Die Gesetze deiner Liebe

44 | Feierliche Herzübergabe

Kaum hat Davis, dicht hinter mir, einen Fuß ins Wohnzimmer gesetzt, verstummen die Gespräche. Ariu zieht die Augenbrauen zusammen, Ruby auf seinem Schoß legt den Kopf mit einem seligen Lächeln schief und Jax grinst mich breit an. Adam hat bereits ein Bier auf den leeren Platz am Esstisch gestellt und einen sauberen Teller aus dem Schrank geholt. Selbstverständlich will er seinem Freund etwas zu Essen kredenzen. Wortlos - weil sie mir irgendwo im Hals stecken geblieben sind - steuere ich meinen Platz wieder an und plumpse ungelenk auf meinen Stuhl. Arius Hand landet beinahe zeitgleich auf meinem Knie und er drückt es mit einem Augenzwinkern. Ruby nickt mir mutmachend zu. Die ganze Situation ist äußerst merkwürdig.

»Da Reja es nicht als notwendig erachtet. Für alle, die es nicht wissen. Das ist Davis. Davis ist der Sheriff unserer kleinen Stadt und Rejas Lover Nummer Eins«, berichtet Adam. Postwendend verdrehe ich die Augen, Jax kichert und stößt ihn an der Schulter an, während Davis stirnrunzelnd die Lehne des Stuhles anstarrt. Noch immer steht er hinter der Lehne.

Schließlich nickt er mit einem Lächeln und hebt den Kopf. »Entschuldigt meinen unangekündigten Auftritt«, murrt er. Davis räuspert sich und umfasst die Lehne des Stuhles mit seinen großen Händen fester. Zerquetscht sie beinahe. Der schwarze Ring ziert wie üblich seinen Mittelfinger, wodurch seine Hände noch sehniger aussehen und mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Zu gerne würde ich ihn einfach in mein Schlafzimmer zerren und die Anderen vergessen.

»Devon ist dein Bruder richtig?« Ariu lehnt sich ein wenig in Davis' Richtung, als dieser sich endlich auf dem Stuhl niederlässt. »Wir haben das Interview heute Nachmittag gehört. Er ist wirklich verflucht talentiert.«

»Darüber freut er sich sicherlich«, antwortet Davis ausweichend. Adam runzelt die Stirn.

»Hast du es nicht gehört, Alter?«

»Mir ist ein Einsatz dazwischen gekommen. Das Tierheim«, murrt er. In meinem Magen krampft sich alles zusammen, als ich an die Berichterstattung denke, welche wir nach Devons Interview über den Vorfall geben mussten. Es entzieht sich schlichtweg meinem Verständnis, wieso jemand zu so etwas fähig ist.

»Davon haben wir gehört. In Rejas Show«, sagt Ruby und verzieht traurig das Gesicht. Kurz herrscht im Raum betretenes Schweigen.

»Ooookay. Also, lasst uns das Thema wechseln«, ruft Adam und klatscht in die Hände. Jax grinst über seine Überschwänglichkeit und krault geistesabwesend seinen ausrasierten Nacken, während sie Davis neugierig beäugt. Mittlerweile ist Davis aus seiner Uniform geschlüpft - falls er sie heute überhaupt getragen hat - und steht nun in einer dunkelgrauen Jeans und einem flauschigen tannengrünen Pullover direkt neben meinem Stuhl. Ich müsste nur die Hand ausstrecken, könnte sein Bein hinauf streichen und meine Finger in seine Gürtelschlaufen harken. Es fällt mir verflucht schwer, die Finger von Davis zu lassen, weshalb ich hastig nach meinem Weißwein grapsche und ihn gierig in meine trockene Kehle befördere. Ruby beobachtet unterdessen jede Regung genauestens. Es ist mir ein Rätsel, wie sie dazu in der Lage ist, denn ich sehe deutlich, wie Arius Finger über ihre nackte Hüfte gleiten und irgendwo unter dem Bund ihres Rockes verschwinden.

Die Gespräche beginnen wieder und Davis fügt sich so schnell in den kleinen Kreis meiner engsten Freunde ein, dass es plötzlich wirkt, als wäre er schon immer da gewesen. Hin und wieder raunt er mir leise französische Komplimente ins Ohr - zumindest denke ich es sind Komplimente -, trinkt entspannt ein Bier nach dem anderen und scheint keinen Gedanken daran zu verschwenden, wie er den Heimweg antreten soll. Mir soll es nur recht sein, denn ich würde mein Bett heute Nacht, wahrlich gerne mit ihm teilen. Mein Herz schlägt mit jedem seiner Worte schneller. Gelassen plaudert er mit Ruby, spricht anschließend einige Worte mit Jax und scherzt ausgiebig mit Ariu und Adam. Die drei Männer unterhalten sich, als wären sie bereits seit Jahrzehnten Freunde. Allerdings weiß ich nicht einmal, seit wann Adam und Davis sich kennen.