6 | Kommentare und Autogramme

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Im Türrahmen erscheint eine junge Frau. Ihr ovales, royal wirkendes Gesicht wird von glatten rötlichen Haaren eingerahmt und auf ihrer kleinen, mädchenhaften Nase tanzen vereinzelte Sommersprossen. Das Lächeln auf ihren Lippen wird breiter, als sie sich vollends in den Raum schiebt und die Tür mit einem Klicken hinter sich schließt.

»Miss Ives? Sheriff Cage hat mich gebeten Ihnen einen Kaffee und eine Flasche Wasser zu bringen«, informiert sie und stellt beides auf dem Schreibtisch ab. Gedankenverloren greift sie nach einigen Papieren und schiebt sie ordentlich zusammen. Ihre Hände sind ebenfalls mit Sommersprossen bestückt.

»Vielen Dank«, hauche ich und sie nickt lächelnd. Ich schätze, sie ist ungefähr in meinem Alter, wirkt jedoch um einiges selbstbewusster, während sie in dem Büro steht, wo sein Geruch dominiert. In jeder Ecke dieses kleinen Raumes ist er präsenter als ein Möbelstück, weshalb ich mich unweigerlich frage, ob ich ihm womöglich schon öfter begegnet bin.

»Der Sheriff hat gesagt, dass es um einen Hund geht?«, fragt sie. Mit gerunzelter Stirn greift sie nach meinem Mantel und hängt ihn ungefragt an eine kleine Garderobe neben der Tür. Ist sie hier das Mädchen für alles? »Ich muss gestehen, sowas hatten wir hier noch nie.« Sie lacht ein glockenhelles Lachen und lässt sich auf den Stuhl neben mir sinken. »Der Sheriff hat allerdings eine große Schwäche für Hunde«, fügt sie flüsternd hinzu. Lässig streicht sie eine Strähne hinter ihr Ohr und lässt ihre klaren grauen Augen über mein ganzes Gesicht gleiten.

»Ich bin mir nicht sicher, was ich dazu jetzt sagen soll«, gestehe ich und zucke hilflos die Schultern. Sie legt den Kopf schief, das Lächeln auf ihrem Gesicht wird noch breiter und sie tätschelt mir aufmunternd den Unterarm.

»Ich plappere, oder? Ach herrje, außerdem habe ich mich nicht vorgestellt. Sheriff Cage würde mich in die Zelle schicken«, sagt sie und kichert mädchenhaft. Ist sie wirklich so alt wie ich? »Mein Name ist Amanda und ich bin sozusagen die Sekretärin von Sheriff Cage«, stellt sie sich vor und streckt mir ihre Hand entgegen.

»Freut mich sehr, Amanda. Reja Ives«, erwidere ich und schüttle ihre Hand lächelnd. Ihre Haut erinnert an Porzellan und ist weich wie die eines Babys. Vielleicht beschäftigte sie sich überwiegend mit Körperpflege, verdenken kann ich es ihr nicht. Wenn ich in der unmittelbaren Nähe dieses Sexobjekts arbeiten müsste, bräuchte ich auch einen Grund um mich selbst zu berühren oder mich abzulenken, falls er dem drängendem Bedürfnis nicht nachgeht. Seufzend lehnt sie sich mit den Unterarmen gegen den Tisch, löst sie wieder und beginnt die Stifte in einem dekorativen Glas zu sortieren.

»Sie sind hübsch.« Diese Aussage trifft mich unerwartet. Mir klappt der Mund auf, aber bevor ich etwas erwidern kann, kichert sie wieder. »Ich meine: Sie gefallen ihm. Ihre Haare sind wirklich toll«, korrigiert sie und streicht mit einem zufriedenen Lächeln über die Stiftkappen. Offenbar macht sie des Öfteren Ordnung im Büro ihres Vorgesetzten.

»Ähm ...«

»Sind Sie nicht diese Moderatorin aus dem Radio? Silverpine Fiftyone? Ich mag ihre Stimme und ihr Kollege hört sich auch sehr nett an«, redet sie weiter. Sie scheint keinerlei Erwiderung meinerseits zu benötigen, denn als sie sich in meine Richtung dreht, schimmert Bewunderung in ihren Augen. »Sheriff Cage würde mir vermutlich den Hals umdrehen, aber ich habe ihrem Namen in der Akte gelesen, als er sie eben auf meinem Tisch abgelegt hat und ich musste einfach hereinkommen. Ich bin ein riesiger Fan. Dürfe ich ... würde Sie mir ein ... Kriege ich ein Autogramm?« Zum Ende wird ihre Stimme immer leiser und sie schaut schüchtern über ihre Schulter zur Tür, während sich auf meinen Lippen ein Lächeln breit macht. Natürlich begegne ich hin und wieder Hörern der Show, jedoch gebe ich nicht sonderlich oft Autogramme. Ich fühle mich geehrt und wertgeschätzt.

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