„Ich danke Ihnen, Frau Kaya. Der Kindergarten hatte heute geschlossen, weswegen ich Emin gezwungenermaßen mit auf die Arbeit nehmen musste. Es tut mir leid, falls er sich daneben benommen haben sollte. Vielen Dank, nochmal", bedankte sich mein Chef.
Ich sah ihn fassungslos an. Irgendwie konnte ich die Tatsache, dass Emmy Herr Aslans Sohn war nicht verarbeiten. Es verwunderte mich. Ich hätte so etwas nicht von ihm erwartet. Er war doch noch jung... andererseits war er nicht mehr so jung, dass er nicht hätte Vater sein können.
Ich schielte auf seine Hände, konnte aber keinen Ring entdecken. Verheiratet schien er nicht zu sein oder zumindest trug er keinen Ring. Es gab nur eine Möglichkeit dies herauszufinden.
Ich lächelte zaghaft: „Was ist mit Ihrer Frau? Musste sie auch arbeiten?"
Sofort wurde die freundliche Miene von Deniz düster.
„Ich bin ledig", meinte er unberührt.
Bevor ich es verhindern konnte, entwich meinen Lippen ein verwundertes „Oh".
Deniz sah mich daraufhin einen Moment berechnend und immer noch düster an. Mich überfiel dabei eine Gänsehaut und ich musste wegsehen. Emmy hielt immer noch die Hand seines Papas. Also noch weniger hätte ich dem sonst so perfekten Deniz ein uneheliches Kind zugetraut. Erst recht nicht, als alleinerziehender Vater, so wie es schien.
Einen Moment herrschte unangenehmes Schweigen. Nicht einmal der kleine Emmy durchbrach diese Stille und wartete womöglich auf die nächste Aktion seines Vaters.
Währenddessen traute ich mich immer noch nicht aufzusehen. Scheinbar gefiel ihm der Gedanke nicht, dass ich so unverblümt meine Verwunderung kund tat. Vielleicht hatte er öfters diese verurteilende Reaktion bekommen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der keiner etwas sagte, hörte ich wie mein Chef laut ausatmete und dann sprach: „Dann... entschuldigen Sie uns, Frau Kaya. Sie dürfen auch nach Hause gehen und wir gehen jetzt essen, Emin."
„Au ja!" Das Kind freute sich wie verrückt. „Gehen wir zu McDonalds? Bitte, bitte, bitte Papaaaa?"
Ich schmunzelte über dieses süße kleine Wesen. Er war einfach nur knuffig.
„Nein, tun wir nicht. Kein McDonalds", beantwortete Herr Aslan mit strengem Unterton.
„Menno", schmollte der Kleine.
Es war eine eisige Kälte, die Herr Aslan ausstrahlte. Ich musste ihn wohl sehr verärgert haben, aber tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass der Herr so empfindlich sein konnte.
Er machte auf dem Absatz kehrt, verabschiedete sich knapp und zog Emmy hinter sich her.
Als er die Türe öffnete, wandte er sich ein letztes Mal um und meinte: „Ach übrigens Frau Kaya, ich bin nicht verheiratet, aber verlobt. Einen schönen Tag noch."
Damit wandte er sich wieder ab und ließ die Türe hinter sich ins Schloss fallen.
Hä, was war das denn jetzt bitte? Warum erzählte er mir das? Das hatte sich ja angehört, als wäre ich scharf auf ihn und sollte mir keine Hoffnungen machen. Ich hatte ihm nie einen Anlass zu dieser Annahme gegeben!
Obwohl doch, am ersten Arbeitstag hatte ich ihn vielleicht ein klitzekleines bisschen angehimmelt. Vielleicht hatte er das damals bemerkt, aber falls dem so war, dachte er etwa, dass ich seit Wochen scharf auf ihn war?
Entsetzt schüttelte ich meinen Kopf, so als könnte ich dadurch alle Bedenken von mir abschütteln.
Kurz wartete ich und räumte den Müll auf, den der Kleine verursacht hatte und zerbrach mir immer noch den Kopf über Aslans komisches Verhalten. Er war nicht gerade erfreut, als ich verwundert auf seinen Beziehungsstand reagierte. Gehörte er etwa zu der Sorte Mann, die von jedem weiblichen Wesen begehrt werden wollte? Dass man ihn sicher begehrte, hatte ich in den letzten Wochen zu Genüge feststellen dürfen. Mir waren die schmachtenden Blicke meiner Kolleginnen nicht entgangen, aber hallo, der Mann war verlobt! Er hatte sogar ein Kind! Also was wollten die Frauen noch von ihm? Spätestens bei einem Kind musste man doch die Bremse für dümmliches Schwärmen ziehen.
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Plötzlich war es Liebe
Romance„Wenn ich ehrlich sein soll... dieser Herr Aslan ist der letzte Arsch!" presste ich gereizt hervor. „Ach ja, bin ich das?" Diese Stimme! Augenblicklich blieb mein Herz stehen, als mein Kopf ruckartig nach hinten fuhr und ich dort niemand anderen als...