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Es war ein herrlicher Tag!

Heute war mein erster Arbeitstag!

Heute würde ich mich endlich neuen Herausforderungen stellen und Erfahrungen sammeln!

Heute war mein Tag!

Ich stand vor dem riesigen Gebäude meines zukünftigen Arbeitsplatzes. Sicher waren es gute zehn Stockwerke, wovon drei dem 'Media-Create' Unternehmen angehörten. Für mich war es trotzdem einfach gigantisch. Ein letztes Mal sah ich zu der Spitze des modernen Gebäudes und betrat es anschließend.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Verdammt, hoffentlich machte ich mich gut. Einerseits war ich so glücklich wie noch nie diesen Job bekommen zu haben, andererseits bangte ich sehr. Was, wenn ich mich so blöd anstellte, dass ich schon am ersten Tag wieder gehen durfte? Diese Flause musste ich mir aus dem Kopf schlagen. So blöd durfte nicht einmal ich sein.

Inzwischen stand ich vor dem Aufzug und wartete wie ein paar andere auch. Scheinbar war ich so angespannt, dass ein Mittzwanziger mich ansprach: „Entschuldigung, geht es Ihnen gut?" Ich erschrak natürlich und antwortete nicht gerade souverän und hektisch: „Bestens, danke." Ich schenkte dem blondhaarigen netten Mann ein Lächeln und stieg in den Aufzug. Wenn der bloß wüsste. Meine Hände waren eiskalt, dabei hatten wir angenehmes Wetter trotz dass wir Mitte März hatten. Mein Zittern wurde auch nicht besser als ich plötzlich auf Etage sieben angelangte. Ich atmete noch schnell einmal tief ein und aus, bügelte mit meiner Hand, die imaginären Falten meines Rockes glatt, lief erhobenen Hauptes und selbstbewusst zu der Info, die ich schon einmal vor einem halben Jahr gesehen hatte.

„Entschuldigung. Mein Name ist Ela Kaya. Ich bin die neue Praktikantin", begrüßte ich freundlich die Dame an der Theke. „Oh hallo, willkommen. Die Praktikanten versammeln sich in Raum 14. Dort werden Sie dann Ihren Betreuern vorgestellt. Alles Weitere wird dort besprochen." Eine sympathische etwas ältere Dame. Ich bedankte mich noch bei ihr und orientierte mich an ihrer Wegbeschreibung. Ich war bemüht jeden Mitarbeiter zu grüßen. Enttäuscht musste ich aber feststellen, dass kaum einer Interesse an mir zeigte. Alle liefen einfach nur hektisch an mir vorbei. Entweder mit einem Telefon in der Hand oder sie versuchten gerade schnell ein Brötchen runter zu schlucken oder mit Papierkram. Alle waren irgendwie beschäftigt, sodass ich mir noch kleiner und unbedeutender vorkam als ohnehin schon. Als ich die Türnummern nacheinander betrachtete wurde ich auf einmal von meiner Suche abgebracht.

„Hey, hallo Sie. Sie scheinen neu zu sein. Kann ich Ihnen behilflich sein." Erfreut stellte ich fest, dass es der Mann von vorhin war. Der, der sich nach meinem Wohlbefinden erkundigte. „Ich suche das Zimmer Nummer 14", brachte ich schüchtern hervor. „Aaah dann sind Sie wohl eine Praktikantin, vermute ich." „Genau", war meine schlichte Antwort dazu. „Na dann kommen Sie mit. Rein zufällig muss ich auch dahin. Ich bin nämlich einer der Betreuer. Andreas Weber. Freut mich." Ich war so überwältigt einen solch netten Betreuer zu haben, dass ich ihm nur die Hand schüttelte und völlig vergaß mich vorzustellen. Erst als er mir deutlich machte, dass er noch etwas erwartete, verstand ich. „Ela Kaya", ergänzte ich. „Wie alt sind Sie, Frau Kaya? Sie scheinen zu den jüngeren zu gehören."„Ich bin 23, Herr Weber." Immer schön beim Namen ansprechen, ermahnte ich mich in Gedanken. Das gehörte sich schließlich so.

Endlich waren wir angekommen. Etwas verwundert trat ich, wie ich vermutete, in den Konferenzraum, in dem bereits einige Personen saßen. Ein schöner Raum, in schlichtem Weiß gehalten. Mit weißen Tischen und dunklen Lederstühlen. Vorne war ein Beamer angebracht. Ein einfacher Konferenzraum eben. Es waren schon einige hier. Ich sah mir die Personen etwas genauer an. Fünf. Davon vier Männer und eine Frau. Ich wunderte mich nicht allzu sehr. Schließlich war dieses Unternehmen ein Mittelständler, aber zum Großunternehmen fehlte in meinen Augen nicht mehr viel. Herr Weber lief an mir vorbei und grüßte in den Raum, wobei alle zurückgrüßten. Zielsicher lief er dann weiter vor zu dem Mann, der Papierkram in seiner Hand hielt. Ihm klopfte er auf die Schulter. Womöglich war er ein Arbeitskollege. Ich ging auf einen der leeren Sitzplätze zu und auch ich grüßte den Rest. Immer noch unbeholfen saß ich dann dort und wartete. Nach keinen fünf Minuten betraten noch zwei weitere Personen den Raum. Diese waren allerdings etwas älter, sodass ich sie als mögliche Praktikanten ausschloss. Eine Frau um die 50 und ein Mann der auch nicht viel jünger war. Als die beiden eintraten, standen Herr Weber und sein Kollege auf und besprachen noch kurz etwas miteinander. Dann war es so weit. Es ging los.

Herr Weber stellte sich seitlich zum Beamer, sodass die weiße Wand dahinter frei wurde. Er begann anschließend indem er uns als erstes aufforderte etwas über uns zu erzählen. Die Jungs begannen als erstes. Ein Junge mit braunen Haaren und heller Haut begann. Ich musste mir eingestehen, dass hier irgendwie alle nicht schlecht aussahen.

„Hallo, also mein Name ist Mete. Ich bin 24 Jahre alt. Ich studiere Informatik an der Hochschule Karlsruhe. Bin im fünften Semester und freue mich wirklich sehr hier sein zu dürfen." Damit beendete er seine Ansprache. Nach ihm kamen noch Kevin und Lisa, die auch Informatik studierte. Ich konnte nur staunen. Informatik war immerhin keine Frauenstärke. Kevin hingegen studierte so wie ich auch BWL mit Fachrichtung Controlling und jetzt sollte ich mich vorstellen. Ich atmete wieder einmal ein und versuchte wieder meine Aufregung zu verbergen. Vor allem, weil alle mich so erwartungsvoll anblickten, als hätte ich Großartiges zu erzählen. „Hallo... Ich bin Ela Kaya. Ich bin 23 Jahre alt und ich studiere ebenfalls BWL, aber mit Fachrichtung Marketing. Ich hoffe, dass ich Ihren Ansprüchen gerecht werde." Okay, zugegeben, der letzte Satz war wirklich richtig geschleimt, aber innerlich erging es mir wirklich so. Ich hatte große Angst zu versagen. Herr Weber, der mir schon von Anfang an sympathisch war, lachte: „Ich habe keine Zweifel an Ihrem Können, Frau Kaya. Ich sehe den Ehrgeiz in ihren Augen." Dann zwinkerte er mir zu und ich lief rot an.

Nach meiner kurzen Rede stellten sich nun die vier Angestellten vor. Ich erfuhr, dass ich Herr Weber und Herr Aslan als Betreuer haben würde und dass Herr Weber gar nicht so jung war wie er aussah. Er war 34. Ich hatte ihn 10 Jahre zu jung eingeschätzt. Dafür war aber Herr Aslan gerade mal 26 Jahre alt.

Lisa und Mete bekamen die anderen beiden älteren Mitarbeiter als Betreuer. Nachdem noch so einige Formalitäten und Informationen über das Unternehmen geklärt worden waren folgten Kevin und ich unseren Vorgesetzten. Dieser Herr Aslan war interessant. Er war groß gebaut, trug so wie jeder hier einen Anzug, der allerdings an ihm wie angegossen saß. Er hatte schwarze kurze Haare und schöne grüne Augen. Wunderschöne grüne Augen. „Ist irgendetwas, Frau Kaya?" fragte wie aus dem Nichts dieser sexy Herr Aslan.„Ich... ähm..."

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt