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Meine Sinne waren durch diese paar Worte augenblicklich gelähmt. Ich starrte paralysiert auf die Karte und versuchte die Räder in meinem Hirn zum weiterdrehen zu bewegen. Vollkommen irritiert las ich diesen Satz wieder und wieder.

Bevor ich eine Frage stellen konnte, verließ der Krankenpfleger den Raum.

Verwirrt betrachte ich erneut das Kärtchen und nahm das Handy in die Hand. Daneben war eine einzelne Narzisse in einer kleinen Vase, die gestern Abend auch noch nicht da war.

Kaum wachte ich auf, schon nahm Deniz wieder meine Gedankenwelt ein, dachte ich resigniert. Schlimm genug, dass sich die gestrige Nacht alles in meinem Kopf um ihn gedreht hatte.

Er konnte mir doch nicht allen Ernstes sein Handy geben. Aber es war seine Handschrift. Und was sollte das bedeuten „Damit ich dich immer erreichen kann"? Das klang, na ja... irgendwie... Ich wollte mir keine unnötigen Hoffnungen machen, also verbannte ich jegliche Gefühlsausbrüche. Dennoch machte ich mir eine Weile Gedanken darüber, ob ich das Handy überhaupt annehmen sollte. Es gehörte mir nicht und somit war es auch unnötig. Resigniert seufzte ich. Doch dann kam mir die Idee. Ich nahm mein kaputtes Handy, entnahm diesem meine Sim-Karte, steckte sie in Deniz' oder genau genommen mein neues Handy rein und suchte sofort nach Deniz' Nummer im Telefonbuch.

Nervös biss ich mir auf die Lippen. Sollte ich ihn anrufen? Ja, ich mach's, beschloss ich mit wild klopfendem Herzen und schweißnasser Hand und drückte somit auf das grüne Feld des Displays.

„Ela, ist alles in Ordnung, Liebes?", vernahm ich plötzlich die Stimme von meiner Zimmergenossin Gaby. Ich erschrak so heftig, dass mir das Handy beinahe aus der Hand gefallen wäre. Sofort drückte ich auf Beenden.

Irgendwie hatte ich schon wieder das Gefühl, als würde ich etwas Verbotenes tun.

„G-Gaby... guten Morgen. Was soll sein, alles bestens", entgegnete ich, meiner mit einer Sorgenfalte gesegneten Freundin.

„Ich weiß nicht. Du sahst so nachdenklich aus."

„Ach was. D-Das bildest du dir ein."

„Dann ist ja gut", brachte sie lächelnd hervor und schenkte daraufhin ihre Aufmerksamkeit dem Frühstück.

Ich tat es ihr gleich, um weitere Fragen zu verhindern. Schmunzelnd begann ich dann anschließend meinen Tag mit einem eher spärlichen Frühstück und schön viel Sonnenschein. Gaby schien wie ein Fels geschlafen zu haben. Sie verlor kein Wort über die gestrige Nacht.

Nach dem Frühstück legte ich mich wieder hin, nahm mein neues Handy, ein Nokia Lumia, in die Hand und betrachtete es länger als nötig.

Das war Deniz Handy, dachte ich breit grinsend und bestaunte es beinahe ehrfürchtig.

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Als Gaby jedoch aufstand und in einem anderen Raum untersucht werden musste, nutzte ich die Chance und wählte erneut Deniz' Nummer. Wieder stieg meine Aufregung. Doch diesmal wollte ich Klartext reden.

Es klingelte ziemlich lange, sodass mich mein Mut allmählich verließ. Störte ich ihn etwa? Er hatte ja gesagt, er wäre beschäftigt, aber hatte er nicht einmal Zeit, um an sein Handy ran zu gehen?

Enttäuscht wollte ich schon fast auflegen, als plötzlich doch abgehoben wurde.

„Hallo?", erklang Deniz' Stimme und unerklärlicherweise stahl sich augenblicklich ein Lächeln auf meine Lippen.

„Ähm, Hallo. I-Ich bin es, Ela." Irgendwie war ich automatisch ins per du übergegangen. Warum wusste ich auch nicht genau. Normalerweise tat er den ersten Schritt und möglicherweise hätte er mich jetzt gesiezt. Ach ich machte mir einfach viel zu viele Gedanken darum.

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt