A Baptism of Fire - Hawk's Eyes Serie

Protokoll: Bedrohung bei Nacht IV; part 8

Wir traten in die kühle Nachtluft, nachdem wir in der Shisha-Bar mit Ellies Freunden geraucht hatten. Wahrscheinlich zählten sie mittlerweile auch zu meinem Freundeskreis, doch ich weigerte mich, das anzunehmen. Ich war lieber Einzelgänger, vor allem im Herzen.

Ellie, noch duftend nach einer Mischung Erdbeere, Frozen Joghurt und Tabak, fächerte sich mit der Hand zu. In der Lounge war es heiß gewesen, und sie war überall rot im Gesicht (obwohl ich mir nicht sicher war, ob das nicht an Aiden lag). Hohe Schnürschuhe berührten ihre Knie, ihr Rock war kurz, das Korsett vermutlich viel zu eng und ein schicker Mantel, passend zu ihren restlichen Farben, wärmte sie. Ich staunte jedes Mal bei der Wahl ihrer Kleidung. Nie hätte ich gedacht, mir könnte Steampunk besonders gefallen, aber an ihr tat es das. Meistens empfand ich solche Leute als Exzentriker. Gut, Ellie war einer, strenggenommen. Allerdings nicht auf schlechte Weise.

Seit mir Miss Hawk ihr Tuch anvertraut hatte, fühlte ich mich seltsamerweise schuldig, sobald ich mir eine Kippe zwischen die Lippen schob. Wie jetzt zum Beispiel. Es erinnerte mich an ihre Worte und ich war gerührt. Zum Teufel, wieso kam ich mir dabei vor wie ein Weichei? Hawk hat keinen Einfluss auf mich. Es ist nur eine Zigarette, Kaya. Lass dich nicht von ihr manipulieren.

Verdammt! Das Gefühl verging mit den Zügen nicht, und eigentlich sollte mich das Nikotin entspannen, doch dem war nicht so. Wütend schnippte ich die zur Hälfte gerauchte Zigarette auf den Asphalt und blies die letzte Wolke Rauch aus meinen Lungen. Ich hasste diese Frau ...

Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, während ich daran dachte, wie ich diesen dämlichen Stoff in meinem Zimmer angestarrt hatte. Ich hatte mich nicht auf meine Lernmaterialien konzentrieren können und stattdessen meine Augen auf das Taschentuch gerichtet. Es bestand aus festem, edlem Stoff, war eines von der Sorte, das man wusch und wieder gebrauchte. Vor Ewigkeiten war hineingehustet worden. Der dunkle Fleck war fast verblasst. Wenn man es poetisch betrachtete, hatte mir Miss Hawk ihren Atem geschenkt. Kitschig, was? Dass ich solche Gedanken hatte. So eine Scheiße ...

»... mich den ganzen Abend angelächelt«, schwärmte Ellie vor sich hin, derweil wir ein wenig in der Gegend spazierten. Es war finster und der Weg von Straßenlichtern erhellt. »Denkst du, er mag mich wie ich ihn? Oder bilde ich mir das ein? Er ist aufmerksamer bei mir als bei anderen Mädchen, wobei er immer nett und aufmerksam ist. Ach, das ist so schwer ... Aiden ist wie Miss Hawk, viel zu lieb für diese Welt und das verwirrt mich. Woher weiß man, wann solche Personen sich für einen interessieren? Oh! Oder glaubst du, sie gehören zu denen, die gemein werden, wenn sie auf jemanden stehen? Ihr Schwarm wäre die einzige Person, zu der sie nicht nett sind. Aber das würde bedeuten, dass Aiden kein Interesse an mir hat ... Das würde ich nicht ertragen, Kaya!«

Ich warf ihr einen trockenen Seitenblick zu. Gott, konnte sich Ellie in Dinge hineinsteigern. »Das ergibt keinen Sinn. Warum sollte man sich gemein verhalten, wenn man jemanden mag? So was tun nur dämliche Menschen.«

»Du tust du das.«

»Was?« Ich blieb stehen, verstand nicht, was sie meinte. Ich war nie absichtlich gemein ... okay, manchmal. Deswegen stand ich noch lange nicht auf jemanden.

Ellie vermied es, mich anzusehen. Ich wusste, sie wollte mich nicht vor den Kopf stoßen, konnte aber auch nicht lügen. Sie haderte mit etwas, sprach zuerst nicht, und als sie es tat, stotterte sie teilweise. »Also ich halte dich nicht für dämlich ... wirklich nicht! Das waren deine Worte, nicht meine!«

»Ellie, ist okay. Sag's einfach, denn ich kapier's nicht.«

»Du, ähm ...« Sie kratzte sich den Hinterkopf, räusperte sich. Ihre Stimme wurde leiser, brüchiger. »Du tust das bei Miss Hawk.«