An diesem Abend lag ich noch lange wach und ließ mir alles durch den Kopf gehen. Deniz hatte mich geküsst. So wütend ich auch auf ihn war, ich wusste nicht, ob ich diesen Kuss bereuen sollte. Es waren eigentlich nur noch drei Wochen, die ich zu meistern hatte und dann würde ich ihn wahrscheinlich nie wieder sehen, ich hätte ihn vergessen oder irgendwann würde es mir besser gehen. Aber jetzt war es zu spät dafür. Ich könnte ihn niemals vergessen. Nie vergessen, was er mir bedeutete und auf welche Weise er meine Gefühle erwidert hatte. Ich könnte nie vergessen, dass er verlobt war und mich dennoch geküsst hatte und selbst wenn ihn nichts mehr mit seiner Verlobten verband. Auch wenn er sich von ihr trennen würde. Würde er das denn überhaupt?
Es tat weh. Es tat weh zu wissen, was niemals passieren würde. Dass wir bereits den ersten Schritt gewagt hatten, aber dennoch eine gemeinsame Zukunft unmöglich war. Ich zermarterte mir den Kopf und wünschte dass es nie so weit gekommen wäre. Ich wünschte, Deniz hätte alles wie bisher belassen. Ich wünschte, er hätte mich nie geküsst!
Und das was ich ihm gesagt hatte, er würde eine Mutter für sein Kind suchen... das war hart. Und es war unverkennbar, wie weh ihm diese Aussage tat. Er war regelrecht bestürzt über meine Vermutung. Vielleicht hätte ich ihm das nicht so sehr an den Kopf knallen dürfen, aber in dem Moment dachte ich nicht anders. Vielleicht empfand er ja wirklich etwas für mich, aber er liebte eindeutig Leyla und keine andere Frau. Ich würde niemals mit Leyla mithalten können. Sie war seine große und wahre Liebe. Hatte ich überhaupt einen Platz in seinem Herzen. Würde ich mit dieser Liebe mithalten können? Vermutlich nicht... Also war es doch gut, dass ich mir keine Hoffnungen machte.
Irgendwann nachdem ich etliche stumme Tränen vergossen hatte, übermannte mich dann doch die Müdigkeit. Es war zwei Uhr nachts und ich musste morgen früh aufstehen.
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Am nächsten Morgen hatte ich das Gefühl, als wäre ein Lastwagen über mich gerollt. Ich war unendlich erschöpft, mein Nacken tat mir schrecklich weh und als ich in den Spiegel im Badezimmer sah, erschrak ich. Meine Augen waren schrecklich geschwollen und gerötet. Mein Gesicht leichenblass und ich hatte das Gefühl, als wäre ich in einer Nacht zehn Jahre älter geworden. Was hatte Deniz nur mit mir gemacht? Vor zwei Wochen war es, als könnte ich die Welt vor Glück umarmen und heute sah ich aus wie eine abgestumpfte alte Frau. Zumindest boten meine Augen diese Vermutung.
Um etwas mehr Farbe im Gesicht zu haben und um weder den anderen Herren noch Deniz zu zeigen, wie schlecht es mir ging, schminkte ich mich stärker und griff zu einer hellblauen Bluse, kombiniert mit einem schwarzen Rock. Auch wenn ich geschminkt war und ein Glück, dass dies Erfolg zeigte, so konnte ich dennoch nicht die leeren Augen kaschieren. Also übte ich vor dem Spiegel die Glückliche zu mimen.
Tief durchatmend ging ich zum Foyer, wo wir uns alle treffen wollten. Ich würde Deniz jeden Moment begegnen. Mein Herz schlug erstaunlich normal, aber sehr laut. Ich wusste nicht, warum ich auf einmal so seltsam gelassen war. Als hätte ich einen schweren inneren Krieg gefochten, bei dem ich meine Niederlage eingesehen hatte. Es war doch nichts mehr zu machen. Deniz und ich waren zwei fremde Menschen. Im Grunde hatte ich erst gestern von seinem Leben erfahren. Ich hatte allerdings nicht erfahren können, wie er das mit Selin und mir erfahren hatte.
Doch das wollte ich nicht mehr wissen. Es war schlimm genug, dass mein Körper verrückt spielte, wenn ich in seiner Nähe war. An die gestrige Nacht zurückdenkend, berührte ich meinen Hals und erinnerte mich was für wohlige Schauer er mir verpasst hatte. Aber ich durfte so nicht fühlen. Selbst wenn das Problem Selin geklärt war... erst musste sich Deniz ändern. Unten holte ich mir einen Espresso. Ich war nicht müde. Überhaupt nicht. Mein Schlaf war sehr unruhig, weswegen ich schon früher runter ging und es mir in der Eingangshalle des Hotels gemütlich machte. Ich ließ mich auf eines der Sitzplätze nieder und wartete auf meine Kollegen.
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Plötzlich war es Liebe
Romance„Wenn ich ehrlich sein soll... dieser Herr Aslan ist der letzte Arsch!" presste ich gereizt hervor. „Ach ja, bin ich das?" Diese Stimme! Augenblicklich blieb mein Herz stehen, als mein Kopf ruckartig nach hinten fuhr und ich dort niemand anderen als...