28 | Standpauken à la Beryl

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Innerhalb von einem Wimpernschlag ist mein Gesicht rot wie der Feuerball von Hephaistos und ein mächtiger Kloß bildet sich in meinem Hals. Davis bleibt am anderen Ende bedenklich ruhig, weshalb ich annehme er ist verärgert. Verübeln kann ich es ihm nicht, denn mein Gedächtnis ist in den letzten Tagen wirklich nicht das Frischeste. »Es tut mir unendlich leid«, keuche ich atemlos. Meine Augen fliegen über meine Schulter, landen auf der geschlossenen Tür hinter der Beryl lauert und auf ihren Champagner wartet. Davis brummelt am anderen Ende. Mist. Er ist sauer.

»Beryl ist heute unangekündigt aufgetaucht. Sie hat sich von einem Pfleger herfahren lassen und dadurch habe ich unsere Verabredung total vergessen. Sie hat mich überrumpelt und ich wollte wirklich nicht den Eindru—«

»Reja«, unterbricht er mich scharf. Sofort klappt mein Mund zu und ich lausche. »Es ist völlig in Ordnung. Ich bin weder wütend noch eingeschnappt, oui? Wenn du den restlichen Tag mit Beryl verbringen willst, verstehe ich das.«

»Was will denn der Sheriff von dir?«, raunzt Beryl hinter mir. Die Räder ihres Rollstuhles stoßen gegen den schmalen Küchentisch und ich schiebe ihn wortlos beiseite, um ihr mehr Platz in diesem winzigen Haus zu verschaffen. »Ist die Kacke bei dir neuerdings am Dampfen? Nichts bekomme ich mehr erzählt. Wieso besuchst du mich überhaupt in meiner Residenz, wenn du nicht einmal die wichtigsten Dinge berichtest?« Heute ist Beryls Höchstleistungssport ganz oben auf ihrer Liste eingetragen. Unter dem Namen ›Zetern was das Zeug hält‹. Schnaufend bitte ich Davis um noch einen Augenblick Geduld und dreht mich zu Beryl um.

»Nein, meine liebste Beryl«, säusle ich und klimpre mit den Wimpern. »Wir hatten eine Verabredung, die ich vergessen habe. Jetzt tritt er mir dafür verbal in den Hintern, weil ich es verdient habe. Könntest du noch einen Augenblick draußen wa—«Wütend streckt sie ihre knochige Hand aus, reißt mir das Handy weg und drückt es sich an ihr Ohr.

»Wenn Sie meiner lieben Reja etwas zu sagen haben, seien Sie nicht so feige und machen es gefälligst persönlich. Es zeugt von Schwäche, wenn ein Mann nicht zu seinem Wort steht, während er es einer Dame ins Gesicht sagt«, schnauzt sie Davis an. Panisch schüttle ich den Kopf, verdrehe die Augen und versuche wieder an mein Handy zu kommen. Leider ist Beryl, so unbeweglich sie auch sein mag, ziemlich durchsetzungsstark und wehrt mich mühelos ab.

»Interessant.« Kurz huscht ihr Blick in mein von Panik verzogenes Gesicht, ehe sie mich wieder ignoriert, als würde sie sich nicht in meinem Haus aufhalten. »Haben Sie Lust uns bei einem Gläschen Champagner Gesellschaft zu leisten, Sheriff? Es ist natürlich der Gute, das Original aus Frankreich«, erzählt sie. Hektisch sehe ich mich in der unordentlichen Küche um, welche immer noch unzählige Flecken Mehl und Puderzucker bestäubt ist.

»Fein. Dann sehen wir uns in zwanzig Minuten. Reja wird Ihnen die Adresse zukommen lassen. Und bringen Sie die verliebte Töle ruhig mit«, herrscht sie ins Telefon. Ohne mir nochmal das Gespräch zu überreichen, drückt sie auf dem Touchscreen herum und wedelt dann mit dem Smartphone in meine Richtung. »Wir kriegen gleich Besuch vom Sheriff«, informiert sie mich. Mit einer galanten Drehung wendet sie sich der Tür zu und rollt wieder hinaus ins Wohnzimmer.

Fassungslos starre ich auf das Display meines Telefons und bekomme den Mund nicht mehr zu. Natürlich weiß Davis wo ich wohne, deshalb brauche ich es ihm nicht mitzuteilen. Davon weiß Beryl allerdings nichts, denn heute habe ich ihr noch nichts von der Beziehung zwischen Davis und mir erzählt - wenn man es überhaupt eine Beziehung nennen kann. Hektisch beginne ich durch die Küche zu flitzen, putze die Flecken weg und verstaue das Geschirr vom Backen im Spülbecken. Leider macht das Chaos, welches durch das Aufräumen entsteht, es nicht wirklich besser, sondern eher schlimmer.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkomme, sieht Beryl mich tadelnd an. »Wo sind die Gläser und der Champagner? Wir haben schließlich einen Grund zu feiern«, verkündet sie.

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