36 | Entscheidungsänderung

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| ERWACHSENENINHALTE |

Fassungslos schaue ich in Rejas Gesicht, bekomme keinen Ton über die Lippen und weiß nicht recht, wie ich auf ihre Frage antworten soll.

Selbstverständlich weiß ich genau wer Gideon Wilson ist. Verfluchter Mist, dieser Mistkerl hat meine Frau gefickt, während ich gearbeitet habe - täglich. Und offenbar hat er ebenfalls eine Partnerin gehabt, die er betrogen hat.

Jetzt sitzt sie vor mir. Nicht nur ich bin betrogen worden, sondern auch Reja. Wir teilen im wahrsten Sinne des Wortes das gleiche Schicksal. Melissa hat mich betrogen, und zwar mit Gideon, der offenbar ihr Freund gewesen ist. Noch kann ich es nicht mit Sicherheit sagen, denn dazu fehlen mir schlichtweg die Fakten. Ich schlucke, senke kurzzeitig den Blick und lasse langsam ihre Hände los. Ihre Haut ist eiskalt und als sich unsere Körper voneinander distanzieren krallt sie ihre zarten Hände in den Stoff ihres Rockes. Ihr tiefes nach Luft schnappen entgeht mir keineswegs.

Gott sei Dank arbeitet sie nicht in meiner Nähe, denn wenn ich sie jeden Tag in ihrer Arbeitskleidung zu Gesicht bekommen würde, könnte ich unmöglich an mich halten. Der hautenge Stoff ihres Rockes legt sich lila leuchtend um ihre straffen Oberschenkel. Das weiße Spitzentop umspielt ihre Brüste, wie ich es gerne mit meinen Händen tun würde und lässt diese Frau selbst in dem grässlichen Licht dieser Neonröhren, erstrahlen wie eine Blume im Frühling.

Mir ist bewusst, dass ich sie anstarre, trotzdem kann ich meinen Blick nicht von ihr lösen. Konstant gleiten meine Augen über ihre gesamte Gestalt, bis hinunter zu ihren Füßen die in umwerfenden weißen Pumps stecken, welche mit unzähligen Riemchen über ihrem Spann zusammengehalten werden. In meinem Kopf spielen sich die Bilder ab, welche sie durch die Erwähnung von Gideon's Namen ausgelöst hat.

Die Szene die sich in unserem gemeinsamen Haus abgespielt hat, welches ich danach in Schutt und Asche gelegt habe. Melissas und mein Haus.

Meine verfluchte Ehefrau, wie sie stöhnend und keuchend auf meinem Freund gesessen und ihm den Verstand raus gevögelt hat. In meiner Küche, auf meinem verfluchten Barhocker. Die Hände meiner Ehefrau um die Kante der Arbeitsfläche gekrallt, ihr Ehe- und Verlobungsring glitzernd, reflektierend in dem Streifen Sonne. Mein Herz ist stehen geblieben, dessen bin ich mir bis heute absolut sicher, obgleich es nicht nachweisbar ist. Bis heute habe ich von dieser verfluchten Momentaufnahme Albträume und wache schweißgebadet auf. Schließlich dachte ich immer, ich würde Melissa glücklich machen.

Sie konnte von zu Hause arbeiten, während ich mir für unseren Lebensunterhalt den Arsch aufgerissen habe. Maman hat sie geliebt, ebenso wie Papa und auch mit Devon und seiner damaligen Freundin hat sie sich super verstanden. Ihr Umzug von Chicago nach Silverpine ist überhaupt kein Problem gewesen, zumindest dachte ich das. Niemals hätte ich angenommen, dass einer meiner Freunde mich so sehr hintergehen und etwas mit meiner Frau anfangen würde.

Ungeachtet dessen, dass er offenbar auch eine Frau an seiner Seite hatte. Eine umwerfende, intelligente, bildschöne, humorvolle Frau.

Schluckend senke ich den Blick auf meine Hände, spiele mit dem Ring meiner Familie und runzle die Stirn. Wie zur Hölle soll ich darauf antworten? Immer wieder dreht mein Daumen das schwarze Metall an meinem Mittelfinger im Kreis. Die silbernen Linien reflektieren minimal das Licht und ich schlucke ein zweites Mal. Merde.

Schnaufend fahre ich mir mit beiden Händen über mein Gesicht, ignoriere das schrille Klingeln meines Telefons und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Immer wieder sucht mich die Szene heim, verscheucht die Freude darüber, dass Reja im Revier aufgetaucht ist gänzlich und hinterlässt lediglich die Wut. Die Wut, welche ich so erfolgreich unterdrückt habe in den letzten Monaten und die ich mir nie habe anmerken lassen.

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