Was sollte jetzt diese Frage? Egal, wie ich antwortete, keine Antwort wäre richtig. Wenn ich ja sagen würde, was die Wahrheit wäre, würde das missverstanden werden, ebenso wenn ich nein sagen würde. Dann würde ich mich ziemlich unbeliebt machen.
Also wog ich meine nächsten Worte sorgfältig ab: „Ich finde, man sollte die Menschen kennen, mit denen man zu tun hat. Also auch bei der Arbeit. Ich meine, zum Beispiel dass Sie verlobt sind... hätte ich das kürzlich nicht zufällig herausgefunden, dann hätte vorhin meine Reaktion vielleicht ganz anders ausfallen können und man hätte Ihre Lüge sofort aufgedeckt."
Dass ich ihn auf einmal siezte, hoffte ich, würde er nicht allzu sehr merken, was eigentlich praktisch unmöglich war. Er war dafür viel zu aufmerksam. Es war komisch, nicht zu wissen, wie man nun mit dem eigenen Chef umspringen sollte.
Doch kaum war ich auf seine Verlobung zu sprechen gekommen, zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er blickte mich nicht gerade freundlich an.
Eigentlich wäre das der perfekte Augenblick, um ihn über seine Verlobte auszufragen, aber seine Miene war eisern und der Blick sagte mir viel eher: Verzieh dich.
„So, so", war sein kaltes und nichtssagendes Statement dazu. Na super, war er jetzt auch noch sauer auf mich? Den Zorn meines Chefs wollte ich wirklich nicht auf mich ziehen.
„Ich danke Ihnen für das Jackett, aber wir sollten jetzt rein gehen", murmelte ich kaum vernehmlich.
Kaum hatte er dieses stumm wieder an sich genommen -wobei es fast zu bedauern war, denn er sah wirklich gut aus in einzig einem weißen Hemd- ließ ich ihn stehen und ging rein. Keine fünf Sekunden später, stand er hinter mir und gemeinsam setzten wir uns hin.
Die Stimmung war minimal gedrückt und die Stahls hatten sicher nichts bemerkt. So langsam wurde es auch spät. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir bereits nach 22 Uhr hatten. Wir hatten über vieles diskutiert, wobei mir aufgefallen war, dass Deniz wirklich stets versuchte auch ein paar private Informationen zu entlocken. Er erkundigte sich immer wieder mal über die Freizeitaktivitäten der Stahls. Es war nicht zu übersehen, wie er um seine Kunden, so wie er es sagte, kämpfte. Denn so kannte ich Herr Aslan überhaupt nicht. So offen. Humorvoll. Charmant. Er scherzte sogar mit Herr Stahl über Frauen und lächelte Helga schelmisch an. Verdammt, wirkte er attraktiv dabei, wenn er dieses verschmitzte Lächeln aufsetzte! Ich riss mich schwer zusammen, um ihn nicht anzustarren.
Die Uhr tickte immer noch. Zwischenzeitlich hatten wir aufgegessen und schäkerten über dieses und jenes. Ich hatte versucht mich ein bisschen einzubringen, jedoch merkte ich schnell, dass mir die Erfahrung fehlte. Ich bemühte mich, konnte mich aber nicht so wirklich auf den Fortlauf des Gesprächs konzentrieren. Zu sehr war ich damit beschäftigt, immer wieder Deniz' Handeln und seine ungewohnt, emotionale Seite durch den Kopf gehen zu lassen. Gut, es war eine Strategie, aber selbst wenn alles gespielt war, es war faszinierend.
Ich nippte leicht an meinem Getränk, als mir ein verliebtes Pärchen auf der Tanzfläche auffiel. Es tanzten ein paar wenige Paare, doch dieses eine nahm mich und meine Gedanken vollkommen ein. Die beiden warfen sich verliebte Blicke zu und irgendwie musste ich lächeln. Es war einfach ein niedliches Pärchen. Ich spekulierte was der Mann seiner Tanzpartnerin wohl gesagt haben könnte, das sie so plötzlich kichern ließ. Vielleicht, dass sie bezaubernd aussah? Denn die unbekannte Frau mit ihren langen, schwarzen Haaren war wirklich eine Augenweide. Sie trug noch dazu ein wunderschönes, blaues Kleid. Ich hatte nicht bemerkt, wie ich geseufzt hatte, zu sehr war ich in meine Träumereien vertieft.
„Ela?"
Sofort löste ich meinen Blick von dem Traumpaar und wandte mich wieder an Helga. „Also, wenn Sie tanzen möchten, würde Ihr Verlobter Ihnen sicher gerne diesen Wunsch erfüllen. Sie brauchen keine Rücksicht auf uns zu nehmen, Deniz. Führen Sie Ihre Verlobte auf die Tanzfläche."
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Plötzlich war es Liebe
Romance„Wenn ich ehrlich sein soll... dieser Herr Aslan ist der letzte Arsch!" presste ich gereizt hervor. „Ach ja, bin ich das?" Diese Stimme! Augenblicklich blieb mein Herz stehen, als mein Kopf ruckartig nach hinten fuhr und ich dort niemand anderen als...