Epilog

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Ich weiß nicht genau, wie lange ich auf dem Boden lag.

Waren es Stunden, Tage oder sogar Wochen? Mühsam rappelte ich mich auf. Von meinem Hinterkopf aus spürte ich einen leichten Stich und zuckte zusammen. Alles drehte sich um mich herum und ich brauchte eine Weile, bis die Orientierung wieder zu mir fand.

Meine Gitarre lag zehn Meter von mir entfernt. Sie sah ziemlich mitgenommen aus und fieberhaft versuchte ich mich daran zu erinnern, was passiert war?

Bestimmt war Miss Moonlight mal wieder zu tollpatschig, murmelte eine fremde Stimme in meinem Kopf und ich schrie erschrocken auf.

"Wer bist du und was willst du in meinem Kopf?", keuchte ich und mich überfiel eine Welle der Panik.

Hä, verarsch mich nicht. Ich bin es doch, Mia! Dein innerer Wolf oder was dachtest du? Oh shit...

Innerer Wolf, was redest du da? Verschwinde gefälligst. Ich bin jetzt nicht zu Scherzen aufgelegt.

War das wieder so ein verdammter Prank von meiner Zimmernachbarin? Ich schnaubte und lief auf wackeligen Beinen los, natürlich mit meiner Gitarre in der Hand.

Die konnte was erleben.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich endlich den Wald verlassen. Ich hatte komplett vergessen, wie weit ich hinein gelaufen bin und wunderte mich stark, wie ich , die unsportlichste Person auf der ganzen Welt, es geschafft hatte, diesen Weg zu Fuß zu absolvieren. Mein Gehirn arbeitete immer noch einer Lösung daran, was überhaupt mit mir passiert war. Ich musste unbedingt erfahren, wie lange ich weg gewesen war.

Und im nächsten Moment war ich auch schon bei meinem Zielort angekommen, oder wie ich es gerne nenne, mein persönliches Tor zur Hölle.

Mit einem kalten Blick trat ich in das Waisenhaus ein. Ohne mich umzusehen trat ich vorne an den Tresen. Doch anstatt wie erwartet fand ich nicht die kleine pummelige Rose vor, sondern die böse Stiefmutter von Cinderella höchstpersönlich, die passenderweise auch sofort ihre Nase rümpfte. "Wie heißen Sie?"

Ich räusperte mich. "Mein Name ist Ophelia, ich wollte nur Bescheid geben, dass ich von meinem Spaziergang zurück bin."

Sie ließ ihren Stift fallen und sah mich erschrocken an. Ein ungutes Gefühl kam in mir hoch und ich runzelte die Stirn. "Was ist los? Stimmt was nicht?" Erst jetzt sah ich zu der Uhr hinter ihr. Der Vorteil bei ihr war, dass sie nicht nur Uhrzeit, sondern auch Tag und Datum anzeigte. Mein Herz setzte kurz aus. Nein, das konnte nicht wahr sein.

"Mrs, Sie waren fast ein ganzes Jahr verschollen. Wir dachten schon, Sie wären tot..." 

Ich zitterte am ganzen Körper. Ein Jahr? Wie war das möglich? "Nein...das kann nicht sein...Ich war im Wald und..."

"Wir haben den ganzen Wald abgesucht, von Ihnen war keine Spur. Aber dass sie jetzt auftauchen...Ein Wunder! Komm, ich bringe Sie erstmal in Ihr neues Zimmer, wir wussten ja nicht, dass sie wiederkommen. Und dann hole ich einen Arzt."

Ich konnte mich kaum bewegen. In mir brannte alles, ich konnte mich kaum konzentrieren. Was war passiert? Und wie habe ich ein Jahr überlebt? Tränen schossen mir in die Augen, als ich diese plötzliche Leere in mir spürte. Welches Arschloch hatte mir das nur angetan?

Jayden's PoV

Sie haben es mir verboten. Ich musste es ihnen schwören und wäre beinahe nie wieder aus dem Haus gekommen.

Doch jetzt stand ich hier. 

Meine Hände verkrampften und ich stieß einen Fluch aus. In mir tat alles weh. Aber ich musste sie einfach sehen. Ich konnte es kaum noch ertragen, zu wissen, dass es ein uns nicht mehr geben würde.

Und das nur wegen ihrem Bruder...

Von wegen, es sei ein Fehler gewesen, sie in unsere Welt zu holen. Ich war mir sicher, dass er einfach nur Spaß daran hatte, mich zu quälen. 

Ich wurde unruhig, als mehrere Schüler aus der Schule liefen. Gleich würde sie an mir vorbeilaufen.

Und keinen Plan davon haben, wer ich war...

Ich wurde wieder wütend. Die Liebe meines Lebens wusste noch nicht mal , dass sie ein Wolf war, geschweige denn meine Seelenverwandte. Sie dachte, ihr Bruder wäre tot. Was vielleicht auch besser gewesen wäre.

Ich spürte die Blicke einiger Mädchen auf mir, doch ignorierte sie. Ich wollte sie. Auch wenn sie mich nicht kennte, vielleicht gab es ja noch einen andere Lösung, dass...Nein , ich durfte mir keine Hoffnungen machen.

Mein Herz pochte wie wild in meiner Brust, als Moonlight aus dem Schulgebäude kam und verträumt vor sich hin starrte.

Ich musste einfach zu ihr. Als ich schließlich vor ihr zum Stehen kam, zuckte ihr zierlicher Körper zusammen und sah mich ungläubig an. Dann verschloss sich ihr Blick und ich sah in ihr einen Leere, die mich fast zerbrach.

Ich hatte sie für immer verloren.

Moonlight's PoV

Dieser Mann war der Innbegriff von Perfektion. Gleichzeitig strahlte er diese Vertrautheit aus, die mir fast Angst machte und ich  versuchte, schnell an ihm vorbei zukommen.

Gerade lief mein Leben zumindest ein bisschen besser, das wollte ich mir nicht wieder versauen. 

Er hielt mich auf und seine Berührung bescherte mir eine gewaltige Gänsehaut. "Was willst du?", schnautzte ich und sah den Schmerz in seinen Augen. Dann setzte er ein klägliches Lächeln auf.

"Mein Name ist Jayden und ich bin ab nächster Woche der Neue an dieser Schule. Hast du Lust, mich ein bisschen rumzuführen?"

In meinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung wieder. Er sah bestimmt nicht wie ein Schüler aus, geschweige denn war er in meinem Alter. Erst wollte ich ihn zurückweisen, doch dann...zuckte ich mit den Schultern.

Wieso nicht?

Schlimmer konnte meine Psyche eh nicht werden. Da machte diese Begegnung keinen Unterschied.

Oder etwa doch?


Ende



Soulmate-I love youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt