"Mrs Mythara, können Sie bitte diese Gleichung lösen?" Ich schreckte aus meinen Tagtraum hoch und sah direkt in das Gesicht meiner Lehrerin, deren Namen ich schon wieder vergessen hatte. Dann sah ich zur Tafel, wo sie mit ihrem knochigen Finger hinzeigte. Scheiße. Lineare Gleichungssysteme. Hatten wir das nicht schon mal in der 7. oder 8.Klasse? Ich sah hilflos zur Lehrerin, doch nur ganz kurz, dann kam wieder eine emotionslose Maske zum Vorschein. Ich habe keine Freunde, die mir helfen können, doch ich will auch keine.
Es waren drei Jahre vergangen, seitdem mein Vater meine Mutter umgebracht und ich geflohen war. Seitdem lebe ich in einem Waisenhaus, welches in einem kleinen Dorf ist, gehe aber normal zur Schule.
Eigentlich bin ich ja sehr gut, nur in Mathe bin ich eine Niete.
Schnell schaue ich auf die Uhr und atme auf. Nur noch 15 Minuten. Da fällt mir etwas ein."Also ich würde ja liebend gerne die Aufgabe lösen, doch ich habe Ihnen vergessen, etwas dringendes zu sagen.", setzte ich an. Sie runzelte die Stirn. "Ich glaube dir nicht, dass du auf Toilette musst.", beendete sie meinen Satz. Mist. "Nein,dass ist es nicht, sondern Sie müssen zum Direktor, er wollte sie dringend nochmal sprechen, bevor er los muss. Er sagte, es geht um ihr Rendezvous." Sie errötete und lief schnell zu ihrem Pult. "Ähm...ja...natürlich...ich glaube, ich muss jetzt los.." und damit verschwand sie aus dem Klassenzimmer. Einige Schüler atmeten auf, doch mich beglückwünschen taten sie nicht, hätte ich aber auch nicht getan, wenn ich mein Gesicht gesehen hätte. Ich nahm meine Tasche und verließ ohne ein Wort den Raum.
Zum Waisenhaus ging ich nicht, stattdessen steuerte ich auf den Wald zu. Ich musste nicht vorsichtig sein, das Dorf ist klein. Schnell verwandelte ich mich und lief in meiner Wolfsgestalt los. Nach zehn Minuten kam ich an der Klippe an. Der Wind war ihr viel stärker, was mich aber nicht störte. Ich hatte hier in einem Busch Kleidung und eine Gitarre gelagert. Schnell verwandelte ich mich zurück und zog mir die schwarze Hose und den grauen Pullover an. Das war nämlich der Nachteil eines Werwolfes. Wenn man sich verwandelt, wird die Kleidung zerrissen, außer man zieht sich vorher aus. Bescheuert, ich weiß. Mit anderen Werwölfen, außer meinem Vater , hatte ich bis jetzt noch keinen Kontakt, doch ich wusste auch nicht, ob das gut oder schlecht ist.
Ich schnappte mir meine Gitarre und setzte mich auf einen Stein, nahe an der Klippe. Die vom Waisenhaus wussten, dass ich hier meine ganze Zeit verbrachte. Ich liebte es, auf meiner Gitarre Lieder zu spielen und zu singen. Meistens waren es Lieder, die auch zu meiner Stimmung passten. So wie jetzt. Tränen schossen mir in die Augen. Doch ich dachte nicht an meine Mutter oder meinem Vater. Diese hatten mein Leben zerstört. Meine Mutter war es gewesen, die meinen älteren Bruder psychisch zu Grunde gemacht hatten. Strafen, wie zum Beispiel zwei Stunden im Schrank stehen, waren noch die Harmlosesten. Ich weiß nicht, wieso, sie nicht so zu mir war. Helfen konnte ich ihm auch nicht, entweder er hat es nicht zu gelassen oder mein Vater hatte mir gedroht, mich auf die Straße zu setzen. Aber egal, was auch los war, Alex und ich hatten immer zusammen gehalten. Gelacht, uns gegenseitig Streiche gespielt, halt das, was normale Geschwister miteinander tun. Er hat mich immer beschützt. Als dann unser Vater angefangen hatte, zu trinken und eines abends in mein Zimmer kam, hatte sich Alex vor mich gestellt. Doch mein Vater war nicht zu stoppen. Er holte aus und traf meinen Bruder direkt im Gesicht. Ich kriege das Bild nicht mehr aus dem Kopf, als Alex Nase blutete und sein Auge blauunterlaufen war.
Am nächsten Tag war er weg. Und hatte mich nicht mitgenommen. Zwar tat man mir nichts. Doch jeden Abend weinte ich im Schlaf, aus Angst um meinen Bruder. Und dann eines Tages geschah es. Im Radio hörte ich , dass eine männliche Leiche gefunden wurde, im Wasser des Flusses. Der Fluss, wo wir meist stundenlang gesessen hatten. Es konnte kein Zufall sein. Meine Eltern machten sich keine Sorgen um ihren Sohn, mein Vater trank, aus wessen Grund auch immer, weiter, doch tat mir zum Glück nichts.
Bis ich 14 wurde. Wo er meine Mutter umgebracht hatte.
Tatsächlich hatte ich nicht um sie getrauert. Mir saß der schock, wozu mein Vater in der Lage war, immer noch tief im Herzen. Ich weiß nicht, was er gemacht hätte, wenn ich nicht, seit meinem 14.Geburtstag in der Lage war, mich in einen Wolf zu verwandeln.
Ich schluchzte auf. Ich vermisste Alex. Es war nicht auszuhalten. Ich spielte unter Tränen ein paar Akorde, bis ich dann los sang.
(Song siehe oben. Ich finde, der Song passt gut dazu)
Singen beruhigt mich manchmal. Es hilft mir, meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, gleichzeitig, aber auch immer meine Erinnerungen und Hoffnungen aufzufrischen. Die Melodien gehen durch meinen Körper. Vor meinem inneren Auge habe ich ein Bild meines Bruders. Ich wünschte mir, ihn mindestens noch einmal umarmen zu dürfen, mit ihm reden zu dürfen...
Als ich zu Ende gesungen hatte, hörte ich plötzlich etwas hinter mir knacksen, so als ob jemand auf einen Ast getreten wäre. Ich stand auf und drehte mich langsam um. Dort stand Mann und als ich ihn erkannte, erstarrte ich. Das konnte doch nicht wahr sein...Ich war unfähig, mich zu bewegen. War er das wirklich? Aber er ist doch tot. Bilde ich mir das nur ein? Meine Gedanken kreisten in meinem Kopf und es entstand ein Wirbelsturm, weshalb mir schwindelig wurde. Die Tränen, die kurz zuvor aufgehört haben, entstanden wieder, meine Sicht verschwamm.
Er lächelte mich unsicher an. "Hallo Schwesterchen..."
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Halloooo....
Wie findet ihr die Geschichte?
Der Song heißt "Kannst du sehen" von Clara Louise.
Lg Luxgirl1401
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Soulmate-I love you
WerewolfMoonlight. Eine Werwölfin ohne Rudel und Familie. Sie lebt in einem kleinen Dorf und geht dort zur Schule, ohne jegliche Freunde, da sie alle abweist. Doch nach einem Treffen mit ihrem eigentlichen, spurlos verschwundenen Bruder verändert sich ihr...