Als ich die Haustür hinter mir schließe, stürmt Bucket mir aufgeregt entgegen. Die American Staffordshire Hündin springt freudig jaulend durch den Flur, während ich mich meiner Schuhe entledige. Ihr graues Fell schimmert in dem grellen Licht der Deckenleuchte und ich gähne.
»Guten Abend«, nuschle ich verschlafen und reibe mir über die Augen. Langsam gehe ich in die Hocke, lasse mich schlussendlich doch gegen die Wand sinken und plumpse auf den Hintern. Bucket kriegt einen festen Kuss auf den Kopf, woraufhin sie mir freudig durchs ganze Gesicht schleckt. »Gestern habe ich keinen Begrüßungskuss bekommen. Hast du deine Verärgerung zum Frühstück verschlungen?« Zwar komme ich mir weiterhin bescheuert vor, wenn ich mit meinem Hund spreche und sonst niemand im Haus ist, allerdings ist es eine Angewohnheit. Außerdem soll es normal sein, das Besitzer mit ihren Hunden kommunizieren.
»Gehen wir noch eine Runde Gassi oder hast du mir wieder den Garten umgegraben und bist deshalb ausgepowert?«
Natürlich versteht sie meine Frage nicht, dennoch kläfft sie leise und wedelt mit ihrem Schwanz so extrem, dass er mehrfach gegen die Kommode knallt in der sich meine Jacken befinden. »Alles klar. Dann lass mich das Chaos gleich mal begutachten«, murmle ich, drücke sie noch einmal an mich und kraule ihren Rücken, bevor ich mich erhebe.
In Windeseile ist sie an mir vorbei durch den Flur und flitzt bellend und winselnd in den Garten hinaus. Als ich das Verandalicht anknipse, stöhne ich auf und fahre mir durch die Haare. Mein Garten ist ein einziges Chaos. Bestimmt zwanzig Löcher und Erdhügel ziehen sich über die komplette rechte Seite. Tadelnd sehe ich meine Hündin an, die nun bellend auf ihrer Hundehütte steht und mich herausfordernd ansieht. Der Schnee ist mittlerweile getaut, wodurch es noch viel schlimmer aussieht als am Wochenende. Ich habe keinen blassen Schimmer, seit wann sie solche Angewohnheiten hat, jedenfalls hat es mich noch nicht gestört, als der Schnee das gröbste versteckt hat.
»Und ich soll den Mist jetzt schippen, richtig?« Im Nachbarhaus beginnt das Kind lautstark zu weinen und ich verziehe das Gesicht. Verdammt. Hastig versuche ich Bucket zu packen und sie zu Ruhe zu bringen, aber sie ist völlig außer sich. Immer wieder flitzt sie in einem riesigen Bogen um mich herum, winselt und springt wieder auf das flache Dach ihrer Hundehütte. Wenn sie nicht so verdammt lieb wäre, hätte ich sie tatsächlich zu einem Polizeihund ausbilden können, aber ihr Wesen ist gänzlich falsch für einen solchen Job.
»Davis!« Die Stimme meine Nachbarin durchbricht ihr Kläffen und Bucket reckt die Ohren. »Was ist denn los bei dir?«, lacht Julia und lehnt sich über den Holzzaun. Zwischen ihren Lippen steckt eine Zigarette und ich sehe den Glimmstängel sehnsüchtig an. Seit Freitagabend verspüre ich das dringende Bedürfnis mir suchtbedingte Erleichterung zu verschaffen, nur, weil es absolut nichts bringt selbst Hand anzulegen. Ihr Anblick hat mich völlig aus dem Konzept gebracht. Wieso kenne ich diese Frau nicht?
»Sie ist schlecht gelaunt«, mutmaße ich und deute auf Bucket. Wieder umrundet sie mich, jetzt allerdings scharrt sie mit ihrer Pfote über meinen Schenkel und senkt den Kopf, als würde sie betteln. Kopfschüttelnd gehe ich einige Schritte auf Julia zu, was ihre dunklen Augen leuchten lässt.
»Vielleicht braucht sie eine Streicheinheit? Ihrem Herrchen würde es auch nicht schaden sich wieder streicheln zu lassen. Was meinst du?«, säuselt sie und lässt ihren Zeigefinger über meinen Nacken gleiten. Gezwungen lächle ich sie an und schüttle den Kopf. Es ist wirklich dumm von mir gewesen mich letztes Jahr in meinem Pool mit ihr zu vergnügen. Ganz blöde Idee im Nachhinein betrachtet.
»Danke, aber im Augenblick bin ich gedanklich nicht in der Verfassung«, lüge ich und lecke mir angespannt über die Zähne.
»Sehr schade. Du bist der beste Liebhaber gewesen. Deine schmutzigen französischen Wörter haben mich immer auf Touren gebracht«, sagt sie und schnalzt mit der Zunge. Mit einem sanften Lächeln hält sie die Zigarette in meine Richtung. Standhaft schüttle ich den Kopf und trete einen Schritt beiseite, damit Bucket mir nicht noch den Holzzaun zerlegt. »Bist du sicher, es ist nur ihre Laune? Auf mich wirkt es, als würde sie dir irgendwas zeigen wollen? Vielleicht hat sie eine Maus oder ein Kaninchen erbeutet« mutmaßt Julia und ich verziehe die Stirn. Wieder huscht mein Blick zu Bucket und als würde sie meine Aufmerksamkeit wittern, reckte sie sich und flitzt wieder zu ihrer Hundehütte.
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Die Gesetze deiner Liebe
RomanceDie Radiomoderatorin Reja Ives leitet eine der erfolgreichsten Shows bei dem Sender Silverpine Fiftyone. Gemeinsam mit ihrem Kollegen ist sie dafür verantwortlich, die aufstrebenden Stars die Silverpine entspringen zu interviewen und ihnen eine Plat...