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Ein warmes Lächeln zierte Deniz Lippen.

„Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Ich nehme die Entschuldigung an." Sofort entzog er seine Hand wieder. „Außerdem muss man natürlich eine gewisse Reife besitzen, aber wenn man sich immer korrekt benimmt ist das Leben einfach nur schwarz und trist. Natürlich gibt es Augenblicke, in denen du etwas weniger impulsiv reagieren solltest, aber so bist du nun mal. Und das ist okay. Ich bin schließlich auch nicht perfekt. Ich mache auch Fehler und das ist nun mal menschlich."

Wow, ich war echt baff!

Unwillkürlich blickte ich ihn aus überraschten Augen an. Ich konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen legte. So etwas Nettes hatte ich ja noch nie von meinem Chef zu hören bekommen.

Ich seufzte geräuschvoll: „Wenn keiner Fehler begehen würde, wäre das Leben auch viel zu einfach und man könnte sich über viele Dinge nicht erfreuen, weil man das sowieso normal sehen würde."

„Richtig."

„Okay", meinte ich zögerlich. „Ich gehe dann mal lieber. Nochmal danke fürs Mitnehmen."

„Kein Problem."

Ein letztes Mal blickte ich ihn an und war froh, dass er gelassener zu sein schien. Meine Entschuldigung war dringend von Nöten und glücklicherweise hatte ich endlich meinen Mut zusammen nehmen können.

Ich schenkte meinem Chef ein letztes Lächeln, ehe ich die Türe öffnete und ausstieg. An unserer Eingangstüre winkte ich meinem Chef ein letztes Mal zu. Nachdem ich die Türe passiert hatte, hörte ich, wie er losfuhr.

Angekommen sah ich meine Eltern auf dem Sofa vor dem Fernseher schlafen. Ich weckte beide.

„Ela? Bist du da, mein Schatz?", fragte mich meine Mutter schlaftrunken.

„Ja", flüsterte ich. „Geht ins Bett, Mama. Sonst habt ihr morgen einen steifen Nacken."

„Hmm, ja. Wie war das Essen?"

„Ganz gut. Ich gehe dann auch schlafen. Ich bin einfach nur kaputt."

„Ist gut. Gute Nacht."

„Dir auch, Mama."

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Ich war wirklich müde. So müde, dass ich bis zum Mittag schlief. Wir hatten kurz vor zwölf Uhr, als ich aufwachte, mich dazu überwand aufzustehen, zu duschen und mich allgemein fertig für den Tag zu machen.

In der Küche angekommen, sah ich dass heute perfektes Wetter herrschte. Ich ging gleich zum Balkon und legte mich auf unseren Liegestuhl, den ich und meine Schwester extra gekauft hatten. Es war schön, sich mal so richtig auszuspannen. Meine Familie war nicht zu sehen. Wahrscheinlich waren sie bei irgendwelchen Nachbarn oder Verwandten.

Ich hing meinen Gedanken nach und musste besonders an den gestrigen Abend denken. Eines der seltsamsten Abende meines Lebens. Mein Chef konnte so anders sein. So nett und... umgänglich.

Als ich wieder in meine Gedankenwelt driftete, überhörte ich wohl, dass meine Mutter wieder zurück war. Doch Dank ihrer lauten Tirade wurde ich wieder in die Realität katapultiert.

„Ela!"

„M-Mama?", fragte ich verwundert über ihre plötzliche Aufgebrachtheit.

„Wie viel Uhr haben wir, Ela?"

Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern: „Keine Ahnung."

Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte: „Wir haben 14.17 Uhr. Du hast den halben Tag verschlafen!"

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt