Stolpernd folge ich der hinreißenden Frau, die bereits mit ihren braunen Stiefeln über den Feldweg stampft und sich lässig die beiden Leinen unserer Hunde über die Schulter wirft. Seufzend legt sie den Kopf in den Nacken und hätte sie ihre Sonnenbrille nicht auf, würde ich sicherlich sehen, ob ihre Augen geschlossen sind. Der Riemen ihrer Handtasche liegt zwischen ihren Brüsten, betont ihre Oberweite und die Tasche schwingt bei jedem Schritt, durch die Bewegung ihrer Hüften in die Höhe. Dot und Bucket flitzen quer über das Feld und ich bin wieder einmal dankbar dafür, dass Ethan letztes Jahr das riesige Areal eingezäunt hat.
»Ich rede von der unsensiblen, an Empathie mangelnden, typisch für städtische Beamten verfassten Erklärung, bezüglich der zwischenmenschlichen Beziehung unser beider Personen«, rattert sie runter und mir klappt die Kinnlade herunter. Was?
Konfus bleibe ich stehen, schaffe es nicht den Mund zu schließen und starre ihren Rücken an, während sie sich mit jedem Blinzeln weiter von mir entfernt. Kurz vor der Biegung, welche zum kleinen See führt, stürzt Bucket bellend in meine Richtung und stupst mit ihrer Nase gegen meine Wade, um mich anzutreiben. Ganz im Gegensatz zu Reja bemerkt mein Hund den Abstand zu ihnen. »Sind Sie jetzt eingeschnappt, Sheriff?« Ihr amüsierter Ruf lässt das Feuer in meinem Bauch brodeln und ich reiße den Kopf zu ihr hoch. Mit der Hand über ihrer Stirn, wodurch die Sonnenbrille an Sinn verliert, steht sie an der Ecke, spielt mit ihren langen, zarten Fingern, deren Nägel in einem bildschönen Rotton schimmern, mit den Leinen der Hunde.
»Non«, murmle ich angesäuert lügend und setze mich wieder in Bewegung. Dot hat sich wartend neben seinem Frauchen platziert und auch diese Szene wirkt unfassbar perfekt auf mich. Murrend schiebe ich die Hände in die gefütterten Taschen meiner Lederjacke und schließe zu Reja auf. »Du hast mich überrumpelt«, gestehe ich. Die Falte zwischen ihren Brauen wächst und ihre Nase kräuselt sich. Bereits seit dem Abend im Restaurant bin ich hin und weg diese niedlichen Falten betreffend und das Verlangen sie zu berühren wird immer stärker. Fest kralle ich meine Finger in den Stoff meiner Jackentasche und presse die Lippen aufeinander.
»Kann ich nur zurückgeben«, raunt sie leise und stößt mich freundschaftlich mit ihrer Schulter an. Bucket und Dot sind schon wieder nach vorne geprescht und tollen über den breiten, provisorischen Weg, welcher zu dem kleinen See führt. In den nächsten Sekunden müsste die Brücke vor uns erscheinen, die Gideon, Ethan, Adam und ich im letzten Sommer gebaut und himmelblau lackiert haben, nachdem wir mein Haus endlich soweit auf Vordermann gebracht hatten wie es der Notwendigkeit halber erforderlich war. Bisher konnte ich sie nicht betreten ohne einen massiven Klumpen in Kehle und Magen zu verspüren.
»Was habe ich getan?« Die Wissbegierde siegt über mein selbst auferlegtes Gelübde in meiner Freizeit den Sheriff Ad acta zu legen.
»Vielleicht hast du mir bestimmt fünfmal aufs Brot geschmiert, dass wir wirklich nur verabredet sind, damit es den Hunden gutgeht. Ist nicht wirklich gut für das Selbstbewusstsein einer Frau, aber ich habe es verstanden. Du findest mich als Kumpeltyp völlig okay, für alles Weitere entspreche ich nicht dem Schema.« Ihr brummiger Ton belustigt mich, aber ich reiße mich zusammen und presse kurz meine Lippen zusammen.
»Habe ich mich gestern Abend missverständlich ausgedrückt?«, forsche ich. In meinem Gedächtnis suche ich wühlend nach den Worten, die ich gestern Nacht in der Küche von ihrem Kumpel gefunden habe. Heute scheinen die Silben einfach nicht über meine Zunge zu wollen, vermutlich durch den Hunger verursacht und die Müdigkeit die noch immer in meinen Knochen sitzt. Zu gerne würde ich auch einen Schluck von ihrem Kaffee nehmen, um den klaren Verstand anzukurbeln.
»Du hast verkündet, dass du mich auf dem Küchentisch von Ariu flachlegen willst, es allerdings nicht in die Tat umgesetzt«, sagt sie und zuckt gelassen die Schultern. Bei der Erinnerung an die Fantasie in meinem Kopf reiße ich die Hände aus der Jackentasche und stopfe sie in meine Hosentasche. Der Weg wird schmaler, weshalb sie meinem Körper näher kommt. Ihr Duft hüllt mich ein und die dominante Note eines blühenden Maiglöckchens sickert in meine Sinne, mischt sich mit Orangenduft und Zimt. Der exzentrische Orangenduft sorgt für ein Stirnrunzeln, gewöhnlich mischt sich diese Note nicht ein.
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Die Gesetze deiner Liebe
RomanceDie Radiomoderatorin Reja Ives leitet eine der erfolgreichsten Shows bei dem Sender Silverpine Fiftyone. Gemeinsam mit ihrem Kollegen ist sie dafür verantwortlich, die aufstrebenden Stars die Silverpine entspringen zu interviewen und ihnen eine Plat...