2 | Höflichkeiten

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Mein Herz hämmert in Rekordtempo. Es fühlt sich an wie Blei in meinem Thorax. Als ich in die Bar gekommen war, wollte ich dringend etwas Essen, jetzt rebelliert mein Magen und mein Gedanken kreisen um himmlische Hände, welche sich aufreizend um meinen Körper schlingen. An Essen ist überhaupt nicht zu denken.

»Sie ist total abwesend.«

»Vielleicht hat sie mit Paul gekifft.«

»Niemals, ich denke es liegt an etwas anderem«, wirft Jax ein und stupst sanft gegen meine Hand, die sich verkrampft um das dritte Glas mit einem starken Alkoholgeschwängerten Cocktail schlingt.

»Bist du stoned?«, forscht Ariu und legt den Kopf schief. Seine Augen blitzen vor Belustigung und es gelingt ihm nicht seine zuckenden Mundwinkel zu verbergen.

»Ich wünschte es würde an Drogen liegen«, murmle ich und schiele verstohlen zu Dot. Noch immer hat er die Ohren aufmerksam in die Höhe gestreckt, seine Augen starr auf den Mann gerichtet, welcher drei Tische von uns entfernt sitzt. Dieser Hund dreht allmählich durch. »Es liegt an einem Berg Testosteron.«

Verblüffung huscht über das Gesicht von Ariu, während sich auf Jax' Gesicht ein wissendes Grinsen abzeichnet. Meine Freundin lehnt sich vor, wischt sich damenhaft mit dem Zeigefinger die Mundwinkel und zwinkert. »Wo ist das Sahneschnittchen, das dein Höschen feucht macht und dich sabbern lässt?« Ihre Frage ist nicht mehr als ein Flüstern, trotzdem reiße ich die Augen auf, als hätte sie geschrien.

»Jax, ich bitte dich«, fauche ich sie an. Mit einem lässigen Schulterzucken lehnt sie sich zurück und bedeckt Dot mit einem fragenden Blick, als er ein leidliches Winseln ausstößt. Hinter mir erklingen Schritte, dann tippt ein Finger auf meine Schulter. Arius Miene verfinstert sich, während Jax der Mund aufklappt. Na wunderbar. Offenbar kann die Verkörperung von Michelangelos David nicht genug von Peinlichkeiten bekommen. Ich hoffe, er ist wenigstens besser bestückt, als sein in Stein gemeißeltes Ebenbild.

Dot quietscht fürchterlich, bewegt sich aber nicht vom Fleck. Deutlich sehe ich seine Aufregung, denn er erhebt sich immer wieder vom Boden, bevor er sich mit angelegten Ohren wieder auf den Hinter plumpsen lässt. Dieser Hund ist völlig vernarrt in den Mann.

Ein brummendes Lachen ertönt hinter mir und ich presse die Lippen zusammen. Angestrengt zwinge ich ein Lächeln auf meine Lippen. Möglichst lässig drehe ich mich um und sehe zu dem Fremden empor. Der Kerl ist riesig. Oder komme ich mir nur mickrig vor, weil er eine einschüchternde Statur hat?

»Ihr Hund hat etwas bei mir verloren«, nuschelt er und drückt mir eine Serviette in die Hand. Irritiert blicke ich von der Serviette, zu seinen Fingern, die sich sanft und mit leichtem Druck um meine Hand schließen. Hitzewellen werden wie Stromschläge durch meinen Körper gejagt. Pulsierend sammelt die Hitze sich zwischen meinen Schenkeln. Schnell schlage ich die Beine übereinander. Der Blick des Mannes verrät, wie bewusst er sich seiner Wirkung ist. Langsam entziehe ich ihm meine Hand und schüttle den Kopf.

»Ähm ... Ich denke nicht, dass Dot -«, weiter komme ich nicht. Mein Hund springt schwanzwedelnd auf mich zu und schnüffelt ausgiebig an der roten Serviette. Vorsichtig ziehe ich das zerknüllte Stoffstück auseinander. Noch bevor ich realisieren kann, was sich darin befindet, hat Dot sich den Speck geschnappt und ihn heruntergeschlungen. Erschrocken blicke ich in das Gesicht des Fremden empor. Über seine Lippen zieht sich ein breites Lächeln und seine Augenbraue hüpft belustigt in die Höhe. »Ich versichere Ihnen, er bekommt zu Hause genügend zu essen.«

»Er sieht nicht aus, als würde er vom Fleisch fallen. Aber ich kann seinen Augen nicht widerstehen. Sie sind beinahe so faszinierend wie die Augen von seinem Frauchen«, sagt er. In seiner Stimme schwingt ein lustvoller Unterton mit und er zieht seine Unterlippe zwischen seine Zähne. Für meinen Geschmack entlässt er sie ein wenig zu schnell aus dem erotischen Gefängnis. »Hat mich gefreut.«

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