Die Gesetze deiner Liebe

1 | Speckfreundschaft

Dicke Schneeflocken rieseln vom Himmeln. Der Gehweg ist spiegelglatt und ich schlittere zitternd neben Dot her. Freudig stolziert er über den vereisten Weg und scheint zu lächeln. Mein Herz setzt bei jedem Rutschen einen Schlag aus, bis ich mich wieder gefangen habe. »Du findest das alles wirklich lustig, oder?«, brumme ich Dot zu.

Mein Hund gibt ein leises Bellen von sich und ich bin mir absolut sicher, er versteht jedes Wort. Schlitternd biegen wir um die nächste Ecke, während ich den Schal enger um meinen Hals wickle und meinen Mantel zu Recht zupfe. Das karamellfarbene Fell von Dot ist mittlerweile von einer leichten Schneeschicht bedeckt. Der Eingang der Bar komm in Sicht und ich seufze erleichtert, woraufhin Dot wieder ein leises Bellen ausstößt.

»Himmel. Hetz mich nicht, Kerlchen.« Vor der Tür bleibe ich stehen, werfe meinem Hund einen fordernden Blick zu und er schüttelt ordentlich sein Fell aus, ehe ich die Tür öffne. Eilig flitzt er ins Innere und setzt sich wartend neben die Eingangstür.

Bibbernd schäle ich mich aus meinem Mantel und schüttle ihn aus. Die kleinen Schneeflocken rieseln auf dem warmen Holzboden und schmelzen. Schnaubend hänge ich meinen Mantel über meinen Arm. Dot wedelt aufgeregt mit dem Schwanz und sieht auffordernd zu mir hoch. Mit zitternden Händen fahre ich mir durch die Haare und lasse meinen Blick suchend durch die Bar gleiten.

»Reja, hier sind wir!« Jax' Stimme schallt durch die Bar und Dot spitzt die Ohren. Lächelnd streiche ihm über den Kopf und bedeute ihn sich in die Richtung von Jax zu bewegen. Mit erhobenem Kopf, schnuppernd und wedelndem Schwanz stolziert er voraus. Einige Gäste in der Bar drehen sich nach ihm um und mir schießt die Röte in die Wangen. Dieser Hund kann Flirten wie ein Weltmeister, ohne die Menschen eines Blickes zu würdigen. »Hallo Dot, schön dich zu sehen«, flötet Jax ihm zu, als er bei ihr angekommen ist. Mit einem liebevollen Lächeln krault sie ihm kurz die Ohren, ehe er zu Ariu tapst und seinen Kopf auf dem Schoß des großen Mannes platziert. Dieser Hund ist völlig vernarrt in den Riesen.

»Hey«, begrüße ich sie und hänge meinen Mantel über den freien Stuhl.

»Du siehst durchgefroren aus, Süße«, stellt Jax nüchtern fest.

»Mich erinnerst du an Rudolf«, fügt Ariu hinzu und ich strecke ihm die Zunge raus. Das kehlige Lachen meines Freundes hallt durch die Bar. Einige Frauen blicken interessiert in unsere Richtung, als ich mich auf den Stuhl sinken lasse. Allmählich bin ich es gewöhnt, welche Anziehungskraft er auf das weibliche Geschlecht hat und er ist sich dessen ebenfalls allzu bewusst. Ein schelmisches Grinsen breitet sich auf seinen vollen Lippen aus.

»Draußen ist es eiskalt und es schneit, als wäre Frau Holle beim Kissen schütteln explodiert.« Ich ziehe die Karte in meine Richtung, während Dot sich neben mir auf dem Boden zusammenrollt. Ein Seufzen erklingt und er schließt die Augen. Ariu streckt sich mit einem Lächeln über den Tisch, um ihn sehen zu können.

»Ich frage nochmal: Darf ich ihn klauen?«

»Nur über meine Leiche. Falls du also nicht vorhast mich zu ermorden, stehen deine Chancen schlecht«, antworte ich und winke die Kellnerin heran. Ariu verzieht das Gesicht und lässt sich zurück in seinen Stuhl sinken. Seine dunkle Haut verschmilzt mit dem Leder des Stuhles und die langen Dreadlocks sind zu einem riesigen Zopf zusammengefasst. Nachdem ich meine Bestellung aufgegeben habe, rücke ich auf meinem Stuhl herum.

»Außer die Entführungspläne meinen Hund betreffend, was gibt es Neues?« Jax wirft ihre langen honigbraunen Haare über die Schultern und stützt ihr Kinn auf ihre Hand.

»Ariu hat dir eine Neuigkeit zu verkünden.«

»Ich stelle schon mal ausdrücklich klar, dass es nicht meine Idee gewesen ist«, sagt er schnell und trinkt einen großen Schluck von seinem Cocktail. Bisher habe ich noch keinen Mann gesehen, bei dem ein pinkfarbener Cocktail männlich gewirkt hat, Ariu hat es allerdings drauf. »Hab' irgendwie Panik es dir zu sagen.« Durch sein Genuschel verstehe ich ihn fast nicht und runzle die Stirn.