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Die nächsten Tage ging es mir im wahrsten Sinne der Worte zum Kotzen. Ich übergab mich mehrmals, immer wieder überschütteten mich Heulkrämpfe, weil ich mit der ganzen Situation überfordert war und weil mir das aufs Gemüt geschlagen hatte. Mein hohes Fieber gepaart mit der Übelkeit war wirklich eine schlimme Kombination. Ich war praktisch außer Gefecht. Ich konnte nichts essen, übergab mich ständig mit einem leeren Magen, was auch noch so schmerzhaft war, weil eben nichts raus kam und im besten Fall war es eh Suppe. Das war praktisch das einzige was ich essen konnte.

Mein Hausarzt besuchte mich sogar und verordnete das Gleiche wie auch schon unser Betriebsarzt. Bettruhe.

Natürlich schob ich die Schuld auf die Verlobte von Deniz. Wäre sie nicht aufgetaucht und hätte mich nicht so dumm angemacht, wäre ich jetzt hier nicht im Dauerwürgestadium. Ich wusste nicht, ob es am Fieber lag, doch im Nachhinein ärgerte ich mich nicht den Mund aufgemacht zu haben. Ich hätte ihr irgendetwas an den Kopf knallen und ihr den Wind aus den Segeln nehmen müssen. Dann war sie halt die Verlobte von Deniz. War mir doch egal! Und ich war die Scheinverlobte!, dachte ich hochmütig. Aber das Fieber stieg mir zu Kopf und meine Gedanken waren sowieso nicht mehr ganz gesund.

Da mein Fieber gestiegen war, lag ich erst mal drei Tage flach und hasste die ganze Welt um mich herum. Und insbesondere Selin, aber manchmal auch Deniz! Warum reagierte er auch so über? Der hatte doch auch nicht mehr alle Latten am Zaun.

Erst am dritten Abend, also dem Freitag in der Woche war ich einigermaßen bei Verstand. Es drehte sich alles, mir war immer noch wahnsinnig heiß, mein Körper brannte, aber immerhin hatte die Übelkeit etwas nachgelassen. Das war doch mal eine gute Nachricht.

Gestern hatte mich Kevin angerufen. Was ich ihm da erzählt hatte wusste ich schon gar nicht mehr. Da war ich noch unzurechnungsfähig. Ich wünschte mir mein Handy zurück, das mir diese blöde Selin weggenommen hatte. Es war meins. Egal, was sie dachte. So ganz ohne Handy fühlte man sich ja richtig von der Welt abgeschottet.

Irgendwann hievte ich meinen Köper aus dem Bett. Ein heißes Bad würde garantiert gut tun. Die ganzen Bazillen könnten von meinem Körper verschwinden. Die sollten sich einen anderen Brutplatz suchen. Konnte man das überhaupt Brut nennen? Wahrscheinlich nicht. Dann halt Keimplatz!

Nach meinem heißen Verwöhnbad ging ich wieder ins Bett und war deutlich entspannter, sodass ich in Ruhe schlafen konnte. Glücklicherweise wurde ich nicht ein weiteres Mal mit Übelkeit gestraft.

Als ich das nächste Mal aufwachte, hörte ich die Stimme meiner Schwester. Allerdings nur ganz schwach. Meine Lider waren schwer wie Blei, sodass ich lediglich meine Ohren spitzte.

„Nein, ist schon in Ordnung. Sie schläft eigentlich nur. Gerade auch... hmm weiß ich gar nicht. Also heute geht es ihr besser als gestern. Gestern ging es ihr gar nicht gut... Okay mach ich... Ja, tschüss."

Ich vermutete, dass sie mit dem Telefon sprach. Mit wem sie sprach, wusste ich nicht, aber das interessierte mich im Moment auch nicht sonderlich.

Später erfuhr ich dann von Özlem wer am Telefon war. Ich war gerade in einem Anflug von Energie in der Küche und machte mir einen Pfefferminztee, da kam meine Schwester in die Küche gestürmt.

„Ela, rate wer dich angerufen hat!" „Der Weihnachtsmann?", fragte ich desinteressiert. Ich hatte keinen Nerv ihre laute Stimme zu ertragen. Als das Blubbern des Wasserkochers aufhörte, goss ich das heiße Wasser in meine Tasse. „Nein, natürlich nicht. Rate weiter. Du wirst nie draufkommen!" Anscheinend bereitete ihr meine Gleichgültigkeit diebisches Vergnügen, dachte ich sarkastisch. „Wieso soll ich raten, wenn ich eh nicht draufkomme?"

Sie schnaubte genervt. „Echt, du bist unerträglich, wenn du krank bist. Nicht dass du je wirklich gesund warst", sagte sie und ich wollte schon einen Spruch ablassen, doch dann sagte sie etwas, das meine Aufmerksamkeit erregte. „Dein super heißer Chef hat angerufen, aber dich interessiert es ja eh nicht."

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt