22 | Urteile unter Freunden

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Mit dem Rücken zur Couch betritt er den Raum, die breiten Arme vor der Brust verschränkt und grimmig verzogenem Mund, schenkt er mir keinerlei Beachtung. Sein muskulöser Oberkörper steckt in einem lockeren roten Shirt, seine Beine sind von einer weiten Jogginghose umschlungen und die Socken an seinen Füßen haben jeweils drei Löcher. Die blonden mittellangen Haare meines Freundes liegen wirr auf seinem Kopf, als hätte er daran gezogen, weil die Verzweiflung übermächtig war.

Um seinen Hals baumelt eine grobe, silberne Kette, deren Anhänger mir allzu bekannt ist und ein Lächeln auf meine Lippen befördert. Den Anhänger haben wir ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt. Es ist jeweils unsere Anfangsbuchstaben - A, R, J, A-, gemeinsam umschlingen sie sich und bilden ein wirres Knäuel wie eine Buchstabensuppe es sich nicht einmal träumen lässt. Im Ausschnitt steckt eine altmodische schwarze Sonnenbrille und um sein breites Handgelenk baumelt ein ledernes mit hölzernen Verzierungen gefertigtes Armband, welches er sich bei einem Campingausflug bei einem Souvenirshop gekauft hat.

»Störe ich?«, brummelt er und runzelt die Stirn, als Davis hinter ihm eilig ins Wohnzimmer läuft. Sein Oberkörper ist nach wie vor nackt, wodurch die Welle der Begierde wieder an die Ufer meiner Libido schwappt. Ich muss ein leidliches Wimmern unterdrücken, denn noch hat er mich nicht entdeckt. Es besteht die Chance, er könnte verschwinden ohne mich zu entdeckten. An diese hoffnungslose Hoffnung klammere ich mich und versuche so leise zu atmen, wie ich nur kann.

»Um ehrlich zu sein ...«, beginnt der Beamte und sieht vage in meine Richtung. Die Entschuldigung steht fett gedruckt in seinen Augen geschrieben und ich zwinge mich zu einem verständnisvollen Lächeln. Unruhig kralle ich meine Hände in die luftige Decke über meinen Beinen, bete das Adam der Wäscheberg entgeht, der unweit von ihm entfernt auf dem Boden verweilt. Davis räuspert sich, woraufhin ein Glucksen von Adam erklingt. Panisch lecke ich mir über die Lippen. Wie soll ich das denn erklären?

»Oh fuck. Du hast eine Lady hier«, stellt Adam unnötigerweise fest und deutet auf meine Hose und mein Shirt, anschließend auf Davis' nackte Brust. »Ist es was Ernstes, Bruder? Wo hast du sie versteckt?« Unbedacht fährt Adam herum, ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen und meine Augen weiten sich. Dann wird es plötzlich totenstill im Zimmer. Dot und Bucket heben lediglich die Köpfe, bevor sie es sich wieder bequem machen und grummelnd ihre Kulleraugen schließen. Adams eisblaue Augen bohren sich in mein Gesicht, wo ich den Mund verziehe und angespannt mit den Falten der Decke spiele. Das fröhliche Lächeln rutscht aus dem Gesicht meines Freundes, weshalb ich schlucke. Verflucht. Jetzt wird es unschön.

»Was zur Hölle?«, presst Adam verwirrt hervor. Langsam schüttelt er den Kopf, wodurch einige Strähnen in sein Gesicht fallen, aber postwendend von ihm nach hinten geschoben werden. »Was machst du hier?« Diese Frage ist direkt an mich gerichtet, jedoch kenne ich die korrekte Antwort leider nicht. Hey Adam, ich wollte gerade mit dem Sheriff unserer Stadt - auch bekannt als einer deiner Kumpels - vögeln, aber du hast gestört, wie gehts so? Lust auf einen Wein? Nein. Das ist wirklich keine gute Erklärung. »Oh fuck! Ihr vögelt miteinander? Seit wann läuft denn das?« In seiner Stimme klingt keine Wut mit, womit ich gerechnet habe, viel eher höre ich Belustigung. Wieso ist er denn nicht wütend? Ein Stich fährt mir ins Herz und ich beiße mir so fest auf die Unterlippe, dass ich Blut schmecke.

»Du verstehst da was falsch«, revidiert Davis hastig und hebt abwehrend die Hände. Ohne ihn zu beachten, steuert Adam die Couch an und lässt sich neben mir nieder. Sein muskulöser Arm landet auf der Sofalehne hinter meinem Kopf. Verkniffen blicke ich ihn an, rutsche beiseite um Anstand zu schaffen. Adams Finger schließen sich über der Decke um mein Knie, welches er ohne große Suche sofort gefunden hat.

»Genial. Wieso wusste ich davon nichts?«, murmelt er in meine Richtung. Unterdessen sucht Davis immer noch nach den richten Worten, sieht mich Hilfe suchend an und leckt sich panisch über die Lippen. Plötzlich hebt Adam die Decke ein Stück an, schielt prüfend unter den Stoff, wird jedoch schnell von mir beiseite geschlagen. »Du bist nackt«, stellt er mit wackelnden Augenbrauen fest und ich lasse stöhnend den Kopf gegen die Sofalehne sinken. Ich würde gerne schreien und um diesem Drang nicht nachzugeben, schlage ich mir die Hände vors Gesicht. »Ich finde es fabelhaft, euch erwischt zu haben. Damit ziehe ich dich die nächsten Jahre garantiert auf. Also raus mit der Sprache. Ich will alles wissen. Bruder, schieß los.« Seine Forderung wird von seinem unverkennbaren Lachen begleitet. Eisblaue Augen suchen den Blickkontakt zu Davis, der jedoch immer wieder hastig den Kopf wegdreht.

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