49. Befreiung

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Als ich aufwache dröhnt mein Schädel wie verrückt. Alles an meinem Körper fühlt sich taub an und ich kann kaum meine Augen öffnen. Instinktiv will ich mir an meinen, zu explodieren drohenden, Kopf fassen. Die Kettenfesseln an meinen Handgelenken verhindern das aber ohne Probleme. Ich lasse meinen Kopf in den Nacken fallen und schaue rauf. Dieses verdammte Miststück. Naja wenigstens hat sie aus ihren Fehlern gelernt. Meine Arme hängen an dicken massiven Ketten von der Decke und das sollte wohl eigentlich weh tun. Fuck wie viel von diesem Gift hat sie mir verabreicht? Alles fühlt sich so komisch an und mein Kopf dröhnt. Meine Füße berühren den Boden nicht wirklich, nur meine Zehenspitzen streifen ihn ganz leicht. Ich fühle mich wie ein Vieh kurz vor der Schlachtung, oder vielleicht eins das bereits geschlachtet wurde?
Ach ich weiß nicht.

Mir ist kotzübel und ich kann nicht mehr tun als zu beten, dass es meinem Kind gut geht. Ich würde es nicht aushalten wenn ich es verlieren würde. Was bin ich nur für eine Mutter, ich schaffe es nicht einmal mein ungeborenes Kind zu beschützen.

Mir fließt eine heiße Träne über die Wange und ich könnte ein Meer aus Tränen weinen, dazu bleibt mir aber keine Zeit.

Tara kommt mit einem breiten Grinsen in den Raum. Ich kneife die Augen zusammen, weil das grelle Licht, dass kurz durch die Tür hereingeschienen ist mich geblendet hat.  „Na endlich, guten Morgen Prinzesschen." sagt sie gut gelaunt und kommt auf mich zu.
„Wie lange war ich bewusstlos?" frage ich leise und schaue ihr in die hässlich geschminkten Augen. Okay, vielleicht kommt es mir auch einfach hässlicher vor als es ist, weil ich sie nicht ausstehen kann. Ich denke, ich werde ihr die Augäpfel auch rausreißen. Wie lange es dann wohl dauert bis sie stirbt?

Sie lacht mal wieder ihr nervenzerreißendes Lachen und ich könnte mich auf sie übergeben. Apropos übergeben, mir ist wirklich so schlecht. Vielleicht sollte ich mich wirklich einfach auf sie übergeben. Von hier oben habe ich auch einen super Winkel. Der Gestank in diesem Zimmer ist nur Schlimmer geworden. Sie lässt mich nämlich natürlich nicht hier raus um aufs WC zu gehen. Wie ein Hund musste ich mein Geschäft in einer Ecke des Zimmers verrichten.

„Zwei Tage, Vivian." Sie schaut mich von oben bis unten an und grinst wieder. „Elijah ist am durchdrehen. Er sucht überall nach dir und bald wird er es aufgeben. Ich werde alles so aussehen lassen, als hättest du ihn verlassen und wärst untergetaucht. Danach wird er aus Verzweiflung und Einsamkeit zu mir kommen und irgendwann wird er einsehen, dass ich die richtige für ihn bin. Ich überlege nur ob ich dich leben lassen soll, damit du diese Tage siehst oder ob ich dich einfach umbringen soll. Um auf Nummer sicher zu gehen, versteht sich." 
Die tickt echt nicht mehr richtig. Also wirklich, das kann nicht normal sein, oder?

Ob er wirklich nach uns sucht? Wird er ihr wirklich glauben, dass ich abgehauen bin? Ich würde ihm doch niemals den Kontakt zu seinem Kind verweigern, zu unserem Kind. Egal was aus uns geworden wäre, ich würde mich niemals zwischen ein Kind und seinen Vater stellen. Es ist beschissen nicht mit beiden Elternteilen aufwachsen zu können.
Er weiß doch gar nichts von eurem Kind Vivian, sagt meine innere Stimme zu mir.  Fuck. Werden wir echt sterben, ohne dass er davon erfährt? Ich hätte seine Reaktion gerne gesehen. Ich kann mir vorstellen, wie die Schwangerschaft verlaufen wäre. Er hätte mich nichts machen lassen, also wirklich nichts. Wahrscheinlich hätte er sogar darauf bestanden mich aufs Klo zu tragen.
Ich muss bei dem Gedanken schmunzeln.

Ich vermisse ihn. So sauer ich auch auf ihn bin, ich würde gerade nichts lieber tun als in seinen Armen zu liegen.

Ich will nicht, dass es hier mit und zu Ende geht. Wenn ich das nicht will, dann wird es auch nicht passieren. Wir werden hier raus kommen und danach werde ich deinem Dad von dir erzählen mein Engel. 
Du wirst mit seiner Liebe und Fürsorge aufwachsen.

Falling for my ownerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt