20 | Schwüre

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Die straffe Stirn verzogen, ein aufbrausendes Funkeln in den Augen sitzt Reja mit gegenüber und analysiert meine Worte in Grund und Boden. Mist. Warum rede ich mich bei ihr eigentlich um Kopf und Kragen?

Räuspernd richte ich mich auf, grabe in meinem Kopf angestrengt nach den passenden Worten, um ihr mein Anliegen zu erläutern. Selbstverständlich kann ich ihre Zurückhaltung nachvollziehen, dennoch sehe ich auch die andere Seite und schalte somit automatisch in den Sheriff-Modus.

Auf ihrer Nasen tanzt die niedliche Falte, veranschaulicht ihre Verärgerung, leider fallen mir noch immer keine passenden Worte ein, denn mit dem Wort ›Freunde‹ habe ich offenbar einen Nerv getroffen. Eilig gieße ich noch etwas Wein in mein Glas, um mich ablenken zu können und schaue sie forschend an.

»Du drehst mir die Worte im Mund herum«, versuche ich eine Ausweichstrategie. Reja schnappt empört noch Luft, zieht allerdings im nächsten Augenblick die Brauen nachdenklich zusammen. Aha. »Ich habe lediglich nachgefragt, um zu erfahren, ob ich behilflich sein kann. Helfen ist mein Job, Reja«, füge ich hinzu und zucke lapidar die Schultern. Gute Strategie, Ablenkung ist immer gut, Davis. Themenwechsel.

Ihre Augen schießen wütende tiefblaue Blitze in meine Richtung, lassen mich unruhig werden je länger ich ihrem Blick standhalte. Du darfst nicht wegsehen, Davis, mahne ich mich und presse meine Zunge gegen meinen Gaumen. Mein Kiefer zuckt, was ihrem prüfenden Blick nicht verborgen bleibt.

»Ich fühle mich nicht wohl, mit dir über meine beste Freundin zu philosophieren«, verkündet sie und greift wieder nach dem Weinglas. Das Zittern ihrer Hände lässt den Rotwein schwappen. »Es fühlt sich an, als würde ich ... als würde ich lästern.«

»Das tust du aber nicht«, widerspreche ich und schüttle nachdrücklich den Kopf. »Abgesehen davon, möchte ich nicht über deine Freundin sprechen, sondern über meinen Freund.« Meine Korrektur sorgt für das Funkeln der Unsicherheit in ihrem Blick, welches ich bereits aus unzähligen Verhören kenne. Ich habe den Punkt getroffen, der sie zum Reden bringen wird. Ich muss nur noch ein bisschen tiefen ... »Wenn es etwas gibt, dass wir tun können, um ihnen behilflich zu sein, sollten wir wirklich darüber sprechen.«

»Wir kennen uns kaum, Davis«, wirft sie ein und lehnt ihren Kopf in den Nacken. Ihre Kehle liegt offen dar, als sie eine ihrer zierlichen Hände in ihre wilden Locken schiebt und seufzt, lädt dazu ein geküsst zu werden. Meine Zunge schwillt an, als würde sie mich auffordern wollen. Schnell kippe ich einen kräftigen Schluck Wein in meine Kehle und räuspere mich.

»Gerade deshalb, ist es vielleicht genau das Richtige mich als Gesprächspartner auszuerwählen«, vermute ich und zucke wieder die Schultern. Dieses andauernde Schulternzucken kenne ich von mir nicht, aber es geht mir gehörig gegen den Strich. »Nur zu. Erzähl mir davon. Ich schwöre meine Lippen sind versiegelt, außer es handelt sich um ein Verbrechen.« Wieder entsteht dieses Funkeln in ihren himmlischen Augen, als sie den Kopf senkt, ihn schief legt und mich prüfend anschaut.

»Also gut«, gibt sie seufzend auf und schnappt angespannt nach Luft. Langsam richtet sie sich auf, erlaubt mir einen kurzen Blick auf den verrutschten Ausschnitt, ehe sie sich wieder gegen die Rückenlehne sinken lässt. »Sie ist in ihn verliebt. Schon seit zwei Jahren«, sagt sie und meine Brauen hüpfen automatisch in die Höhe.

»Tatsächlich?« Reja nickt und verdreht gequält die Augen, als würde es ihr selbst Schmerzen bereiten. »Und weshalb habt ihr zwei euch diesbezüglich gestritten?«, frage ich irritiert, denn es lässt sich für mich nicht erschließen.

»Wir haben uns nicht deshalb gestritten.« Ihr Geständnis verwirrt mich gänzlich und mir klappt der Mund auf, ehe ich den Kopf schief lege und sie einfach nur anstarre. Vielleicht kommen die Worte ohne eine Nachfrage meinerseits über ihre sinnlichen Lippen? »Jax ist in meinem Wohnzimmer quasi zusammengebrochen, völlig aufgelöst und niedergeschmettert, weil Adam einfach so ... Er ist einfach so fürchterlich starrsinnig«, knurrt sie.

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