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Noch völlig benommen blinzelte ich einmal, um zu registrieren, dass Kevin mich gerüttelt hatte.

„Hey du bist hier einfach eingeschlafen. Sieh lieber zu, dass du schnell zu dir kommst, sonst gibt es wieder Ärger mit Aslan."

Als ich bemerkte, dass ich auf meinem Arbeitsplatz eingeschlafen war, seufzte ich kapitulierend und streckte mich dann ausgiebig. Ich fühlte mich ausgeknockt.

Kevin ging wieder zurück zu seinem Platz und grinste süffisant: „Also echt, ich glaube du bist zum Ärger machen geboren worden."

„Stimmt doch gar nicht. Das bildest du dir bloß ein", lachte ich ihm entgegen und er stimmte mit ein.

„Du siehst total verpennt aus, also wenn du den Tag noch irgendwie ohne weiteren Ärger überstehen willst-"

„- dann brauch ich dringend Kaffee!" unterbrach ich ihn.

Damit stand ich auf und schlurfte aus dem Zimmer Richtung Kaffeeautomaten, der in einer kleinen Kantine mit großem Balkon war. Ich war froh, dass Kevin nicht mehr böse auf mich war.

Angekommen warf ich das entsprechende Kleingeld in den Kaffeeautoamten ein und wählte schwarzen Kaffee mit Zucker. Auch wenn das nicht meine Lieblingswahl war, war es bitternötig, um endlich klar bei Verstand zu sein. Vorhin war ich noch nicht so übermüdet gewesen wie jetzt. Ich nahm das heiße Getränk, öffnete die Balkontüre und setzte mich an einen Platz. Es war schön hier. Man hatte einen tollen Ausblick auf die Geschäfte und Häuser. Ich sog scharf die Luft ein und fühlte regelrecht wie meine eingeschlafenen Glieder erwachten. Mit dem Kaffee in der Hand überkamen mich wieder Glücksgefühle. Eigentlich konnte ich doch wirklich mehr als froh sein, wieder hier sein zu dürfen. Das war ja nicht selbstverständlich und dieses Glück sollte ich zu schätzen wissen. Ich durfte mich von Herr Aslan so provozieren lassen.

Ich trank einen Schluck aus meinem Kaffee und schloss für einen Augenblick die Augen. Mit einem Mal zog ein starker Wind an mir vorbei, weswegen ich schnell mit zusammengekniffenen Augen zur Kantinenseite sah. Durch die großen Fensterscheiben, die den Innenraum vom Balkon trennten und den ebenso großen Fensterscheiben, die die Kantine vom Flur trennten, sah ich die unterschiedlichsten Leute aneinander vorbeilaufen, während ich hier gemütlich saß und eine Kaffeepause veranstaltete. Es war amüsant sie zu beobachten. Doch nach einer weiteren Minute drehte ich mich weg, nicht dass man nachher dachte, ich würde die Leute bespannen. Ich nahm mir einen weiteren Schluck und beobachtete diesmal zwei Vögel die miteinander spielten, was man nicht alles bemerkte, wenn man nichts zu tun hatte.

Als ich plötzlich hörte, wie die Balkontüre aufgerissen wurde, wandte ich mich sofort in die Richtung des Geräusches um und erblickte Mete.

„Morgen, Ela", grüßte er mich gut gelaunt.

„Guten Morgen, Mete", erwiderte ich leicht erstaunt ihn hier anzutreffen.

„Was machst du hier? Kaffeetrinken? Ist dir denn nicht kalt?"

„Ja Kaffeetrinken. Ich bin so müde. Und nein, das Wetter ist heute mal angenehm frisch."

„Darf ich mich zu dir gesellen?" fragte er.

„Ähm klar, aber ich wollte eigentlich gleich aufstehen. Ich bin schon seit fünf Minuten hier. Ich sollte langsam zurück an die Arbeit."

„Zwei Minuten wirst du doch noch haben, weil ich es bin", scherzte er.

„Na gut, aber nur weil du es bist", lachte ich.

Er ging sich daraufhin schnell einen Kaffee holen. Wieder war er mit einem Anzug gekleidet. Und verdammt stand er ihm gut. Sein helles, braunes Haar fiel ihm in die Stirn, als er sich nach seinem Kaffee bückte.

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt