Er nickte mir noch mit dem Kopf zum Abschied zu und schlug eiskalt die Tür vor meinem Gesicht zu. Ich zuckte erschrocken zusammen und stand vollkommen perplex an derselben Stelle.
Er wollte mich von Zuhause abholen? Fassungslos schnappte ich nach Luft. Oh mein Gott. Da war mir die Tiefgarage vielleicht doch lieber. Musste das jetzt sein?
Die Tage vergingen zügig und Herr Aslan bekam ich eher weniger zu Gesicht, da er ständig außer Haus war. Er musste irgendwelche Kundenbesuche abstatten. War vielleicht auch besser so, denn so musste ich nicht länger als nötig darüber nachdenken, dass ich selbst in ein paar Tagen mit vielleicht äußerst wichtigen Kunden konfrontiert werden sollte. Das Blöde war auch noch, dass ich, anders als beim letzten Mal keine Powerpoint-Präsentation vortragen musste. Das hieß, ich war überhaupt nicht vorbereitet. Was wenn ich mich dumm anstellte? Was wenn mir eine Frage gestellt werden würde und ich sie nicht beantworten konnte? Letzten Endes wusste ich allerdings nicht in welche Kategorie ich meine Ängste einstufen sollte. War es die Angst vor den Kunden oder war es vielmehr, dass Herr Aslan und ich gemeinsam Abend essen gehen würden? Gut, es waren noch drei weitere Personen an dem Abend beteiligt, aber die Probleme wurden dadurch nicht weniger.
Es war bereits Donnerstagabend und meine Nervosität stieg. Ich bekam Bauchschmerzen, wenn ich an dieses Essen dachte.
Gerade betrat ich frisch geduscht mein Zimmer. Ich legte mich noch im Bademantel auf mein Bett. Oh man, wenn wenigstens Mete nicht wäre, dem dieses plötzliche Essen sicher überhaupt nicht in den Kram passte. Ich war mir sogar sicher wieder seine Eifersuchtsattacken zu spüren zu bekommen, wenn er davon erfahren sollte. Ich rang mit meinem Gewissen. Sollte ich Mete davon erzählen? Aber warum sollte ich ihm bewusst schlechte Laune bescheren? Andererseits, Mete und ich waren nicht zusammen. Ich musste ihm überhaupt nichts erzählen. Ich beließ es erst mal dabei. Ja, so war es nämlich. Ich fand Mete zwar süß, aber er war nicht mein Freund. Nicht mein fester Freund.
Plötzlich spürte ich ein Vibrieren unter meinem Kopf. Ich bemerkte recht schnell, dass es mein Handy war, das unter meinem Kopfkissen lag. Ohne auf das Display zu schauen nahm ich ab und stockte kurz, als ich die Stimme meines Chefs wahrnahm.
„Frau Kaya? Hallo, ich bin es Deniz Aslan. Warum haben Sie mich vorhin angerufen?"
„Oh, hallo... wie angerufen?", fragte ich verwirrt. Bevor er mich wieder diskriminieren konnte, weil ich gerne rhetorische Fragen stellte, beeilte ich mich weiterzusprechen. „Ich habe Sie nicht angerufen."
„Frau Kaya, ich habe vor fünf Minuten einen Anruf von Ihnen erhalten. Allerdings war ich beschäftigt und konnte nicht abnehmen."
„Und ich sage Ihnen, dass ich Sie nicht angerufen habe."
Er schwieg und man hörte ein Schnauben vom anderen Ende der Leitung. Ich konnte mir schon bildlich vorstellen, wie er genervt mit den Augen rollte.
Dass dieser Typ mich immer so blöd darstellen wollte.
„Ich kann Sie überhaupt nicht angerufen haben, weil ich gerade erst aus der Dusche gekommen bin", fügte ich hinzu, obwohl meinen Chef wirklich nicht interessieren dürfte, wann ich die Dusche benutzte.
„Na gut, dann waren das eben nicht Sie." Er schnaufte diesmal sogar ziemlich laut und ich war sofort beleidigt. Nur weil er keine bessere Ausrede gefunden hatte, mich wieder einmal wie so oft blöd anzumachen.
„Herr Aslan, sind Sie sich sicher, dass von meinem Handy ein Anruf bei Ihnen ankam?"
„Frau Kaya, tun Sie nicht als wäre ich zu blöd um zu unterscheiden, ob ich von ihrem Handy einen Anruf erhalten habe oder nicht."
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Plötzlich war es Liebe
Romance„Wenn ich ehrlich sein soll... dieser Herr Aslan ist der letzte Arsch!" presste ich gereizt hervor. „Ach ja, bin ich das?" Diese Stimme! Augenblicklich blieb mein Herz stehen, als mein Kopf ruckartig nach hinten fuhr und ich dort niemand anderen als...