Protokoll: Die Geschichte von Gawaine und Kazaka; part 24

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Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)

Firewalks Führung war durch vier Personen geteilt: Kazaka, dem Aufsteigenden Fuchs des Zorns, Cryblood, Phynx, dem Sprengstoffkünstler, und zuletzt Gawaine, dem sogenannten Tod aus der Bombe.

Da wir in unserem Kurs »Politik und Gesellschaft«, der einmal alle zwei Wochen stattfand, auch aktuelle Themen behandelten, hatte Mister Howe zu meinem Leidwesen aufgrund der neusten Anschläge in Gallon die terroristische Organisation Firewalk ausgewählt. Jede Gruppe musste über eins der hohen Mitglieder eine gemeinsame Präsentation halten. Ausgerechnet wurden dabei Ben und ich zusammengewürfelt. Zwei weitere, deren Namen ich mir nie gemerkt hatte, schlossen sich uns ebenfalls an.

Wer hatte sich den Schwachsinn ausgedacht, Lose ziehen zu müssen?

Nun, es war klar, wer die ganze Arbeit erledigen würde: ich. Ich wusste bereits das Meiste, ohne nachschlagen zu müssen. Unabhängig davon war ich die Intelligenteste. Obwohl ich lieber Kazaka gewollt hätte, erwischte uns die Persönlichkeit der Gawaine. Vor ihr grauste es mich, denn wenn es einen echten Psychopathen unter Firewalk gab, war es sie.

Kazakas Geschichte war wuchtig und episch, über Gawaines Vergangenheit wusste man weniger. Ihr wahrer Name war unbekannt, die Berichte über ihr Aussehen beschränkten sich auf ihre dunklen Tätowierungen, die keinen Platz für nackte Haut freiließen, und ihre Masken hatten sich im Laufe der Zeit immer wieder gewechselt. Sie selbst war von daher ein Rätsel, ihre Taten ... nicht. Diese waren grauenvoll.

Schon früher hatte ich ungern über sie gelesen, wo mein besessenes Genie nur noch Firewalk gekannt hatte. Ich hatte Zeitungsartikel ausgeschnitten, sie gesammelt, mir Notizen gemacht, Nachrichten über sie angeschaut, Analysen durchgeführt, Irons um geheime Informationen des Militärs gebeten und diese nach Einverständnisses des Präsidenten studiert, selbstständig recherchiert ... Im Nachhinein wunderte es mich nicht, dass ich nie Freunde gehabt hatte. Ich war ja vollkommen irre gewesen. Oder war es noch.

Jedenfalls war Gawaine ein unangenehmer Charakter. Wieso? Weil sie ein Scheusal war. Und ja, das behauptete ich, der alles über Azura Kazaka wusste, was man finden konnte.

Berichten zufolge, soll Gawaine unglaublich impulsiv, grausam und radikal gewesen sein. Sie sei in ein Lager voll unschuldiger Nomaden gestürmt und habe es gewissenlos hochgejagt mit ihrem Bombengürtel. Diesen soll sie sich um die Hüften geschnallt haben, die meisten davon selber konstruiert. Sie vereinte Genie und Wahnsinn. Technisch effizient, Reichtum an Perspektive, Klugheit, Geschick, Grazie ... all das waren Eigenschaften, die ihr nachgesagt wurden. Doch ebenso lauteten welche Verrücktheit, Brutalität, Tunnelvision und Skrupellosigkeit.

Einmal hatte Gawaine grundlos einen kompletten Kindergarten niedergeschossen. Noch jetzt konnte ich den Schmerz der Eltern nachfühlen, die von FIRMA interviewt worden waren. Wer tat so etwas? Wieso tat man so etwas? Konnte ein Mensch dazu überhaupt fähig sein?

Ich ballte meine linke Faust, während ich den Gruppenvortrag schrieb und die Lippen zusammenpresste. Für mich waren die Flames keine Menschen, sondern Monster, und Gawaine war gewiss eines der größten von ihnen.

Angeblich, so hieß es, hatte Gawaine sogar eine Liebesbeziehung mit Kazaka persönlich geführt. Ob sie noch immer ein Paar waren, war nicht bekannt. Firewalk hatte sich erst kürzlich wieder der Bildfläche angebahnt, und ob Gawaine die Explosion in Galloneya vor sieben Jahren überlebt hatte, stand in den Sternen.

Kazaka hatte es auf jeden Fall.

Ihr dufte sich Ellies Gruppe annehmen. Sie waren die Ersten, die ihre Präsentation hielten, sodass ich meine Arbeit unterbrechen und mich vorlehnen musste. Ich war gespannt, wie sie ihren Lebenslauf formuliert hatten.

A Baptism of Fire - Hawk's Eyes SerieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt