Mit einem ausgiebigen Gähnen verschränke ich die Arme vor der Brust und starre gelangweilt auf den Ausgang. Der Flieger von Onkel Rousel ist vor zwanzig Minuten gelandet und noch immer ist er weit und breit nirgends zu entdecken. Die Müdigkeit frisst sich durch meinen Körper und es fällt mir schwer noch aufrecht zu stehen.
Ich fühle mich schwach, ausgelaugt und total neben der Spur. Die dunklen Schatten unter meinen Augen verschwinden überhaupt nicht mehr und im Allgemeinen sehe ich ziemlich krank aus - so behaupten es jedenfalls meine Mitarbeiter. Falls Maman mich heute genauer ansieht, wird sie mich sicherlich tadeln, aber sie kennt den Grund für meine Schlaflosigkeit schließlich noch nicht.
Maman würde es niemals verstehen. Seitdem Reja am Donnerstag aus dem Auto gestiegen ist, habe ich kaum ein Auge zugemacht. Jede Nacht hat mich ihr Anblick heimgesucht, wie sie in meinem Büro, auf ihren zarten Knien vor mir gehockt hat, weshalb ich schlussendlich mit einer so schmerzhaften Latte aufgewacht bin, dass es Stunden gedauert hat wieder einzuschlafen. Sollte es die nächsten Tage so weitergehen, wird der Besuch meines Onkels zum Spießrutenlauf für mich.
Devon hat sich gegen das Fenster der Ankunftshalle gelehnt und tippt gelangweilt auf seinem Handy herum, eine Zigarette im Mundwinkel und ein fuchsiges Lächeln auf den Lippen, während ich den Ausgang im Auge behalte.
Onkel Rousel hat darauf bestanden, dass wir ihn zusammen abholen und kein Taxi schicken. Maman ist völlig aus dem Häuschen, obwohl ich nicht verstehe, wieso und Papa ist brummig wie eh und je. Lust noch länger auf meinen Onkel zu warten habe ich wirklich nicht. Abgesehen davon muss ich den heutigen Abend ohnehin auf dem Revier verbringen, weil uns einige Deputys ausgefallen sind. Je schneller der Mistkerl aus der Halle schlendert, umso besser.
»Wir sollten ihn einfach hier lassen«, lässt Devon verlauten und ich blicke auf. Mein Bruder schiebt gerade das Handy zurück in die Tasche seiner schwarzen Jeans und nimmt einen tiefen Zug von seinem Glimmstängel. »Es will ihn doch ohnehin niemand hier haben, wieso machen wir uns die Mühe überhaupt?« Während er die Zigarette zwischen seinen Fingern zerdrückt, um die Glut zu löschen, schlendert er auf mich zu. Einige Frauen drehen ihre Köpfe in seine Richtung und mustern ihn interessiert und gierig. Ich gebe es ungern zu, allerdings könnte mein Bruder mit den Fingern schnippen und hätte jede Nacht eine andere Dame in seinem Bett. Devon verfügt über den typisch französischen Look und zieht damit mächtig Aufmerksamkeit auf sich.
»Maman würde dich im Stall schlafen lassen, das ist dir bewusst, oder?« Ein Zucken macht sich um meine Mundwinkel breit, jedoch reicht es nicht für ein Lachen, sondern nur für ein erneutes Gähnen.
»Du kriegst nicht sonderlich viel Schlaf, vielleicht solltest du eine Nacht im Heu verbringen. Tut dir sicherlich gut. Ich schlafe nachts wie ein verfluchtes Baby, Bruder«, lässt er mich wissen und ich nicke. »Raubt die heiße Moderatorin dir den Schlaf? Ist sie unersättlich und ein kleiner Sex-Teufel?« Sein Scherz sorgt für ein brummendes Knurren meinerseits, was Devon dazu veranlasst laut zu lachen und die Hände beschwichtigend zu heben. Wieder drehen sich zahlreiche Frauenköpfe nach ihm um und sogar einige Männer schielen neugierig in seine Richtung. »Nur ein Scherz, du Griesgram.« Seine Hand landet auf meiner Schulter und klopft mich aufmunternd.
»Hör auf mit deinen Scherzen«, fauche ich deshalb nur in seine Richtung und lasse mich seufzend gegen die Motorhaube meines Rover sinken. »Irgendwie findest nämlich nur du selbst dich witzig.«
»Deine Laune ist wirklich fürchterlich«, schnaubt er und lehnt sich neben mich. Bestreiten kann ich es nicht. Meine Laune ist durchaus schon mal besser gewesen. Leider geht mir auch Rejas Gesicht nicht mehr aus dem Kopf, als sie die Gewissheit hatte, dass meine Ex-Frau der Grund für den Betrug von Gideon gewesen ist. Sie sah so klein, niedergeschlagen und zerschmettert aus. Wie eine einzigartige Glasvase, ein Unikat, welches einen tiefen Riss bekommen hat, allerdings nicht ganz zerbrochen ist. Es ist vermutlich kaum möglich diesen Riss wieder zu füllen oder kaschieren zu lassen.
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Die Gesetze deiner Liebe
RomanceDie Radiomoderatorin Reja Ives leitet eine der erfolgreichsten Shows bei dem Sender Silverpine Fiftyone. Gemeinsam mit ihrem Kollegen ist sie dafür verantwortlich, die aufstrebenden Stars die Silverpine entspringen zu interviewen und ihnen eine Plat...