54 | Papiere

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Die Erschöpfung hat es sich in meinem Körper gemütlich gemacht, kaum habe ich das Revier betreten. Einige Deputys bringen mich auf den neuesten Stand, während ich durch den Vorraum laufe und in mein Brot beiße, welches ich mir auf dem Weg ins Revier in dem kleinen Café an der Ecke geholt habe. Bucket folgt mir schwanzwedelnd und wird von meinen Kollegen begrüßt. Schlussendlich verschwinde ich in meinem Büro und Bucket rollt sich unter meinem Schreibtisch zusammen. Ihre Wärme strahlt auf meinen ausgekühlten Körper.

Seitdem ich Reja zu Hause abgesetzt habe, ist mir fürchterlich kalt. Meine Haut schreit bereits wieder nach ihren Berührungen und ich hänge für einen Augenblick meiner Erinnerungen an die letzten zwanzig Minuten nach, während ich die neusten E-Mails lese und mein Mittagessen aufesse. Ich höre nebenbei einige Funksprüche, jedoch ist nichts dabei, weshalb ich ausrücken müsste. Meine Deputys werden sich schon um die kleinen Delikte kümmern. Amanda ist weiterhin nicht anwesend, worüber ich nicht einmal besonders verärgert bin. Zwar weiß ich genau, sie ist nicht krank, dennoch kann ich darauf verzichten ihr heute noch unter die Augen zu treten. Bucket brummt genüsslich und legt ihren Kopf auf meinem Fuß ab, unterdessen wackle ich unruhig mit dem Bein. Meine Finger fliegen über die Tastatur. Einige Mails beantworte ich, ehe ich mich wieder der Digitalisierung einiger alten Fälle widme.

Nachdem die neue Verordnung gegriffen hat, haben unsere Teams sich den Kopf zerbrochen. Schlussendlich haben wir die Akten den Zahlen nach zugeordnet und jeder Kollege hat eine Zahlenfolge zugeteilt bekommen. Mittlerweile habe ich den größten Teil meiner Akten digitalisiert und nur noch wenige Fälle liegen unbearbeitet auf meinem Schreibtisch. Sicherlich eine Stunde sitze ich ungestört vor meinem Bildschirm und Bucket schläft seelenruhig. Die Telefone im Department sind sonderbar still, jedoch für einen Wochentag und noch dazu nachmittags nicht sonderlich verwunderlich.

Schritte steuern auf mein Büro zu, dessen Tür offen steht, dann wird die Tür hinter der Person leise geschlossen. Ich rechne bereits mit einem Besuch meines Vaters, jedoch würde der Klang der hohen Schuhe dazu keineswegs passen. Ich will den Blick nicht heben, da ich bereits mit Amanda oder Julia rechne und für keine der Beiden habe ich im Augenblick Nerven.

Als dann aber die Stimme erklingt, gefriert mir das Blut in den Adern. »Hallo Ehemann.« Langsam hebe ich den Kopf und begegne Melissas stechend blauen Augen. Ihre Haare sind deutlich kürzer als bei unserem letzten Treffen. Auf ihren Lippen liegt dunkelroter Lippenstift und ein zarter Lidstrich ziert ihre Augen. Sie wirkt katzenhaft und kratzbürstig noch dazu. Ihre weißen Zähne zeigend steuert sie auf meinen Schreibtisch zu. Melissas weibliche Kurven werden von einem engen marineblauem Kleid umschmeichelt, welches ihr bis zur Mitte des Oberschenkels reicht. Der Ausschnitt ist tief, jedoch nicht unanständig. Eine Kette betont ihre vollen Brüste und ihr manikürten Nägel gleiten über das goldene Bändchen. Hohe Schuhe machen sie sicherlich zehn Zentimeter größer und lassen ihre Beine endlos wirken.

»Ex-Mann«., korrigiere ich. Ihr Lachen lässt mich die Augenbrauen heben. »Was willst du hier, Melissa?«

»Ich freue mich auch, dich zu sehen, Davis«, erwidert sie kühl. Ungefragt lässt sie sich auf meine Tischkante sinken und schiebt einige Papiere achtlos beiseite. Verärgert schnappe ich mir die Schriftstücke und sortiere sie in mein Ablagefach.

»Von Freude kann nicht die Rede sein. Was willst du?«, feuere ich. Flach legt sie ihre Hand auf die Tischplatte. Ein wuchtiger goldener Klunker ziert ihren rechten Ringfinger. Der große rote Diamant reflektiert das Licht der Deckenleuchte. Mit einem Seufzen wirft sie ihre Haare über die Schulter, sodass sie gegen den Bildschirm meines Computers klatschen. Früher hätte mich diese Geste heiß gemacht, denn im Anschluss streicht sie sich über ihr Dekolleté und schenkt mir ein laszives Grinsen. Auf ihre nackten Beine hat sich eine Sonnenbräune gelegt, als wäre sie geradewegs aus der Karibik eingeflogen, um mir mal eben einen Besuch abzustatten.

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