Datenübertragung: Kaya Cuano (POV)
Das Nacktfoto hatte Rose mir leider verweigert. Aber das machte mir nichts aus. Ich sah sie wirklich oft nackt.
Ich war mit den Wochen immer fitter geworden. Wo wir langsam und vorsichtig begonnen hatten, waren mit der Zeit Wildheit und eine tiefe, unstillbare Erregung entflammt, die wir auslebten, oh ja, häufig, das konnte man mir glauben.
Wir trieben es jedes Mal miteinander, mehrmals hintereinander, schnell, dann zärtlich, lange und wieder so heftig, dass es mich verblüffte, dass sie nicht o-beinig herumstolzierte, und ich genauso. Ich schmeckte sie – süß wie Pfirsich – und sie fingerte mich, sinnlich, aber erfolgreich und effektiver, als es jede vor ihr getan hatte. Ich sehnte mich nach ihr und im Unterricht konnte ich bloß daran denken, wie sie unbekleidet unter mir lag und ihr Stöhnen den Raum erfüllte. Fuck, ihr Stöhnen. Ich liebte diesen Klang, er war wie Musik. Könnte ich, würde ich es aufzeichnen und die Platte immer und immer wieder abspielen, bis ich Rose erneut spürte.
Alles, was mir zurzeit durch den Kopf ging, war: Sex. Sex. Und noch mehr Sex. War das krank? Wahrscheinlich, denn ich tendierte zu Suchtverhalten. Doch wen scherte es? Es war geil und ich fühlte mich gut dabei und nicht so ... allein? Vor Ellie und vor allem Rose war mir nie aufgefallen, wie einsam ich gewesen war, und jetzt wollte ich mir das Leben nicht ohne sie vorstellen. Ich war weich geworden. Irgendwie.
Zudem hatte mich überrascht, wie verflucht nervös ich bei meinem ersten Mal mit Rose gewesen war. Ich nie war nie wegen Sex aufgeregt gewesen, und plötzlich hatte ich sie gefunden und ich wurde unsicher und zweifelte und schwitzte und ... Scheiße, diese Frau hatte mich voll in der Mangel.
Ich erinnerte mich an das Herzrasen, das meine Brust zum Poltern gebracht hatte, ich fühlte noch den Schweiß aus meinem Körper herausbrechen und die Anspannung in meinem Magen, die mich fast vor Übelkeit hätte speien lassen. Gott sei Dank war es mir gelungen, das zu verhindern. Ich erinnerte mich an den Moment, in dem Rose ihre Brüste entblößt hatte und wie gierig ich danach gewesen war, sie anzufassen. Ich erinnerte mich an ihre Fürsorglichkeit und die Sanftheit ihrer Berührungen, ihre eigene Unsicherheit und wie ich sie ihr gestohlen hatte, indem ich vorspielte, ich sei selbstsicher. Ich erinnerte mich an ihre Tattoos. Oh Mann, diese Tattoos ...
Sie war bei mir, jetzt, und wir vögelten. Ihre Nacktheit allein turnte mich an, ich kam nicht dran vorbei, mir auf die Zunge zu beißen. Ihre grauen Augen fixierten meine, und sie waren verdunkelt vor Lust. Ihre Wangen glühten. Ich leckte ihre Haut und sog an ihr, provozierte absichtlich Knutschflecke. Ich wollte sehen, dass sie mir gehörte. Meine Freundin war.
Als wir fertig waren und keuchend nebeneinander einsackten, führte ich heimlich ein kleines Ritual durch, von dem ich Rose nichts erzählte: ich prägte mir ihre Tätowierungen ein, jedes Einzelne, und auch jede freie Stelle auf ihrem Körper. Ihr Körper war perfekt, schlank, sportlich, straff, übersät von Symbolen, Sprüchen, Zitaten und Zeichnungen, manche von ihr selber skizziert. Ich musste ihn berühren. Ich konnte gar nicht anders.
Während wir knutschten – ich hoffte, so merkte sie nicht die Gezieltheit meiner Finger –, tastete ich die Linien ihrer Körperkunst ab, alle Feinheiten und Hervorhebungen. Die meisten ihrer Tattoos waren mit schwarzer Tinte gestochen, einige jedoch mit Farbe. Sie hatte echt viele.
Auf ihrem Rücken: goldener Phönix aus der Asche, Totenköpfe, grüne Schlingpflanzen, Blumen und Blüten und Dornen, eine Herde dunkler Wildpferde, bläuliche Blitze, ein Schwert mitsamt Heft und Klinge, von Steißbein bis über die Schulterblätter, der Nacken frei. Um ihren rechten Arm wirbelte sich eine geschuppte Schlange, die sich vor dem Handgelenk spaltete und mehrere Köpfe nach ihrer Hand beißen ließ. Das Reptil war verziert mit Perlen und Federschmuck. Auf ihrem linken Arm hingegen erstreckte sich ein Uhrwerk aus Treppen zu einem surrealer werdenden Gespann aus Zeit und Raum, und drumherum reihten sich Computerzeichen- und symbole, Zahlen, deren Code ich nicht entziffern konnte. Die Buchstaben zu LIEBE teilten sich auf den Fingerrücken ihrer linken Hand. Eine pinke Rose gähnte darunter ihr dralles Blütenwerk. Auf Brust und Bauch schwang ein prächtiger Falke sein Gefieder, über ihm schwebte die magentafarbene-azurblaue Feder eines fremden Vogels. Die Rippengegend war bewölkt von einem stürmischen Gewitter. Die Tätowierungen auf den Beinen waren größtenteils schwarz und düsterer. Der Mondzyklus steppte sich auf ihrem rechten Innenschenkel, auf der anderen Seite verfinsterten Sonnen, und die Planeten formten einen Zirkel, der von einer Sense durchschnitten wurde. Dort waren die Worte graviert: »Die Sterne sind tot, solange wir sie dem Unbekannten ausliefern«. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete.
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A Baptism of Fire - Hawk's Eyes Serie
Fantascienza"Schockierend, düster, romantisch" Vor sieben Jahren hat Kaya ihre Eltern bei einem Anschlag verloren. Seitdem ist sie besessen von dem Ziel, sich an den Terroristen zu rächen, die dafür verantwortlich sind. Ihr Plan, eine Zukunft bei FIRMA anzufang...