Kapitel 51

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Noah richtete die Augen auf Agent Roberts. Dann schüttelte er energisch den Kopf. »Wir tragen keine Fußfesseln. Wir sind immerhin nicht Ihre Gefangenen, sondern Ihre Helfer.«

Jake stimmte sofort zu. Stur verschränkte er die Arme vor der Brust.

»Sie sind Gefangene.«, korrigierte Agent Roberts. »Und ich erwarte, dass Sie sich an meine Regeln halten, wenn diese Zusammenarbeit funktionieren soll.«

»Sie denken also, wir hauen ab?!« Noah trat dem Agent entgegen. »Darauf wollten Sie doch hinaus, oder nicht?«

»Es geht darum, dass ich in jedem Fall wissen muss, wo Sie sind. Falls Sie in die Griffel von Bruce Edwards Leuten geraten, gilt es, möglichst schnell die Reißleine zu ziehen.«

»Auf unsere Kosten.«, mischte sich Miles ein.

Agent Roberts wirkte verärgert.

»Nein, nicht auf Ihre Kosten!«, sagte er laut und sein Tonfall duldete keinerlei Widerspruch. »Außerdem sage ich, was zutun ist und Sie halten sich strikt an das, was ich Ihnen vorgebe, sonst verlieren wir allesamt unsere Köpfe! Und das ist metaphorisch gemeint!«

Für eine Minute war es totenstill im Raum. Schließlich griff Noah entschlossen in den Schuhkarton und zog eine der Fußfesseln heraus. Mürrisch machte Jake es ihm nach. Anschließend waren Miles und ich dran. Ich musste immer mal wieder zu Noah gucken und wie er die GPS Fußfessel anlegte, aber letztendlich funktionierte es auch bei mir.

»Danke«, sagte Agent Roberts matt und stellte den Schuhkarton zur Seite. Dann kniete er sich auf den Boden. Ungeduldig kramte er in einem der Pappkartons, bis er eine kleine Schachtel herausfischte. »Noah, das hier sind die mit dem Arzt auf der Krankenstation besprochenen Medikamente. Ich will, das Sie Ihre Verletzung ab jetzt regelmäßig jemandem zeigen, um sicher zu gehen, dass es nicht schlimmer wird. Ansonsten müssen Sie erneut zum Arzt.«

Noah nahm die Tablettenpackung entgegen und stopfte sie achtlos in seine Hosentasche.

»Es gibt genügend Zahnbürsten, Hygieneartikel und Kosmetika für Sie alle. Waschmittel steht im Abstellraum auf der Waschmaschine und Kleidung liegt in diesem Karton.«, erklärte Agent Roberts. »Kommen wir nun zum Wesentlichen.«

Jake hob die Brauen. Die Skepsis stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Miles hielt erwartungsvoll die Luft an.

»Ich habe eine Flip-Chart für euch.«, sagte Agent Roberts und zerrte das eiserne Gestell aus dem Pappkarton.

»Was sind das für Akten?«, fragte ich unbeirrt.

Noahs Blick huschte zu mir.

»Das, Juliette, sind die Dinge, die ich bereits über Edwards und seine Geschäfte herausgefunden habe. Ihr könnt euch alles ansehen.« Agent Roberts guckte mich an, und plötzlich lag alle Aufmerksamkeit bei mir.

Ich nickte, um zu demonstrieren, dass ich keine weiteren Fragen hatte.

»Außerdem fand ich in eurem beschlagnahmten Wagen ein paar Pläne und Aufzeichnungen.«, erzählte Agent Roberts. Dann sah er einen nach dem anderen an. »Könnt ihr die Architektenpläne lesen?«

»Noah kann es.«, meinte Miles.

»Das dachte ich mir.« Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Agent Roberts Lippen, bevor er wieder ernst wurde. »Ich erwarte exakte und gut nachvollziehbare Arbeit von euch, denn ich will diese Kerle endlich schnappen und vor Gericht kriegen.«

Ohne darauf einzugehen, kniete sich Noah vor die Pappkartons. Sofort griff er nach etwas, dass sich als ein Laptop entpuppte. Fast zeitgleich hockte auch Miles auf dem Fußboden. Er riss Noah den Laptop aus den Händen und betrachtete diesen von allen Seiten, um sicher zu gehen, dass er nicht beschädigt war.

»Der Computer befand sich ebenfalls in dem Auto.«, kommentierte Agent Roberts.

»Das ist meiner.«, murmelte Miles, stellte den Laptop auf seinen wackelnden Knien ab und klappte den Bildschirm auf.

Agent Roberts räusperte sich. »In achtundvierzig Stunden will ich konkrete Hinweise oder Informationen über das wissen, was ihr, unter anderem in meinen Akten, herausgefunden habt.«

»Wie soll das funktionieren?« Jake, neben mir, blickte auf Miles, Noah und Agent Roberts hinab, die allesamt vor den Kartons knieten.

Agent Roberts erhob sich.

»Finden Sie es heraus und seien Sie nicht allzu auffällig dabei. Dies ist eine Geheimoperation und ich will, dass sie auch geheim bleibt. Unser aller Leben steht auf dem Spiel!« Agent Roberts straffte seine Schultern, wodurch er noch einmal deutlich respekteinflößender wirkte.

»Das erwähnten Sie bereits.«, erinnerte Jake.

»Sei nicht so streitlustig.«, murmelte ich und richtete die Augen auf Agent Roberts. »Wir geben unser Bestes.«

Er nickte.

»Falls Sie mir eine Einladung für ein Treffen schicken, will ich zwei getrennt voneinander verschickte E-Mails - Orts- und Zeitangabe - von Ihnen auf meinem Computer haben. Die Mail-Adresse steht auf einer der Akten. Schicken Sie mir ansonsten keine Dateien und keinerlei Informationen.«, sagte Agent Roberts eindringlich.

Gebannt guckte ich den FBI Agent an.

»Zwei Mails. Ort und Datum, wo wir uns treffen, getrennt.«, erklärte er mit todernster Miene.

»Alles klar.«, entgegnete Noah.

»Wie sollen wir dorthin k-« Da wurde Jake auch schon unterbrochen.

»Für Ihre Recherche und falls Sie mich anderweitig kontaktieren müssen, habe ich Ihnen auch ein Prepaid-Handy in einen der Kartons gelegt.« Agent Roberts war sichtlich angespannt.

Die Luft im Raum war erdrückend. Mit einem Mal schienen wir es alle fühlen zu können. Der Tod war näher als wir dachten, und die Freiheit mussten wir uns hart erkämpfen.

»Zeigen Sie mir, dass ich diesen Deal nicht umsonst eingegangen bin.« Agent Roberts trat einen Schritt auf die Haustür zu. Seine Hand lag auf dem Knauf, da fiel ihm noch etwas ein. »Und Jake?«

Jake reckte das Kinn wie ein trotziges Kind. Anscheinend erwartete er eine Standpauke oder etwas ähnliches, womit der FBI Agent ihn im Zaum halten wollte.

»In der Garage steht ein Auto für Sie.« Agent Roberts fasste erneut in seine Hosentasche. Gekonnte warf er Jake den Autoschlüssel zu. Dieser fing ihn geschickt auf.

»Falls Sie sonst noch etwas brauchen, machen Sie eine Liste.«, erinnerte Agent Roberts noch. Danach verabschiedete er sich von uns und die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss.

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