelzen. "Willst du ein Foto machen? Dann kannst du weiter starren, wenn ich wieder normal stehe.", lachte er. Oh Gott wie peinlich. "Ich hab nicht gestarrt!", versuchte ich mich erfolglos zu verteidigen. Das brachte ihn noch mehr zum lachen. "Gibs zu, ich bin heiß." "Du bist ein Idiot!" "Ja, aber ein heißer Idiot." Ich verdrehte die Augen und nickte dann lachend. "Ja, du bist ein heißer Idiot." Dann nahm er meine Hand und wir spazierten gemütlich nach Hause.

Ein ganz normales Leben?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt