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Oh nein, bitte nicht!

Mit vor Schreck geweiteten Blicken starrte ich ihn verzweifelt an, unfähig auch nur einen Ton heraus zu bringen.

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er besah mich mit einem undefinierbaren, nach wie vor ernsten Gesichtsausdruck. Er ließ sich überhaupt nicht von meiner Beleidigung beirren. Nach wie vor stand er diszipliniert und beherrscht vor mir, aber vielleicht war das auch nur die Ruhe vor dem Sturm.

„PLING", machte es hinter meinem Rücken, jedoch war ich nicht in der Lage diesem eine größere Beachtung zu schenken. Erst als Herr Aslan mir einen letzten und diesmal eiskalten Blick zuwarf, erkannte ich die Wut in seinen Augen.

Plötzlich lief er an mir vorbei und ließ mich einfach so stehen. Ohne eine Bemerkung. Nichts, nicht ein Wort!

Das waren allerdings voreilige Schlüsse. Denn als ich mich wie in Trance umdrehte, lag ein schiefes und fieses Grinsen auf seinen Lippen.

Mit seiner rechten Hand blockierte er die Aufzugstüren und blickte mir immer noch ungerührt in die Augen: „Leider ist dieser letzte Arsch Ihr Vorgesetzter, Frau Kaya. Damit müssen Sie wohl leben. Ich erwarte Sie morgen pünktlich um acht Uhr. Einen schönen Tag noch." Dann drückte er auf die „Zu"-Taste und die Türen schlossen sich.

Ein dicker Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet und mein Blut rauschte viel zu laut in meinen Ohren. Es war ohrenbetäubend.

Ich fühlte mich in einer sinneslähmenden Seifenblase und nur allmählich sickerte die Erkenntnis durch. Verdammt, was hatte ich angestellt?! Ich hatte es mir eindeutig verbockt! Es war nicht nur, dass ich mich etwas quer gestellt hatte und mir sowieso Ärger bescherte, nein ich musste auch noch im Geschäft über meinen Chef herziehen und das auf so kindische Art und Weise, dass ich mich am liebsten selbst ohrfeigen würde. Hatte sich mein Verstand innerhalb von Stunden einfach aufgelöst? Wie konnte ein Mensch nur so dumm sein?

Ich war den Tränen nahe. Ich war viel schlimmer als ich mir das heute Morgen noch eingeredet hatte. Was hatte ich gesagt? Hoffentlich würde ich mich nicht so blöd anstellen, dass ich gleich am ersten Tag gehen musste. Ich musste zwar nicht weggehen, aber war meine jetzige Option eine bessere? Wahrscheinlich nicht.

Ich spürte wie Mete mir seinen Arm um die Schultern legte und versuchte mir tröstende Worte ins Ohr zu flüstern. Er war auch derjenige, der nochmal den Aufzug-Knopf betätigte.

Ein Glück, dass wir alleine im Aufzug waren. Ich wischte mir schnell eine Träne weg, die sich einen Weg entlang meiner Wange bahnte.

Völlig benebelt verabschiedete ich mich noch von Mete.

„Kopf hoch, Ela. Das wird schon. Der hat das bestimmt oft zu hören bekommen. Außerdem hat er doch zum Schluss gelächelt."

Ein schwacher Trost. Herr Aslan hatte wirklich gelächelt, aber dieses Lächeln erreichte nicht seine Augen. Wer weiß, was er wirklich von mir dachte. Auch, wenn ich ihn unglaublich arrogant fand, so schmerzte es, wenn ich an dieses eher wütende Lächeln dachte. Denn das bewies nur, wie bescheuert ich mich verhalten hatte. Wahrscheinlich lag ihm noch so vieles auf dem Herzen, das er nur zu gerne aussprechen würde, aber sich bedingt durch seine Position in Vernunft üben musste.

Als ich endlich daheim ankam, musste ich mich noch mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester herumschlagen. Ich wohnte noch daheim, weil meine Hochschule nicht weit von meinem Zuhause entfernt war. Und wegen den 30 km zu meiner Arbeitsstelle, nach Stuttgart, lohnte es sich auch nicht wirklich eine neue Bleibe zu suchen.

Meine Mutter und meine 15-jährige Schwester löcherten mich mit Fragen. Mir ging es sowieso beschissen und die neugierigen Fragen über meinen ersten Arbeitstag raubten mir noch den letzten Nerv.

Plötzlich war es LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt