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Ich wünschte Deniz hätte mich nicht mit Mete gesehen. Zumindest nicht in seinem Wagen während der offiziellen Arbeitszeit. Erneut liefen mir die Tränen in Strömen über das Gesicht. Verbitterung machte sich in mir breit. Es lief alles gehörig schief. Es wäre alles viel einfacher, wenn ich mich in Mete verliebt hätte. Er mochte mich auch und er war nicht verheiratet, hatte kein Kind und er war mir sympathisch, aber das Herz ließ sich bei seiner Wahl nicht reinreden. Ich hatte eigentlich gewusst, dass das mit Deniz und mir nichts werden würde. Ich hatte mir doch erst gestern eingestanden, dass ich mehr für meinen Chef empfand, auch wenn ich tief in meinem Inneren schon lange ein Auge auf ihn geworfen hatte.

„Soll ich dich nach Hause fahren?", vernahm ich Metes leise Stimme. Ich hatte mich zu sehr gehen gelassen. Ich achtete nicht einmal auf meine Umgebung und versuchte diesmal die Tränen nicht zu verdrängen und ließ ihnen freien Lauf.

Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf: „Ich will so nicht nach Hause."

„Verstehe", entgegnete er sanft und lenkte sein Auto auf die linke Spur. Ich konnte ihm nicht folgen. Ich war einfach nur erschöpft. Eigentlich wollte ich nichts lieber als mich in mein Bett zu verkriechen und dort die nächsten paar Tage nicht mehr rauszukommen, aber das konnte ich nicht. Allein schon weil Fragen aufkommen würden.

Ich fühlte mich maßlos erschöpft. Das Wetter war wunderbar. Der Tag wäre es vielleicht auch geworden. Vor allem der Abend. Ich hatte mich so auf das Essen mit Deniz gefreut. Ob er sich denn auch so sehr gefreut hatte? Er meinte ja, dass es eine Wiedergutmachung dafür wäre, dass ich auf seinen Sohn aufgepasst hatte. Aber eigentlich hoffte ich, dass da mehr dahinter steckte. Und gerade diese Hoffnung zerfraß mich von innen. Wüsste ich, dass Deniz mich keines Blickes würdigen würde, wäre die Konfrontation mit der Verlobten vielleicht nicht so schlimm gewesen. Dann hätte ich eine doppelte Bestätigung für meine unangebrachten Gefühle, aber Deniz gab mir schon immer irgendwie Hoffnung. Am schlimmsten war es, als er im Krankenhaus bei mir war und wir uns vollkommen normal miteinander unterhalten hatten. Es war einfach toll. Dann sein Handy, das er mir einfach so geschenkt hatte. Hätte er mir ein neues gekauft, wäre es für mich wahrscheinlich ein wertloses Stück Plastik gewesen, aber zu wissen, dass der Vorbesitzer gerade Deniz persönlich war, machte dieses Handy zu etwas Besonderem. Und dann war da noch die Sache mit dem Kuchen... Und das mit dem duzen und siezen... Er wollte mir doch auch nah sein. Oder bildete ich mir das alles wirklich nur ein? Das konnte doch nicht sein.

Wäre alles nur Einbildung, dann hätte er mir nicht diesen enttäuschten Blick zugeworfen. Er war sauer, weil ich in Metes Auto gestiegen war. Er mochte mich auch. Warum sonst sollte er seiner Verlobten kein Sterbenswörtchen von mir erzählen?

Unwillkürlich musste ich lächeln. Er mochte mich... Doch dann fielen mir wieder Selins Worte ein.

„Halt dich fern von meinem Verlobten"

Ein Schmerz durchzuckte meinen Körper. Sofort setzte ich mich aufrecht und wischte mir fahrig über das Gesicht. Mete drehte sich kurz zu mir. „Ela, alles in Ordnung?" Nichts war in Ordnung. „Wohin gehen wir?" „Ich weiß es nicht. Sag du mir wohin du möchtest."

Ich überlegte einen Augenblick und unweigerlich fiel mir die Stelle ein, an der ich mit Deniz einen Kaffee getrunken hatte. Aus einem unerfindlichen Grund wollte ich jetzt dahin. Somit beschrieb ich Mete den Weg. Es war eigentlich zu privat, als dass ich mit Mete dort hinfahren durfte, aber ich wollte einfach an diesen Ort. Als Mete ohne Fragen zu stellen meiner Wegbeschreibung folgte, gelangten wir in zehn Minuten am Zielort an.

Ich sah mich um und stieg vom Auto aus. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Mir war leicht schwindelig. Gegessen hatte ich auch noch nichts. Vielleicht war mein Blutdruck gesunken.

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt