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„A-Also der R-Ring, den..." Ja den was?

„Den musst du wohl vergessen haben, Schatz", antwortete mein Chef für mich und bei dem Kosenamen schluckte ich schwer. Schatz, dachte ich alles andere als begeistert. Was musste er so übertreiben?

Das schien ihm aber nicht zu reichen, denn im nächsten Augenblick spürte ich wie er seine Hand auf meine legte und sie fest drückte, wie als wollte er sagen ‚Keine Angst, ich bin da'. Die Hand verwirrte mich maßlos. Ich bemerkte nur am Rande wie Herr Aslan unseren ‚Kunden' erklärte, dass ich den Ring immer abnehmen würde, wenn ich in der Küche den Abwasch erledigte. Und scheinbar hätte ich vergessen ihn wieder anzubringen.

Irgendwie hatte er das ganze wieder ausgebügelt, aber ich war immer noch viel zu verwirrt über die warme und große Hand auf meiner. Sie fühlte sich alles andere als unwohl an. Ich war versucht meine Augen zu schließen, um dieses neue und unbekannte Gefühl zu intensivieren. Mein Herzschlag wurde nur allmählich lauter, doch als ich nichts anderes tat, als auf die Hand zu starren und dieses Gefühl zu genießen glaubte, verschwand die Hand und eine plötzliche Kälte überzog ihren Platz. Wie aus der Trance erwacht, blickte ich um mich und merkte, dass mich die Stahls und auch mein Chef fragend ansahen. Wie lange war ich denn in meiner Traumwelt gewesen?

Ich räusperte und entschuldigte mich, ehe ich aufstand und Richtung Toilette ging. Verärgert über mein kindliches Verhalten und darüber, dass ich die Hand von Deniz auf meiner genoss, schloss ich auf der Toilette meine Augen und atmete mehrmals tief durch. Irgendwie ging alles schief... Herr Aslans Gegenwart machte mich wütend und irgendwie glücklich zugleich. Ich empfand beides falsch. Es gab keinen Grund, warum ich wütend auf meinen Chef sein sollte, aber zu glauben, glücklich zu sein, war fast wesentlich schlimmer. Es war ja nicht so, dass ich etwas für ihn empfand. Okay, er sah unglaublich gut aus. Auch heute, wo er diesmal einen marineblauen Anzug, darunter ein schneeweißes Hemd und ausnahmsweise, statt seiner gewohnten Krawatte, eine Fliege als männliche Zierde trug. Es machte mich wütend überhaupt daran zu denken, etwas für ihn empfinden zu können und dass er mich vorhin Schatz genannt hatte, machte dies nicht gerade besser.

Und diese grünen aufmerksamen Augen, dachte ich leicht lächelnd.

Okay, eindeutig stimmte mit mir etwas nicht. Wieso bitte lächelte ich denn auf einmal? Ich war wie eine schwangere Frau. Diese Stimmungsschwankungen waren ja nicht zum Aushalten. Erhobenen Hauptes verließ ich nach einer Weile die Toilette. Ich musste eindeutig professioneller werden. Es war heute Abend nun mal alles schief gegangen, aber dafür war wohl wesentlich ich noch dran schuld. Ich musste ihn ja unbedingt mit meinem Outfit schocken. Bravo, Ela, du bist der geborene Troublemaker.

Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und wurde sofort von allen kritisch beäugt. Sah ich denn so beschissen aus? Zum Glück war das Essen bereits serviert, sodass ich sofort nach meinem Besteck griff, um von den anderen wegzusehen und den Startschuss für ein unverfängliches Thema gab.

„Das Essen ist ja bereits serviert. Ich wünsche einen guten Appetit."

Mir wurde einstimmig dasselbe gewünscht.

Ich wusste nicht, was sich geändert hatte, aber Helga stellte kaum noch Fragen über die Beziehung mit Deniz, sondern sprach fast ausschließlich nur über das Geschäftliche. Ich erfuhr, dass der dritte Kunde, den ich vollkommen vergessen hatte, verhindert war und in letzter Minute absagen musste. Er war anscheinend ein Vertriebler und musste unglücklicherweise, so Helga, absagen.

Wenn der dritte Kunde wie Helga gewesen wäre, ich glaube, ich hätte diese Verlobungsfassade nicht lange aufrecht erhalten können.

Immer wieder blickte mich Herr Aslan von der Seite an und versuchte mich in das Gespräch zu involvieren, aber ich hatte Angst etwas Falsches zu sagen und auch dass ich wieder so unvorhersehbare Gefühle für ihn empfinden könnte. Irgendwie machten mir diese Gefühle Angst. Deniz saß so nah neben mir, sodass ich ständig eine Gänsehaut bekam. Es war doch krank. Wieso reagierte ich nur so komisch?

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt