52 | Eine Nacht im Hause Cage

1.5K 87 21
                                    

Nachdem ich mit Papa zwei Whiskey im Keller getrunken habe, kommt mir wieder in den Sinn, dass ich heute eigentlich noch Auto fahren wollte. Brummend über meine Vergesslichkeit stelle ich den Tumbler auf eines der Fässer und schiebe die Hände in die Hosentaschen. Das Kondom habe ich mittlerweile unauffällig entsorgt.

»Was hat Onkel Rousel gesagt?«, erkundige ich mich. Soeben hat Papa mir erzählt, dass mein Onkel offenbar mehr von seinen Geschäften weiß, als ihm lieb ist. Papa sieht zerstreut aus und ein Hauch Wut schimmert in seinem Blick. Seufzend stellt er eine der älteren Flaschen zurück in das Wandregal und dreht mir somit den Rücken zu.

»Er hat einiges gesagt, Davis, allerdings scheint sein Grundgedanke zu sein, dass er ins Geschäft einsteigen möchte.«

»Was? Papa, das kann nicht dein Ernst sein. Denkst du darüber wirklich nach?« Durch das versteckte Fenster dringt die Stimme meiner Grand-mére herein. Sie unterhält sich gerade mit Maman über Reja und Sofie. Ich will ihren Worten heimlich lauschen, aber das Gespräch mit Papa ist derzeit von größerer Bedeutung.

»Habe ich denn eine andere Wahl? Ich kann nicht riskieren, dass er uns auffliegen lässt, Davis. Damit würde er nicht nur meine Existenzgrundlage zerstören, sondern vermutlich auch deinen Job. Sollte rauskommen, dass du von all dem weißt, werden sie sich gewiss nicht länger als Sheriff von Silverpine wertschätzen. Dein Leben wird zerstört, Mamans Leben und von Devon will ich gar nicht anfangen. Er fasst gerade Fuß mit seiner Musik und hat die ersten Erfolge. Nach dem Interview hat er mehrere Anfragen von Plattenfirmen bekommen, sowie Angebote aufzutreten. Er braucht dieses Leben, Davis, verstehst du mich?« Nachdenklich reibe ich mir über den Mund, lassen den Blick durch das Kellergewölbe gleiten. Fass an Fass stehen die Whiskeysorten meines Vaters an den Wänden. Die Metallringe, welche das alte Holz zusammenhalten, schimmern in der schwummrigen Beleuchtung. Der Geruch nach Whiskey und Holz mischt sich mit dem typischen Geruch eines alten Kellers. Rousel würde alles zerstören. Ohne mit der Wimper zu zucken, würde er gleich vier Mitglieder seiner Familie in den finanziellen Ruin treiben. Dieser Mann ist so kaputt wie ein zerbrochener Spiegel und ich bin nicht sicher, ob es jemals wieder jemandem gelingen wird ihn zusammenzusetzen.

»Ich werde überlegen, was wir tun können. Es muss einen Weg geben, ihn von dieser Sache fernzuhalten.« Ich wedle mit der Hand in die Richtung der Fässer. Papa zuckt hilflos die Schultern und klopft mir auf die Schulter.

»Ihn teilhaben lassen, Davis. Eine andere Möglichkeit werden wir nicht finden, denn Rousel stellt sich querer als ein Maultier«, erklärt er ruhig. Wir werden dieses Gespräch heute Abend nicht weiterführen. Deshalb treten wir auch gemeinsam den Rückweg zu unserer Familie an. Kurz bleibe ich in der Tür stehen, während Papa sich wieder auf seinen Platz setzt und betrachte Reja. Sie sieht niedergeschlagen aus. Bei dem traurigen Schimmer in ihren Augen zieht sich mein Magen zusammen und ich schlucke. Mir tut es wahrhaftig körperlich weh, sie leiden zu sehen. Ob es an Gideons Besuch liegt? Vielleicht erdrücken sie die Erinnerungen und sie hat keine Kraft mehr sich noch länger mit meiner aufgedrehten Familie herumzuschlagen. Kopfschüttelnd setze ich mich in Bewegung und nehme mir vor, sie zu fragen. Kaum sitze ich neben ihr, schießt ihr Blick zu meiner Hand, welche locker auf dem Tisch liegt und sie zieht die Augenbrauen zusammen. Im Anschluss schenkt sie mir ein göttliches Lächeln und lehnt sich gegen meine Schulter. Ihre Locken fallen locker über ihre Schultern und ich lege meinen Arm um ihre Stuhllehne.

»Geht es dir gut, mon amour?«, frage ich leise. Meine Hand streichelt sanft ihre Wange, während ich ihre Schulter drücke und einen Kuss ihrem Kopf platziere.

»Nur ein wenig erschöpft.« Ihre Antwort lässt mich leise lachen.

»Ich habe nicht angenommen, dass du es überhaupt bis zum Kuchen aushältst«, gestehe ich. Mit einem sanften Lächeln hebt sie den Kopf von meiner Schulter, um mich anzusehen.

Die Gesetze deiner Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt