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„Das Media-Create ist definitiv ein super Unternehmen, aber Ihre Anwesenheit zerstört einfach alles! Ach übrigens, das von gestern... Ich kann es nur wiederholen, Sie sind und bleiben der letzte Arsch!!"

Damit legte ich einfach eiskalt auf. Ich war froh meiner Wut freien Lauf gelassen zu haben. Dieser Jobstart war für mich von Anfang an die Hölle, aber nun hatte ich mich entschieden und mit dem was ich gerade gesagt hatte, hatte ich auch mein Schicksal besiegelt.

Auch wenn ich mich wirklich übertrieben fehl und alles andere als reif verhalten hatte, war ich froh zu wissen woran ich jetzt war.

Einerseits konnte ich mir ein ständiges Grinsen nicht verkneifen, weil ich immer wieder Herr Aslans Gesichtsausdruck vor meinem inneren Auge sah und dieser Ausdruck in Form von Perplexität gefiel mir verdammt gut, aber andererseits schämte ich mich doch für mein kindisches Verhalten. Schließlich war ich 23 Jahre alt. Es war beschämend, zu wissen, wie unreif ich doch war.

Ich seufzte einmal laut. Ändern konnte man an dieser Tatsache ja eh nichts mehr. Ich musste es einfach hinnehmen.

Irgendwie schaffte ich es dem ganzen Stress zu entfliehen. Ich befreite meine Gedanken mit der Lieblingsbeschäftigung vieler Frauen. Ich war in sämtlichen Shopping-Geschäften. Viel Geld hatte ich nicht dabei, aber Ansehen kostete ja nichts und irgendwie musste ich ja die Zeit totschlagen. Also was könnte Frau besseres tun als shoppen, selbst wenn man sowieso nichts kaufen würde?

Die Stunden verstrichen erstaunlich schnell. Hier und da aß oder trank ich etwas und musste zu meiner Überraschung feststellen, dass ich keinen einzigen Anruf mehr bekommen hatte. Das bedeutete kein Hindernis bei meiner Stuttgart Tour.

________

Es war kurz nach zwei Uhr und das war der Zeitpunkt, an dem die Zeit begann langsamer zu vergehen.

Aus Langeweile setzte ich mich dann auf eine Bank im Park, einen knappen halben Kilometer von meinem alten Arbeitsort entfernt. Resigniert seufzte ich wieder. Eigentlich wäre es ja schön gewesen mein Praxissemester dort zu absolvieren. Jetzt musste ich schließlich nach einer neuen Arbeitsstelle Ausschau halten. Von meinen Freunden trennen müsste ich mich auch. Wenn ich dieses Semester keinen Arbeitsplatz mehr bekam, was sehr wahrscheinlich war, würden die nach ihrem Praktikum ins sechste Semester übergehen und ich? Ich würde ihnen ein Semester hinterherhinken. Ich müsste mir neue Freunde suchen.

„Ach Ela, du bist so dumm", schimpfte ich mich gedanklich aus. Vielleicht war es doch nicht die klügste Entscheidung meinen Chef gleich nochmal zu beleidigen. Vielleicht hätte ich noch eine Chance bekommen, selbst bei meiner Verspätung. Aller guten Dinge waren doch drei. Alles Hoffen brachte allerdings nichts. Ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen und musste meine Niederlage hinnehmen. Es war ein regelrechtes Eigentor, also sollte ich nicht heulen.

15.03 Uhr verriet mir ein weiterer Blick auf die Uhr. Ich musste auf jeden Fall mit meinen Eltern reden. So konnte es nicht weitergehen. Ich würde jeden Moment einschlafen. Also stand ich auf, ging in ein Café und genehmigte mir einen Cappuccino.

Endlich hatten wir nach 16 Uhr. Eigentlich hätte ich offiziell um 16 Uhr Feierabend, aber wahrscheinlich würde ich nie um diese Zeit raus können. Überstunden waren doch heutzutage normal. Wenn man keine hätte, wäre das ein Grund zum Grübeln. Schlussfolgernd machte ich mich um kurz vor halb fünf auf den Weg zu meinem alten Fiat. Endlich konnte ich nach Hause.

Das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben verstärkte sich mit jedem Schritt zu meinem Auto. Diese eiskalte Klaue, die sich um mein Herz legte, war schrecklich. Dennoch musste ich stark bleiben. Wieder rief ich mir in Erinnerung: Was geschehen war, war geschehen. Ich hatte das Glück nun mal nicht für mich gepachtet.

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt