55 | Blaue Striche

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Vor genau sechzehn Wochen hat Davis mir von dem ganzen Chaos mit Melissa, Julia und Amanda erzählt. Vor genau fünfzehn Wochen hat Amanda offiziell gekündigt und Davis sitzt jetzt ohne Sekretärin da. Vor dreizehn Wochen ist Davis bei mir eingezogen, weil er nicht länger neben Julia wohnen wollte. Mittlerweile ist sein Haus vermietet und er fühlt sich in meinem kleinen Haus pudelwohl. Und vor etwa vier Wochen habe ich meine erste Lektion in Französisch bei Sofie mit Bravur gemeistert.

Jetzt stehen Jax, Ruby, Sofie und ich in meiner kleinen Küche und schnippeln die Zutaten für den Salat. Sofie fragt mich immer wieder, wie die Lebensmittel auf Französisch heißen und freut sich beinahe mehr darüber, wenn ich es weiß, als ich mich selbst freue. Es ist weiterhin ein Hindernis für mich jedes Wort von Davis, seinem Vater und seiner Mutter zu verstehen, allerdings gebe ich mir große Mühe und hoffe mehr zu beherrschen, wenn wir über Weihnachten zu seiner Grand-mére nach Frankreich fliegen.

»Wo bleibt eigentlich Adam? Er wollte schon vor zwei Stunden mit dem Fleisch hier sein«, fragt Ruby an Jax gewandt. Meine beste Freundin grinst breit und stößt Ruby mit dem Ellenbogen an.

»Hunger, was?«

»Ich verhungere bald und wenn ihr nicht wollte, dass ich einen von den Männern da draußen verspeise, sollte Adam sich beeilen.« Lachend werfe ich einen Blick aus meiner neuen gläsernen Terrassentür. Davis hat sie gemeinsam mit Ariu eingesetzt, als der Winter endlich zu Ende gewesen ist und der Frühling immer dominanter in der Stadt wurde. Jetzt sitzen die beiden Männer an dem bereits gedeckten Tisch unter der kleinen Überdachung und unterhalten sich angeregt. Arius lange Dreadlocks sind von ein paar bunten Bändern durchzogen, während Davis umwerfend wie eh und je aussieht. Ein Seufzen kommt über meine Lippen und ich lege die Paprikastücke in die dafür vorgesehene Schale.

»Er müsste jeden Moment kommen, Ruby. Sein Trainer hat ihn aufgehalten, aber er ist unterwegs«, lässt Jax sie wissen. Als würde sie über hellseherische Fähigkeit verfügen, fliegt in dem Moment meine Haustür auf.

»Was geht ihr Lutscher!?« Adam spaziert in Trainingskleidung in meine Küche und lässt eine riesige Tüte mit Fleisch direkt vor meine Nase fallen. »Darf ich deine Dusche benutzen?« Er drückt einen Kuss auf meine Schläfe, als ich ihm lächelnd zunicke. Übelkeit sammelt sich in meinem Magen, als ich das rohe Fleisch betrachte und ich schiebe es schnell zu Sofie auf das andere Brett.

»Setz' nicht wieder das ganze Bad unter Wasser, ja?«

»Davis soll endlich die gebrochene Fliese reparieren, dann passiert das auch nicht mehr. Wie ist das eigentlich passiert?« Adam grinst mich so breit an, dass ich hastig den Blick abwende und mich einer Tomate widme. »Aha, also doch.« Er tätschelt meine Schultern, ehe er sich Jax zuwendet.

»Hey Baby«, grüßt er sie und packt mit einer Hand nach ihrem Gesicht. Jax versucht tatsächlich zu lächeln, allerdings presst er ihre Wangen so fest zusammen, dass es eher gequält aussieht. »Du bist scharf wie eine fucking Chili«, brummt er und drückt ihr dominant einen Kuss auf die Lippen. Dann hüpft er auch schon meine Treppe hoch, um im Badezimmer zu verschwinden.

»Reja? Hast du mich gehört?« Sofie wedelt mit der Hand vor meinem Gesicht herum.

»Was? Nein, entschuldige«, sage ich und werfe wieder einen angeekelten Blick auf das Fleischpaket.

»Ich sagte, du schneidest das Brett und nicht die Tomate«, wiederholt sie. Verdutzt blicke ich hinunter und muss selbst über meine Zerstreutheit lachen. Schnell greife ich mir die Tomate und schneide sie durch.

»Könntest du das Fleisch wegtun? Ich kann rohes Fleisch im Augenblick irgendwie weder sehen noch riechen. Selbst bei Dots Futter wird mir schlecht«, bitte ich sie und sie nickt sofort.

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