21 | Störenfried

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Alle Farbe verabschiedet sich von meiner Haut, deutlich spürbar sackt jedes Pigment abwärts und sammelt sich zu einer riesigen roten Stresskugel irgendwo abseits meines Körpers. Verflucht.

»Meine ... Periode«, nuschle ich. Wieso nochmal habe ich ihm vor einigen Stunden diese Lüge aufgetischt? Ach ja. Weil ich Schiss hatte.

Davis nickt mit einem sanften Lächeln, verschränkt seine Hände um mein Knie und bringt mein Zittern zum Erliegen. Seine Berührungen sind sanft, trotzdem brennen sie sich durch den Stoff meiner Hose geradewegs in meine Haut. Es fühlt sich himmlisch an, ebenso wie der Blick mit dem er mich im Augenblick anschaut. »Ich habe geschwindelt«, gestehe ich und beiße die Zähne zusammen. Mein Kiefer zuckt und knackt schmerzhaft, weshalb ich den Druck verringere und mir lieber über die Lippen lecke.

Davis lehnt sich ein Stück in meine Richtung, das Schmunzeln wird breiter. »Weiß ich«, flüstert er und zwinkert. Zwei Schläge setzt mein Herz aus und ich öffne überrascht den Mund. Davis schmunzelt mich ununterbrochen an, deshalb fallen die Worte mir unfassbar schwer.

»Woher weißt du es?«

Davis lacht auf, schiebt seine rechte Hand weiter meinen Schenkel hinauf und drückt mit der linken Hand wieder sanft mein Knie. »Ich bin Sheriff, ma jolie. Was denkst du, weshalb ich es so jung geschafft habe? Es ist mein Job die richtigen Schlüsse zu ziehen, Lügen zu erkennen und Indizien zu sammeln. Und ich bin wirklich gut darin, es liegt mir. Du verhältst dich nicht wie eine Frau die ihre Tage hat«, erläutert er. »Halt mich für sexistisch, aber mir ist wohl bewusst, wie sich eine Frau verhält, während sie diese ... diese Zeit bewältigt.«

»Wow, du lässt einen blutenden Uterus wirken wie eine Gemetzel vor den Toren des englischen Königshauses«, gebe ich zurück und fahre mir über die Stirn. Davis' Lachen erhellt den Raum wie Sonnenschein und auch an meinen Lippen zuckt das Lächeln. Die Neugier brennt in meinem Körper trotzdem, weil er noch immer seine dritte Idee nicht ausgeführt hat. Zwar kann ich mir schon denken, worauf sein Vorschlag abzieht, gleichwohl möchte ich es aus seinem Mund hören. Die Worte sollen von seiner tiefen, brummenden Stimme begleitet über seine rosa Lippen rollen, in meine Ohren sickern und mich damit zu einer Entscheidung bewegen.

Nervös durch das Kribbeln von tausend Armeisen, gefolgt von Millionen Marienkäfern in meinen Blutbahnen, rutsche ich auf der Couch herum. Dichter an seinen Körper und wieder weg, bevor ich wieder zurückrutsche und unsere Schenkel noch dichter zusammendrücke. Wir beide vollständig bekleidet. Es sollte nicht heiß sein, keinesfalls erotische Vibrationen auslösen, wenngleich es passiert und nicht von mir bestritten werden kann.

»Du verdrehst mir wieder die Worte, mon amour«, säuselt er und streckt seine Finger nach meinen Haaren aus. Unbewusst strecke ich mein Kinn vor, um ihm besseren Zugang zu verschaffen. Meine Lider flattern, als sein Mittelfinger beim Zurückstreichen meine Stirn berühren und das Seufzen lässt sich nicht unterdrücken. »Außerdem lenkst du vom eigentlichen Thema ab.« Nickend presse ich die Lippen zusammen, kaue auf der Innenseite meiner Wange und lasse ein Ertrinken in seinen Augen zu. Noch nie in meinem Leben habe ich einen so schönen Mann gesehen und es ist eine Schande, dass wir uns bisher nicht begegnet sind. Warum hat Adam uns nicht vorgestellt? Wieso wusste ich nichts von seiner Existenz? Diesbezüglich muss ich dringend eine Unterhaltung mit meinem Freund führen.

»Wieso hast du gelogen, Reja? Wieder?«, fragt er und legt den Kopf schief. Wieder. Dieses Wort bringt mich beinahe zum Würgen, denn ich fühle mich so ertappt. »Und versuch' nicht deine Notlügen als Höflichkeiten auszugeben, denn das sind sie nicht.« Die Abrissbirne knallt direkt in meinem Magen und ich verziehe das Gesicht. Er ist verflucht gut.

»Ich ... Ich hatte Angst, schätze ich«, gebe ich zu und senke den Blick auf meine Hände. Nervös kratze ich an meiner Nagelhaut, reiße zwei lose Stücke ab und unterdrücken den Drang zu schreien. »Es tut mir leid, Davis. Lügen ist für mich ein absolutes No-Go und ich weiß nicht, wieso ich es getan habe. Eine Überreaktion. Verwerflich und unmöglich, trotzdem kann ich es nicht rückgängig machen. Ich habe es aus Angst getan«, gestehe ich und zucke die Schultern, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun soll.

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