34 | Interviewanfragen

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Meine Finger schweben über der Tastatur meines Handys. Der Chat mit Davis leuchtet mir auf dem Display entgegen und ich kaue auf meiner Lippe herum. Seitdem ich heute Morgen Amanda begegnet bin, will ich ihn fragen, was sie damit verflucht nochmal gemeint hat. Ihre Worte lassen mich nicht mehr los. ›Lassen Sie sich von ihm nicht an der Nase herumführen.‹ In Dauerschleife kreist dieser Satz in meinem Kopf herum. Ist Davis wirklich in der Lage dazu, mich dermaßen zu täuschen? Gestern sagte er selbst, dass seine Familie nicht einfach ist und er immer Geheimnisse vor mir haben wird. Wieso also, sollte Amanda Mist reden? Sie scheint ihn besser zu kennen. Noch dazu länger. Was weiß ich schon von diesem Mann?

Ich weiß nicht einmal genau, wie alt er ist, geschweige denn, wann er Geburtstag hat. Schnaubend sperre ich den Bildschirm und pfeffere das Gerät auf meinen Tisch. Meine Ellenbogen stütze ich auf der Tischplatte ab und fahre mir durch die Haare. Heute Morgen dachte ich, keiner könnte meine gute Laune, meine Euphorie trüben, jetzt will ich mich nur noch in mein Bett verkriechen und vergessen, dass dieser Tag überhaupt angefangen hat. Dot liegt schlafend unter meinem Schreibtisch, auf dem sich die Dokumente und Memos stapeln.

»Psst«, kommt es von oben und ich blicke gelangweilt zu Ruby hinauf. »Fahren wir morgen Abend zusammen zu Adam?« Meine hübsche Kollegin verschränkt ihre Arme auf der Trennwand und legt ihr Kinn darauf ab.

»Hattest du nicht vor bei Ariu zu übernachten, nachdem ihr -«

»Halt die Klappe«, unterbricht sie mich schnell und reißt panisch die Augen auf. »Du kannst es doch nicht einfach so rausposaunen! Was, wenn Paul das hört?« Belustigt richte ich mich etwas auf, lehne mich in meinem Stuhl zurück und grinse sie an.

»Paul würde es einen Scheiß interessieren. Schämst du dich etwa, Ruby Claire?«, stichle ich. Postwenden verdreht sie ihre Augen und streicht sich die Haare von der Schulter.

»So ein Quatsch. Ich finde nur nicht, dass mein Liebesleben irgendwas in diesem Sender zu suchen hat. Anders als du, gehe ich nicht so offenherzig mit meinen Affären um«, schießt sie zurück. Verblüfft ziehe ich die Brauen hoch.

»Entschuldige?«

»Ich rede vom Sheriff, Reja. Ihr seid Stadtgespräch«, klärt sie mich auf. Meine Kinnlade klappt herunter und ich schüttle fassungslos den Kopf. Wie zur Hölle kann das sein? Es ist ja nicht so, als würden wir mitten auf dem Marktplatz über einander herfallen.

»Ich wu-«

»Reja!« Jacksons Stimme lässt mich zusammenzucken. Ruby verschwindet hastig wieder hinter der Trennwand und ich drehe mich zu Jackson herum. Mit verschränkten Armen vor der breiten Brust, steht mein Chef in meiner Nische und stiert verärgert zu mir herunter. In seiner Hand hält er einige zerknitterte Blätter.

»Was gibts, Jackyboy?«, versuche ich es mit Humor. Das verärgerte Knurren lässt es mich sofort bereuen. Zerknirscht blicke ich auf meine Füße und male unsichtbare Linien auf den Boden.

»In mein Büro«, weist er mich an. Seine Schritte entfernen sich stampfend und als ich mich nicht rühre, fährt er wieder zu mir herum. »Wird's bald? In mein Büro! Sofort!« Mit jeder Silbe wird seine Stimme lauter und zum Ende hin brüllt er regelrecht. Oh oh. Das wird unschön.

Mein Herz holpert, als ich von meinem Stuhl aufstehe und meinem Vorgesetzten mit zittrigen Beinen folge. Mit grimmiger Miene steht Jackson an seiner Bürotür, als ich bei ihm ankomme. Ungeduldig winkt er mich hinein und knallt die Tür in meinem Rücken zu. Heftig zucke ich zusammen.

»Erklär mir diesen Mist«, faucht er mich an und pfeffert die Blätter aus seiner Hand auf seinen Schreibtisch. Wütend deutet er darauf und fällt schnaubend auf seinen Bürostuhl. In seinem hübschen Gesicht haben sich dunkle Flecken ausgebreitet und die Brille bohrt sich in die verzogene Falte zwischen seinen Augenbrauen.

Die Gesetze deiner Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt