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Mein Gesicht glühte bereits und es war nur noch eine Frage der Zeit bis ich vor Hitze verging. Ich versuchte mein hämmerndes Herz zu beruhigen, atmete tief ein und aus, zwang mich unter Kontrolle und brauchte dafür mindestens fünf Minuten. Als ich mich einigermaßen gefasst hatte las ich die Nachricht zum gefühlten hundertsten Male. Im Cube? Es überfiel mich plötzlich wie siedend heißes Wasser. Im Cube... das war so ein schickimicki Restaurant mitten im Herzen von Stuttgart, gegenüber vom Schlossplatz. Das war doch ein Scherz. Wir beide sollten dahin und das nach der Arbeit? Wie sollte ich mir so was leisten können? Okay er würde mich sicher nicht zahlen lassen, so wie ich ihn einschätzte, aber verdammt nochmal, warum wollte er überhaupt mit mir dahin? Ich stellte die verrücktesten Vermutungen auf und einige dieser Vermutungen waren so absurd, dass ich mir am liebsten auf die Stirn klatschen wollte.

Es ärgerte mich, dass man aus einer SMS keinen Gemütszustand heraus interpretieren konnte. War er belustigt, ernst, verärgert -na ja, das wahrscheinlich kaum- oder vielleicht sogar unsicher? Wobei ein unsicherer Deniz kam selten zum Vorschein. Wie war er drauf?

Ich musste herausfinden, warum er mit mir dort hin wollte. Sonst bildete ich mir noch ein, er würde mir ein Liebesgeständnis machen, was eigentlich das ziemlich dümmste war, was ich mir einbilden konnte. Dennoch konnte ich diesen Gedanken nicht verdrängen.

„Nicht, dass ich zunehme", schrieb ich zurück, weil ich nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen wollte. Ich hoffte, er würde es wenigstens witzig finden. Irgendwie wollte ich das Ganze etwas entschärfen, weswegen ich mich für einen witzigen Einstieg entschied statt dass ich fragte, warum.

Er schrieb mir auch innerhalb der nächsten Minute zurück. „Die Portionen sind für gewöhnlich klein. Da dürftest selbst du keine Bedenken haben"

Ich fragte mich, ob er mich verspottete oder nicht? Er machte auch keine Smileys, so konnte ich überhaupt nicht erahnen, wie er drauf war. Ich vermutete jedoch, dass er gut gelaunt war, wenn er mich schon verspotten konnte.

„Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken, dass du auf Emin aufgepasst hast. Deswegen würde ich dich gerne zum Essen einladen." Resigniert seufzte ich. Darum ging es ihm also.

„Das wäre doch nicht nötig gewesen. Das hab ich gerne getan. Außerdem haben Emin und ich eine tolle Zeit miteinander gehabt."

Wir schrieben hin und her und ich konnte mein breites Grinsen nicht abstellen. Das Schreiben löste ein wahnsinniges Kribbeln in mir aus. Die Schmetterlinge flogen wild umher und ein wahnsinniges Glücksgefühl durchströmte mich. Ich tippte mir zwar nicht die Finger wund, aber versuchte dennoch so schnell wie möglich zu antworten, in der Hoffnung er würde mir ebenso schnell antworten. Er schrieb nicht viel, fasste sich kurz, so wie Männer halt waren, aber das reichte mir.

Wir verabredeten uns für Morgen und am liebsten wollte ich vor Glück schreien. Dass ich ihn eigentlich ignorieren wollte, klappte alles andere als geplant. Irgendwie brauchte ich nur den Namen Deniz zu hören oder zu sehen und schon war ich hin und weg.

An diesem Abend war ich noch lange wach und ließ mir alle Geschehnisse und Gespräche mit Deniz, die ich noch in Erinnerung hatte durch den Kopf gehen. Wie konnte ich mich so schnell von einem Mann einwickeln lassen? Es war wie ein Fingerschnippen. Plötzlich hatte es klick gemacht, doch insgeheim wusste ich, dass ich ihn schon immer verboten gutaussehend fand. Er hatte mich schon am ersten Tag irgendwie in seinen Bann gezogen, auch wenn er anfänglich ein mega Idiot war, so fühlte ich mich doch zu ihm hingezogen. Irgendwann übermannte mich jedoch die Müdigkeit und ich schlief mit einem glückseligen Lächeln ein, weil ich wusste, dass ich morgen Deniz, den Mann, den ich liebte, sehen würde.

Liebte wiederholte ich gedanklich. Es war ein wunderschönes und zugleich beängstigendes Gefühl.

Am nächsten Morgen gab ich mir besonders Mühe bei meinem Aussehen. Ich zog eine weiße Bluse mit beigen Stickereien am Schulterbereich an, dazu einen Rock mit Blumenmuster, das verspielt wirkte, dazu einen beigen Gürtel. Meine Haare lockte ich diesmal mit dem Lockenstab, schminkte mich auch stärker und zog ein Finish mit einem hellroten Lippenstift, wobei ich bei dem schon etwas zögerte. Fertig! Meine braunen Haare bildeten einen tollen Kontrast zu meiner beigen Bluse und ich bildete mir womöglich auch noch ein in der einen Woche auch noch etwas braungebrannter zu sein, aber so stark war ich noch nie auf der Arbeit geschminkt. Ich hatte sogar Rouge aufgesetzt, was ich sehr selten tat. Doch bis jetzt hatte mich auch nie das Verlangen überwältigt.

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt