22

43.1K 1.6K 366
                                    


Ich konnte nicht umhin
ihn genauer zu betrachten. Wieder sah er einfach umwerfend aus. Diese weißen
Shorts, sein ebenso weißes Poloshirt, die Tennisschuhe... Und allgemein kurze
Hosen kannte ich so von ihm gar nicht. Immer trug er seine Anzüge. Egal ob warm oder kalt. Nie hatte ich ihn in normaler
Kleidung gesehen. Er wirkte deutlich jünger in meinen Augen. Nicht wie ein
alleinerziehender Vater. Dass Emin an seiner Hüfte quengelte merkten weder er
noch ich. Deniz schien maßlos verwirrt. Er wandte irgendwann seinen leicht
verstörten Blick von mir ab und wandte sich seinem Sohn zu. Dieser erzählte ihm
irgendetwas. Ich konnte mich allerdings nicht auf Emins Worte konzentrieren. Zu
sehr beschäftigte mich mein konfuser Chef. Unbewusst merkte ich, dass dieser
Anblick seiner sexy Ausstrahlung keinen Abbruch tat. Selbst wenn er verwirrt
und in Tennisoutfit vor mir stand, er war attraktiv.

Emin rannte plötzlich an
mir vorbei, schnappte sich das Bild, das ich an unserem Essplatz liegen
gelassen hatte und lief zu seinem Vater. Nein! Emin, was machte er nur?! Deniz
fuhr sich derweil überfordert durch die Haare und warf einen Blick auf unser dämliches
Bild von vorhin. Ich hoffte, dass ich nicht so schlecht aussah, wie ich mich in
Erinnerung hatte. Eigentlich wollte ich dieses Bild in meiner Tasche verschwinden
lassen. Zu meiner Verwunderung lächelte Deniz leicht, sodass mein Herz binnen
Millisekunden aufging. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und begrüßte ihn.

„Hallo... Deniz", brachte
ich dennoch stockend hervor. Endlich blickte er auf. Er schien sich beruhigt zu haben. Seine Stimme
war fest und ruhig, als er sprach. „Hallo, Ela." „Du hast sehr gut gespielt." „Du
hast mich gesehen?", fragte er verwundert. „Ja aber nur bei einem Spiel, weil
es Emin und mir dann zu heiß an unserem Platz wurde. Außerdem wussten wir
nicht, wann wer spielte." „Verstehe."

Er sagte nichts mehr,
was mich irgendwie nervös machte. „Ich hoffe du bist mir nicht böse, weil ich
deinen Sohn entführt habe",
provozierte ich ihn. Ich hoffte er würde verstehen worauf ich anspielte. Und er
tat es. Seine Augen glitzerten augenblicklich vor Schalk. „Also Entführung war
keine Eigenschaft, die ich von meinen Mitarbeitern erwartete." „War auch nie
eine Eigenschaft von mir. Ich hatte bloß einen tollen Lehrer. Man lernt ständig
dazu." „Ich hoffe doch nur Gutes." „Diesen Standpunkt erfährst du dann, wenn
ich mein Arbeitszeugnis in der Hand halte." „Das heißt, du wolltest dir
Bonuspunkte ansammeln?" fragte er grinsend und mit hochgezogener Augenbraue. „W-Was?
Nein", brachte ich verwundert hervor, in dem Glauben Deniz würde tatsächlich
denken, dass ich mich um seinen Sohn nur aus Eigennutz gekümmert hätte. Auf
meine Erschrockenheit schenkte er mir ein warmes und aufrichtiges Lächeln. „Das
weiß ich doch. Du bist dafür viel zu ehrlich", sprach er sanft.

Augenblicklich begannen
meine Wangen zu glühen und mein Herzschlag beschleunigte sich wie auf Kommando.
Irgendwie machte es mich glücklich, dass Deniz mich als ehrlich bezeichnete.
Das war doch in gewisser Weise ein großes Kompliment oder ich fasste es so auf.
Tatsache war, ich freute mich wahnsinnig. Verlegen wischte ich mir imaginären
Staub von meinem Kleid weg und biss mir unbeholfen auf die Lippe. Wäre ich in
dem Moment nicht so zerstreut, hätte ich noch den Anstand besessen mich zu
bedanken, aber mein Gehirn hatte sich bereits verabschiedet und mein Herz
gewann die Oberhand. Ein wahnsinniges Kribbeln durchfuhr meinen Körper und ich
begann allmählich aber sicher zu grinsen.

Erneut biss ich mir auf
die Lippe, nur diesmal mit der Absicht dieses dämliche Grinsen abzustellen. In
letzter Zeit grinste ich meiner Meinung nach zu oft Löcher in die Luft. Wieso
konnte man so was nicht abstellen und die Sprachlosigkeit machte mich auch
fertig, weswegen ich verdammt froh war, dass Emmy plötzlich die Stille brach,
die wahrscheinlich nur mir wie eine Ewigkeit vorkam.

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt